Neue Einheit  -  Internet Statement 2003-17

 

Die Waffen des weltweiten militärischen Terrors - die Militärmaschine der USA

10.04.03         

Die bisherigen drei Kriegswochen haben das Waffenarsenal der USA sowie ihre Informations-, Kommunikations- und Führungsmöglichkeiten der Welt in ganz anderer Weise offenbart als noch die Kriege gegen den Irak von 1991 und gegen Serbien von 1999. Daneben zeigen sich auch noch weitere Faktoren wie ihre Fähigkeiten zur politischen Einflußnahme auf der gegnerischen Seite, und auch die arrogante, fundamentalistische, brutale Mentalität der Maschinerie, die sich das US-Kapital da aufgebaut hat, vom Präsidenten bis herunter zum einfachen Söldner.

Was wurde auf dem Gebiet der Waffen geschaffen? Ohne über militärisches Fachwissen zu verfügen, hat man den Eindruck, es handelt sich um ein lückenloses System, von der Ausrüstung und Führung des einzelnen Infanteriekämpfers über die Panzer, die treffsicherer und weiter schießen als die der potentiellen Gegner und besser gepanzert sind, über die perfektionierten Nachtsichtfähigkeiten, über Bomben jeder Art und Größe sowie weitere Waffen, die aus der Luft eingesetzt werden können, bis hin zu den schwersten Nuklearwaffen und Interkontinentalraketen, die für Situationen in der Hinterhand gehalten werden, wo die USA in ernsthafte Schwierigkeiten geraten könnten. Die weltweite Mobilität des US-Militärs über Lufttransport und Seestreitkräfte ist einzigartig. Aus dem Weltraum wird mit Dutzenden von Satelliten schon seit langem jeder Fleck der Erde beobachtet und die Koordination von Aktionen wo auch immer vorbereitet. Ein wesentlicher Faktor ist auch anscheinend die Nahzusammenfassung von vielen Beobachtungen und Überwachungen des Geschehens auf dem konkreten Schlachtfeld. So wurde z.B. angeführt, daß über die sog. Drohnen jede kleinere Bewegung des Gegner auf dem Gefechtsfeld in Echtzeit auf den Bildschirmen der US-Kommandeure verfolgt werden kann, während es auf der Gegenseite auch nicht annähernd eine solche Aufklärung gibt, sodaß man sich vorstellen kann, wie die gegnerischen Abteilungen im Grunde blind in die US-Positionen hineinrennen müssen bzw. unversehens von deren Attacken überfallen werden.

Die USA haben in den vergangenen 10 - 15 Jahren ein System der Waffentechnologie und der Kriegführung aufgebaut, auf das die übrige Welt viel zu wenig Augenmerk gerichtet hat. Jetzt steht sie konsterniert und ohne eigene adäquate Techniken der Gegenwehr davor. Die USA haben ihre weltbeherrschende Stellung in internationalen Finanzkapitalismus ausgenutzt, um gigantische Kapitalien und überlegene Wissenschaftlerkräfte aus der ganzen Welt bei sich zu konzentrieren und diese Maschinerie zu entwickeln. Erhebliche Teile der Profite aus der massiven Ausbeutung von hunderten von Millionen Proletariern auf der ganzen Welt einschließlich der USA selbst fließen in diesen Apparat, das schließt auch solche Profite z.T. ein, die andere Teile des internationalen Finanzkapitals an die USA gezwungermaßen abgegeben müssen und natürlich nach dieser Demonstration der Stärke in erhöhtem Maße abgeben sollen.
Während in Europa und anderswo die öffentliche Debatte von der „Friedensdividende“, von der langfristigen Senkung der Rüstungsausgaben, vom Verzicht auf Nuklearwaffen und sogar auf Atomtechnik überhaupt, vom Vorrang der Diplomatie usw. erfüllt war Anmerkung, haben die USA einen Apparat aufgebaut, der das militärische Instrument zu ihrer gleichzeitig entwickelten Doktrin der sog. Präventivkriege darstellt, d.h. zu ihrer Anmaßung überall und jederzeit auf der Welt gegen jeden Gegner, der sich ihrem Ausbeutungssystem nicht unterordnet, einzugreifen. Dabei spielen Völkerrecht, Diplomatie, bspw. die UN, Verträge usf. selbstverständlich nur Hilfsrollen und können beiseitegeworfen werden, wenn es dem US-Imperialismus besser scheint.
Diese Rüstung und diese Politik richten sich keineswegs nur gegen schwache Staaten der Dritten Welt wie den Irak. Sie sind in der Perspektive ganz klar gegen diejenigen Mächte gerichtet, die von ihren Interessen her sich gleichfalls nicht den USA unterordnen können und andererseits von ihrem wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Potential her eher in der Lage wären als der Irak, militärische Gegenkräfte aufzubauen.

