Internet Statement 2010-46

 

Eine wirklich abenteuerliche Story

Zu der Veröffentlichung einer Aktennotiz im Fall Heisig durch die Generalstaatsanwaltschaft Berlin

Maria Weiß  8.12.2010    

Zu der abenteuerlichen Story, die jetzt von der Generalstaatsanwaltschaft in Berlin, auf massiven öffentlichen Druck und massiven Druck einer Einzelperson hin, zum Tode von Kirsten Heisig herausgegeben wurde.

Diese Story läßt wirklich kaum noch etwas zu wünschen übrig an Abenteurertum. Das soll mal jemand erklären, was da in den angeblichen Ermittlungsakten steht! Erstens gibt es immer noch die Frage nach dem Warum, und dafür wird kein einziger Grund angegeben. Und zweitens sind die dort beschriebenen Umstände dermaßen abenteuerlich und kraß, daß sie wirklich die Unglaubwürdigkeit der ganzen Theorie über den angeblichen Selbstmord von Kirsten Heisig nur noch bestärken können.

Da soll sich also jemand selbst mit Beruhigungstabletten vollgestopft haben, und dann äußerst geplant und gezielt seinen Wagen abgestellt haben, die eigene Handtasche ausgeräumt haben und den Dienstausweis auch noch schön akkurat oben drauf gelegt haben. Um anschließend zu einem halbkilometerlichen Marsch in den Wald zu verschwinden, ausgerüstet mit einem Seil, einer Strickjacke und zwei Trinkflaschen (!), um in einem dichten Gebüsch, welches das Auge eines Spaziergängers von außen kaum zu durchdringen vermag, sich einen Baum auszuwählen mit einem (ausreichend) dicken Ast (eine gewisse Dicke muß der ja nun gehabt haben, es wird nicht angegeben, welchen Durchmesser der hatte), um alsdann in 2 Meter 30 cm Höhe (ich weiß nicht, wie groß Frau Heisig gewesen ist, sicherlich aber keine 2 Meter, um erfolgreich in dieser Höhe ein Seil zu verknoten) diesen Ast am äußeren Ende herunterzubiegen, um dann am anderen Ende (über die Länge des Astes wird ebenfalls nichts gesagt, aber ganz kurz kann er nicht gewesen sein, sonst hätte man ihn nicht biegen können) gleichzeitig ein Seil zu verknoten, um sich dann anschließend die Schlinge am Ende dieses Seils selbst um den Hals zu legen und sozusagen darein zu springen!!! Ja das muß mir mal jemand erklären, wie das möglich sein soll.
Vorher hat sie noch die Strickjacke sowie zwei Trinkflaschen abgelegt, die halb leer getrunken waren!

So etwas dürfte meiner Ansicht nach sowohl technisch, als auch vom medizinisch komplexen Standpunkt aus, nicht möglich sein, da das vegetative Nervensystem auch unabhängig von der wissentlichen und willentlichen Einwirkung normalerweise einen derartigen Lebenswillen an den Tag legt, daß es nicht glaubhaft ist, was hier in der Aktennotiz behauptet wird: daß sich jemand freiwillig und mit der entsprechenden Vehemenz und Wucht in eine solche Schlinge selbst hinein wirft. Das ist auch vollkommen unüblich und noch nie beschrieben worden, so etwas, meiner Kenntnis nach. Im Allgemeinen ist es so, daß ein Stuhl oder Hocker aufgestellt wird, der dann weggestoßen wird. Dieses Moment des Wegstoßens ist aber nicht vergleichbar mit dem Willen, der aufgebracht werden muß, um sich in eine solche „Hängepartie“ zu stürzen, wie das hier beschrieben wird. So etwas macht das Nervensystem einfach nicht mit, zumal es obendrein unsicher ist, ob es funktioniert, denn die Wucht muß ja entsprechend groß sein. Sie ist zum Beispiel dann, wenn man durch das Wegstoßen eines Stuhles mit seinem ganzen Körpergewicht heruntersackt, eine ganz andere, als in dem Fall, wo man diese selbst durch Kraftaufwendung erzeugen muß. Für das Wegstoßen eines Stuhls bedarf es nur einer minimalen Bewegung der Fußspitze. Um sich aber in eine solche Schlinge zu stürzen, ist schon mächtig was an Willen notwendig, und an körperlicher Energie. Sich irgendwo auf die Gleise zu stellen und zu warten bis der Zug kommt, wie zum Beispiel im Fall Enke es dargestellt wurde, so was ist auch ungeheuer brutal, aber die spontane Wucht des Überfahrenwerdens ist nicht eine, die man selbst erzeugen muß. Das ist der Unterschied. Diesen Punkt kann der Herr Generalstaatsanwalt von Berlin ja mal erläutern, wie so etwas geschehen kann.

Übrigens, woraus schöpft man überhaupt die angebliche Erkenntnis, daß dieses Seil schon vorher um den Hals gelegt worden ist? Wäre es nicht auch denkbar, daß dieses sozusagen als eine Art Fallstrick von anderer Seite so angelegt worden ist?
Wer hat denn bewiesen, daß es sich bei der gefundenen Toten überhaupt um Frau Heisig gehandelt hat? Ist diese überhaupt identifiziert worden? Darüber gibt es keinerlei Aussage in dem Protokoll.

