Neue Einheit  -  Internet Statement 2003-19

 

Die Plünderungen und die Verwüstungen archäologischer Schätze im Irak unter der Verantwortung der USA

In Baghdad und anderwärts im Irak finden nach der Besetzung durch die USA und die Briten seit mehreren Tagen Zerstörungen und Plünderungen statt, die in ihrer Bedeutung dem unmittelbaren militärischen Terror gegen die Bevölkerung durchaus an die Seite gestellt werden müssen, in mancher Hinsicht ihn sogar übertrumpfen. Hier wurde mit Duldung durch die Truppen, ja mit öffentlicher Billigung durch Rumsfeld und andere, und nach manchen Berichten mit direkter Anstachelung und Organisierung durch die Truppen der USA und der Briten, ein Mob auf entscheidende Kultureinrichtungen und -güter, auf elementare Einrichtungen zum Schutz des Lebens der Bevölkerung wie Krankenhäuser und auch auf das private Eigentum irakischer Bürger losgehetzt, der nichtwiedergutzumachende Verluste angerichtet hat. Das irakische Nationalmuseum, ein einzigartig wichtiges Museum in der Welt, ist völlig ausgeraubt und vandalisiert. Selbst die Gesetzes-Stele des Hammurabi soll verschwunden sein. Das übertrifft in seiner Bedeutung noch bei weitem die Zerstörung buddhistischer Denkmäler durch die Taliban, die selbst ebenfalls einen lange Zeit mit den USA liierten Mob dargestellt haben
Daß sich nun ein Powell zu Wort meldet, kann davon nicht ablenken. Jetzt Tage später, nachdem die Zerstörung und der Raub geschehen sind, nachdem Rumsfeld sein Verständnis dafür geäußert hat, und vor allem nachdem weltweit Protest dagegen aufgekommen ist, mußte natürlich ein Vertreter der USA auftreten, der Worte gegen die Verbrechen macht. Diese Rollenverteilung zwischen denen, die den Terror anheizen, und denen, die Bedauern, Mäßigung und Demokratie heucheln, ist ein übliches Vorgehen der US-Imperialisten.

Das irakische Volk steht entsetzt davor, was in seinen Reihen jetzt möglich zu sein scheint. Die Vergiftung des sozialen und politischen Klimas innerhalb des irakischen Volkes durch diese Verbrechen soll den USA offensichtlich die ihnen gemäße Grundlage für die Errichtung ihrer Diktatur schaffen.

Die Angriffe auf das irakische Nationalmuseum und wahrscheinlich viele andere Stellen, die Abfackelung der Nationalbibliothek und weiterer Bibliotheken, dies wohlgemerkt noch Tage nachdem die USA öffentlich zu erklären gezwungen waren, sie würden angeblich gegen die Plünderungen vorgehen, sind Angriffe auf die kulturellen Grundlagen und das Wissen der Menschheit insgesamt. Die alte mesopotamische Zivilisation, deren Zeugnisse hier zum großen Teil zusammengetragen waren, war ein entscheidender Beitrag zur Entwicklung der Menschheit in einer bestimmten Phase, etwa von 3500 vor unserer Zeitrechnung über mehrere Jahrtausende hin. Ihr Studium durch Wissenschaftler aus vielen Ländern der Welt hat ganz wesentlich dazu beigetragen, daß die heutige Menschheit ihre eigene soziale, ökonomisch- politische und kulturelle Entwicklung geschichtlich zu verstehen gelernt hat, und ist insbesondere auch für das Verständnis der geschichtlichen Entstehung der Religionen, darunter gerade der jüdischen und der damit verknüpften christlichen Religion, von entscheidender Bedeutung.

Wenn man sich erinnert, daß bereits im Krieg von 1991 Kulturdenkmäler des Irak ohne militärische Begründungen von den USA absichtlich zerstört wurden, und jetzt sieht, welche Ziele sich die neue Zerstörungswelle gesucht hat, wenn man die perfiden Verlautbarungen aus US-Regierung und Militär hört, kommt man nicht umhin, hier Absicht und Systematik zu erkennen. Sie arbeiten systematisch daran, das irakische Volk und die Menschheit dieser archäologischen Schätze, die wie in keinem anderen Land des Mittleren Ostens außer vielleicht Ägypten im Irak konzentriert sind, zu berauben.

Was jetzt der angestachelte Mob in Irak, unter Aufsicht der USA-Truppen, vollbracht hat, passt durchaus zu dem, worauf christliche Fundamentalisten zur Schande der Kultur in den USA seit langem drängen, daß an den Schulen statt der Entwicklungslehre die Schöpfungsgeschichte gelehrt wird. Es wird versucht, den Menschen das erlangte Verständnis über ihre eigene Entwicklungsgeschichte wieder zu entziehen. Nach dem Willen bestimmter Kräfte in den USA sollen sie zum bewußtlosen Material internationaler kapitalistischer Ausbeutung und Schlächterei unter ihrer Führung degradiert werden.

Aber wie die ganze Kriegsführung gegen den Irak, offenbaren diese Zerstörungen vor der Welt wieder mehr den wahren Charakter der Herrschaft, die der US-Imperialismus mit diesem Krieg und wohl weiteren Kriegen aufrechterhalten bzw. ausdehnen will.

wgr 14.04.03

 

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