Man kann ganz einfach sagen, daß es in der heutigen Welt keine einzelne Macht und auch keine Koalition von Mächten gibt, die der Militärmaschinerie der USA auch nur annähernd Paroli bieten könnte. Der gesamte Erdball ist von den USA längst vermessen und in militärische Zielplanungen einbezogen. Das gilt selbstverständlich auch für die europäischen Staaten, Rußland und andere Bereiche.
Während Rußlands Waffentechnologie und auch seine Aufklärung seit langem dahindämmern und verrotten, sind europäische Staaten bisher noch nicht einmal in der Lage gewesen, eine Weltraumaufklärung zu installieren, die sie in eventuellen Auseinandersetzungen mit den USA jedenfalls benötigen würden. Die geplanten Galileo-Satelliten sind noch lange nicht oben, und wenn sie überhaupt dahin gelangen sollten, erhebt sich die Frage, ob sie gegen Abschuß geschützt werden könnten. Während es auf seiten der USA nach wie vor viele Tausende von nuklearen Strengköpfen auf Interkontinentalraketen gibt, die jeden Punkt der Erde erreichen können, gibt es auf seiten der Europäer und der Chinesen nur wenige Waffen, die prinzipiell überhaupt das Territorium der USA erreichen könnten, die der Russen sind möglicherweise bereits zu großen Teilen unbrauchbar, von der politischen Schwäche aller dieser Mächte einmal abgesehen. Und sollten die USA mit ihrem ABM-System (Abwehr von Raketen, die die USA treffen könnten) in den nächsten Jahren entscheidend vorankommen, woran kein Zweifel besteht, dann sind auch alle diese Waffen entwertet. Dann würde es nach den Vorstellungen der USA überhaupt keine militärische Kraft mehr geben, die auch nur annähernd das US-Territorium ankratzen kann, während die ganze Welt unter dem potentiellen Terror von US-Eingreiftruppen, Raketen usw. stehen würde. Dies sind Vorstellungen, die von der Welt niemals hingenommen werden können und Gegenkräfte wecken.

Was im Irak-Krieg jetzt demonstriert wird, ist die von Bush so genannte „Präventivkriegs-Doktrin“, d.h. der Anspruch auf weltweite militärfaschistische Diktatur zusammen mit dem dazugehörigen militärischen Instrumentarium. Davon wird jetzt allerdings nur ein Teil, die kleineren Waffen, gezeigt, die für ein Land wie den Irak ausreichend erscheinen. Das Prinzip wird jedoch klar.

Wir beschränken uns hier auf eine solche Feststellung dessen, was ein militärischer Laie aus den allgemeinen Nachrichten über die militärischen Kräfteverhältnisse und die Tendenzen der militärischen Entwicklung der USA ableiten kann. Diese Fragen werden unserer Meinung nach in den politischen Auseinandersetzungen der nächsten Jahre in aller Welt und nicht zuletzt in Europa eines sehr große Rolle spielen. Daher sollte über die bestehenden Kräfteverhältnisse und die Politik der USA von vornherein keine beschönigende Unklarheit bestehenbleiben.

wgr
10.4.03


Anmerkung: Die hier vertretene Einschätzung wurde inzwischen von Klaus Sender prinzipiell kritisiert. Siehe Internet Statement 2003-20.

 

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