Internet-Statement 2003-4

 

Nochmals: Was zuviel ist, ist zuviel!
Die "Autonome Antifa" jetzt offen für den US-Krieg gegen Irak

In einem Interview der "Junge Welt" v. 1.2.03 werden einem Aktivisten der "Autononomen Antifa Nordost Berlin" Fragen gestellt wie, warum "Antifaschisten wie die der AANO" Probleme hätten, den Krieg auf seinen imperialistischen Kern zu bringen, warum "die jugendliche Antifabewegung" durch Abwesenheit bei den Antikriegsprotesten glänze, usw.

Das geht durchaus in der Richtung unserer Kritik in "Was zuviel ist, ist zuviel! Über die antikommunistischen Aussagen des Aufrufs der sog. ‚Antifaschistischen Aktion Berlin' ".

Seine Antwort macht klar, daß er und seinesgleichen tatsächlich unverhohlen für den Krieg der USA und anderer gegen den Irak sind.

Er sagt u.a.:

"Eine emanzipatorische Entwicklung des Landes kann zur Zeit nur mit einem militärischen Angriff gedacht werden."
"Von Saddam zu einem bürgerlich-demokratischen System zu kommen, wäre eine Emanzipation. Wahlen zu haben, ja selbst eine amerikanische Militärverwaltung für eine Übergangszeit, wäre für die irakischen Menschen ein zivilisatorischer Fortschritt. Das hat nichts mit Eurozentrismus zu tun. Es geht darum, was im Hier und Jetzt möglich ist. Wenn nach einem Krieg eine bürgerlich-kapitalistische Entwicklung möglich ist, wäre er zu rechtfertigen."

Unsere Kritik an den Tendenzen auf seiten von "Autonomen" und "Antifa", die USA-Politik zu rechtfertigen, die wir in dem genannten Artikel geübt haben, erfährt hier eine überaus deutliche Bestätigung. Es hieß z.B.:

"Man macht sich zum Wächter, zum Ankläger, daß der Irak angeblich Massenvernichtungswaffen besitze, die er im Verein mit anderen kapitalistischen Staaten, insbesondere Deutschland, erworben habe.
Von dem Irak wird gesprochen, als wenn es darum ginge, man müsse die Bedrohung der Welt durch den Irak bekämpfen!
Die Bedrohung der Welt durch den Irak ist nichts als eine Erfindung der US-amerikanischen Propaganda wie auch der Propaganda anderer kapitalistischer und imperialistischer Staaten.
Der kleine Irak kann allenfalls Nachbarstaaten bedrohen, insgesamt aber ist er selber bedroht, schon seit langem."

Im Zusammenhang sagt der "Autonomen"-Aktivist, der unter dem Pseudonym "Thomas Sayinski" spricht, gegenüber der "Junge Welt":

"Wir müssen uns allerdings die Frage stellen: Wie gehe ich mit einem Terrorregime um, in dem sich der Diktator als zweiter Saladin sieht? Wie bekämpfe ich ein Regime, das Kuwait überfallen hat und die gesamte Region in Brand setzen will? Wie bekämpfe ich ein Regime, das weltweit rechte, religiöse, nationalistische und islamistische Gruppen und Strukturen unterstützt, die antiemanzipatorisch agieren?
Wir können diese Fragen nicht mit Ja oder Nein beantworten - und das ist im Prinzip unsere Antwort. Wir sagen einerseits, andererseits: Einerseits kann man sich nicht hinstellen und sagen, dieser Krieg ist okay. Andererseits kann man nicht die Position beziehen, wonach dieser Krieg nicht stattzufinden und Saddam Hussein die nächsten 20 Jahre weiter an der Macht zu bleiben hat.
Frage: Letzteres ist nicht automatisch Konsequenz aus dem ersten - kein Krieg, dann Saddam?
Thomas Sayinski: Die irakische Opposition ist offensichtlich nicht dazu in der Lage, Saddam Hussein zu stürzen. Das ist O-Ton von den Kommunisten bis hin zu bürgerlichen Oppositionskräften des Irak. Das heißt, auch wenn ich gegen Krieg bin, eine emanzipatorische Entwicklung des Landes kann zur Zeit nur mit einem militärischen Angriff gedacht werden. Diese Problematik kann ich nicht einfach vom Tisch hauen."

Diese sog. "Fragen" von Thomas Sayinski entstammen wörtlich dem Arsenal der Propaganda der USA. "Wie gehe ich mit einem Terrorregime um..." - hier tut jemand so, als könne es überhaupt "unsere" Aufgabe sein, die inneren Verhältnisse des Irak zu ordnen, und landet prompt bei der Unterstützung der US-Miltärmaschine.

Wir brauchen keine "Fragen" der Imperialisten. Aber wirklich interessant wäre es, um was für eine "Opposition gegen die kapitalistische Gesellschaft" es sich überhaupt bei einer Richtung handelt, die sich in dieser Direktheit zum Sprachrohr des Oberherrn macht. Dies geschieht gerade in einer Situation, wo den USA weltweit u.a. durch eine Bewegung gegen den Krieg widersprochen wird, und wo er auch Probleme selbst mit imperialistischen Bündnispartnern und bisherigen Vasallen bekommt, wie es jetzt an der Irak-Frage in nie dagewesener Deutlichkeit geschieht. Wem gegenüber ist diese Richtung eigentlich "autonom", und wem gegenüber nicht ?

Ein anderer Gesprächspartner in diesem Interview, Michael Kronewetter von der "Antifaschistischen Aktion Berlin" (AAB), kritisiert hier gleichfalls die "Autonome Antifa" und spricht sich deutlich für die Bewegung gegen den US-Krieg aus. Das ist zu begrüßen, räumt allerdings nicht unsere Kritik an dem Aufruf der AAB zu der LL-Demonstration aus, in dem die von uns kritisierten Passagen über die angebliche Gefährlichkeit des Irak durchaus enthalten waren und darüberhinaus massive antikommunistische Attacken versucht wurden.

W.Grobe
2.2.2003

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