siehe auch das parallele posting IS 10/99: 
 "Wer ist die UCK? Und welche Rolle spielt sie für die NATO?"

 
 
Internet Statement 9/99  vom  2.04.99
 

Gründe der Fluchtbewegung im Kosovo

Wenn es um Kriegshetze geht, wenn die Selbstgerechtigkeit ins Absurde gesteigert wird und der Gegner bis ins Absurde verteufelt wird, dann läßt sich die deutsche Propaganda nicht gern überbieten. Das war schon früher so, z.B. vor 60 Jahren. Was ARD und ZDF, Schröder, Scharping, Fischer etc. jetzt in Beziehung auf die Fluchtbewegung aus dem Kosovo bieten, stammt aus dieser Schule.

Wenn Nacht für Nacht Bomben der NATO Pristina und andere Orte zerstören - keineswegs bloß, wie die Propagandaleier lautet, Anlagen von Militär und Polizei, sondern normale Fabriken, Zivilgebäude usw. - wenn die NATO öffentlich debattiert, ob sie demnächst mit 200.000 Mann im Kosovo einmarschieren soll, dann sollen das wohl keine Gründe sein, aus dieser Provinz zu fliehen? Wenn die sog. UCK eine sog. Generalmobilmachung verkündet und alle Männer von 18 bis 50 Jahren zum Kampf als Kanonenfutter der NATO reklamiert, ist das kein Grund zur Flucht? Es ist völlig verdreht, den Grund der Fluchtbewegung ausschließlich im Vorgehen des serbischen Militärs zu sehen. 

Zum einen gibt es ein Vorgehen des serbischen Militärs, das völlig gerechtfertigt ist: wenn die NATO einen Krieg beginnt, weil Jugoslawien ihr nicht die Besetzung eines Landesteiles erlaubt, wenn sie dabei ist, mit Hilfe der UCK-Separatisten und unter Einsatz ihrer ganzen Macht den Kosovo von Serbien und Jugoslawien abzutrennen, dann hat die Regierung ja wohl das Recht, militärisch dagegen vorzugehen. Zu diesem Recht gehört selbstverständlich auch die Ausschaltung von Separatisten, die nach noch mehr Aggression der NATO schreien. Es kann dabei überhaupt nicht ausgeschlossen werden, daß auch Teile der Zivilbevölkerung vertrieben werden, von denen das Land, das sich verteidigt, befürchten muß, daß sie dem Aggressor Hilfe leisten. Es kann zum andern auch sein, daß Teile der Zivilbevölkerung zwischen Separatisten und Regierung zwischen die Fronten kommen und fliehen, und es kann schließlich auch nicht ausgeschlossen werden, daß die serbische Gegenreaktion über das Ziel hinausschießt - aber was wäre das gegenüber dem NATO-Angriff auf das Land? 

Es muß festgehalten werden: was jetzt im Kosovo an menschlichem Leid entsteht, was an Flüchtlingsproblemen auf die Nachbarasstaaten und natürlich im weiteren auch auf Deutschland und andere europäische Staaten zukommt, ist zu 90% eine Konsequenz des NATO-Angriffs auf Jugoslawien. Es ist eine völlige Vereinseitigung, eine Lüge, wenn z.B. von Scharping behauptet wird, daß eine Fluchtbewegung schon zuvor von den serbischen Behörden in Gang gesetzt worden sei. Seit 1997 hat die sog. UCK einen Kleinkrieg zur Abtrennung des Kosovo von Jugoslawien eröffnet und zahlreiche Attentate begangen; zur Unterstützung dieser Abtrennung droht die NATO spätestens seit Juni 1998 Jugoslawien mit Krieg, wenn sie nicht den Kosovo besetzen dürfe.Es ist völlig offensichtlich, daß auch nach dem Oktober-Abkommen von 1998 zwischen Holbrooke und Milosevic mit der Stationierung der OSZE-Beobachter die UCK keineswegs bereit war, ihre Terrorakte einzustellen, sondern sie hat sie fortgesetzt mit dem Ziel, das serbische Militär weiter zu provozieren und sog. Gründe für das angestrebte und als einzigen Ausweg betrachtete Bombardement der NATO zu schaffen. Es ist ebenso offensichtlich, daß aus dem Kleinkrieg der letzten zwei Jahre durch Betreiben der UCK und der NATO ein großer Krieg geworden ist, und erst dieser konnte und mußte Fluchtbewegungen von vielleicht Hunderttausenden von Menschen ins Ausland erzwingen. 

Natürlich sind auch bereits vorher unter der bedrohlichen Lage, die sich seit langem zusammengezogen hatte, Menschen innerhalb des Kosovo und ins Ausland geflohen, aber die jetzige Massenflucht, mit der die NATO ihre weitere Intensivierung des Krieges rechtfertigen will, ist weitgehend das Produkt der NATO-Strategie selbst. 

  Walter Grobe
  (Redaktion Neue Einheit)
  2.04.99