Zurück zu der dort gelieferten Beschreibung. Daß diese etwa als Beweis dafür tauglich ist, dass ein Fremdverschulden, wie es lautet, auszuschließen sei, kann und muß angezweifelt werden. Wer sagt denn, dass nicht auch etwas ganz Anderes vorgefallen ist, nämlich dass die gefundene Person - egal ob es sich um Frau Heisig dabei handelt oder nicht - während des Laufens (oder auch am Gehens) quasi in diese Schlinge hineingelaufen ist, und zwar nicht etwa aufgrund eigenen Willens, sondern unabsichtlich. Die Möglichkeit einer solchen tödlichen Falle jedenfalls ist keineswegs völlig auszuschließen.

Es ist nach wie vor nicht erklärt und äußerst unwahrscheinlich, daß ein Mensch wie Frau Heisig etwas Derartiges überhaupt tut, und das obendrein ohne die geringste Erklärung dafür zu hinterlassen. Das ist nach wie vor vollkommen unglaubwürdig. Auch daß sie angeblich kurz vorher ihrer Rechtsanwältin mitgeteilt haben soll, wo sie im Fall ihres Todes beerdigt werden wollte, besagt gar nichts über irgendwelche Absichten, selbst ihr Leben zu beenden. So etwas kann auch ein Mensch sagen, der sich bedroht fühlt. Und dafür, daß dies durchaus der Fall gewesen ist, spricht zum Beispiel ihre Äußerung in ihrem posthum erschienenen Buch, wo sie an einer Stelle schreibt, daß „Angst ein schlechter Ratgeber“ ist. Eine Äußerung, die übrigens auch Hartmut Dicke noch kurz vor seinem plötzlichen Tod im April 2008, der bis jetzt nicht aufgeklärt werden konnte, auf einem Notizzettel aufgeschrieben hatte.

Insgesamt kann man zu dieser Aktennotizveröffentlichung nur bemerken: Falsch gewettet! So billig kommt ihr nicht davon!

Die ganze Theorie ist überhaupt völlig ominös. Soll sie etwa erst selbst den Ast runtergezogen haben, und das Seil dann befestigt haben, mit einem Knoten, sich dann die Schlinge um den Hals gelegt haben und dann mit kräftigem Anlauf unter dem Ast langgelaufen sein? Das kann mal jemand erklären, wie das möglich sein soll. Das würde ja eher einer Art Selbsterwürgung gleich kommen. Das ist mehr als unglaubwürdig. Nehmen wir mal den Fall, jemand will sich mit einer Pistole erschießen. Da reicht ein Fingerdruck, eine ganz leichte Bewegung des Fingers, um den tödlichen Schuß auszulösen. Beim Erhängen reicht ebenfalls eine ganz leichte Bewegung des Fußes, um den Hocker wegzustoßen. Und die Wucht ist entsprechend groß, durch das Körpergewicht, so daß es funktioniert. In diesem Fall aber muß die Wucht erstmal selbst erzeugt werden und es ist keineswegs sicher ob es funktioniert. Das können Sie dem Weihnachtsmann erzählen, Herr Staatsanwalt. Und selbst dieser, sollte er denn einen Funken von Intelligenz und Rückgrat besitzen, würde Ihnen das nicht abkaufen.

Für eine solche Aktion, mit großem Kraftaufwand willentlich in den Tod zu laufen, gehört eine ganz beträchtliche Energie und Willenskraft, und diese soll ausgerechnet ein Mensch aufbringen, der sich angeblich vorher mit einer großen Menge Beruhigungspillen zugedröhnt haben soll? Und ansonsten keinerlei Grund zu erkennen gegeben hat, warum es denn vollführt wird.

Man fragt sich obendrein hier, warum für eine solche Story überhaupt erst ein Gerichtsurteil notwendig gewesen ist.

 

 

 

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Oberverwaltungsgericht bejaht Anspruch der Presse auf Auskunft über die Begleitumstände des Todes der Berliner Jugendrichterin Kirsten Heisig  15.11.2010

Dokument:
Auskunft der Generalstaats-anwaltschaft vom 19.11.2010 zum Tod von Kirsten Heisig

 

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Wie ein mafiotischer Codex - Der abrupte Tod der Berliner Richterin Kirsten Heisig ist keineswegs aufgeklärt! Die These vom angeblichen Selbstmord ist unglaubwürdig.  Maria Weiß 12.7.2010

Nachtrag: Was sagt denn der Fall des Todes der Richterin Kirsten Heisig über Verhältnisse der Gesellschaft in Berlin aus?   Maria Weiß 20.08.2010

Über richtige und falsche Kombinationen    Zu der Feier zu Ehren der Richterin Kirsten Heisig im Bezirk Neukölln: Vielen Dank, Herr Buschkowsky! - Das ist genau das, was noch gefehlt hat Maria Weiß 23.09. / 3.10.2010

 

 

 

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