Internet Statement 2012-22

 

Grundsätzliches zur EU- und zur Euro-Problematik

Maria Weiß 16.07.2012     

Was ist eigentlich die gesellschaftliche und sozial-ökonomische Grundlage der EU? Diese Grundlage ist der Kapitalismus. Diese ganze EU ist doch überhaupt in gar keiner Weise homogen. Was soll da eigentlich vereint werden?

Man könnte es fast so sehen, daß in gewisser Weise das, was sich jetzt vereinigt hat, zum Beispiel unter der gemeinsamen Währung, das sind nur die alten, traditionellen europäischen Staaten, welche sich auf diese Weise erhoffen, im internationalen Globalisierungsgerangel einen akzeptableren und besseren Platz zu erlangen.

Die ganze EU, die ganze Entstehungsgeschichte, zumindest was die Sache mit dem Euro angeht, ist doch entstanden auf einer Basis eines Aufschwungs des Kapitalismus international auf Grund des Niedergangs der sozialistischen Ökonomie durch den Revisionismus. Ohne das wäre das überhaupt nicht denkbar gewesen.

Nun haben wir aber wieder eine andere Situation. Nun haben wir nicht mehr einen Aufschwung des Kapitalismus, oder des internationalen Kapitalismus, sondern wir haben erneut eine ganz massive Krise dieses Kapitalismus, und unter dem Aspekt dieser Krise sehen sehr viele Dinge natürlich ebenfalls anders aus.

Der eigentliche Hintergrund für diese ganze Entwicklung liegt u. a. schon im Jahr 1976/77 begründet, als auf der Grundlage des Verrats von Deng Xiaoping und anderer revisionistischer Kräfte in China es der internationalen Bourgeoisie gelang, die revolutionären Ansätze der sechziger Jahre in Europa, die sich in neuer Form zunehmend Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre in Westeuropa wieder zu entwickeln begannen, von der chinesischen Revolution, vom chinesischen Sozialismus zu trennen. Darauf gestützt konnte erreicht werden, daß auf diese Weise die revolutionäre Entwicklung auf der Welt einen weiteren Rückschlag strategischer Art erlitt.

Es gelang in der Mitte der siebziger Jahre dem internationalen Kapital, abermals einen beinahe strategischen Sieg über den Sozialismus zu erringen,. Zunächst durch den Umsturz in China, dadurch daß, von Mao Zedong`s Tod im September 1976 beschleunigt, revisionistische, neokapitalistische Kräfte an die Macht gelangen konnten und auf der Grundlage des schon lange stattgefundenen Umsturzes in der Sowjetunion und des Sieges des Revisionismus. gelang es , eine neue kapitalistische Welle global in die Wege zu leiten.

Dieser abermalige strategische Rückschlag des Sozialismus durch die Etablierung des Revisionismus auch in China ist der eigentliche Grund für den schließlich darauf folgenden erneuten (und, wie man gegenwärtig sieht, vorübergehenden) Aufschwung des Kapitalismus und Imperialismus weltweit.

Diese Entwicklung ist auch Grundlage der heutigen Situation, nach wie vor. Und, da der Kapitalismus und der internationale Kapitalismus auch in Form der Globalisierung natürlich seine Krisen in sich birgt und diese auch aufbrechen und aufgebrochen sind und er natürlich diese nicht verbergen kann, sieht die Situation so aus, daß zwar einerseits ganz offensichtlich dieser Kapitalismus zu seinen alten krisenhaften Entwicklungen zurückfindet, auf der anderen Seite jedoch die revolutionären Kräfte diese Situation bislang nur sehr zögerlich nutzen können. Da natürlich die ganzen Generationsunterschiede, die inzwischen stattgefunden haben, die Erfahrungen zum Teil auch nicht in Kontinuität existieren lassen und erstmal wieder neu aufgebaut und gewonnen werden müssen. Dies macht die Problematik der gegenwärtigen Situation und auch ihre Gefährlichkeit aus.

Derweil treibt der Sozialdemokratismus, vor allen Dingen in Westeuropa, seine Blüten

Die deutsche Bourgeoisie ist gegenwärtig auf dem besten Weg dazu, sich wieder in eine ähnliche Lage wie vor dem ersten Weltkrieg zu begeben, nämlich eines Sitzens zwischen allen Stühlen.
Überhaupt ist die gegenwärtige Lage in gewisser Weise mit der Lage vor dem ersten Weltkrieg vergleichbar. Allerdings mit dem ganz wesentlichen Unterschied, daß es heute keine wirkliche proletarisch-revolutionäre Bewegung in diesem Land gibt, bis jetzt. Und das ist das Verdienst des Sozialdemokratismus und der sozialdemokratischen Bestochenheit aus den Extraprofiten, welche die Bourgeoisie nach wie vor bestrebt ist, in der ganzen Welt an sich zu ziehen.

Man muß aber zugleich auch aus der Geschichte der zwanziger und dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts lernen Auch damals gab es den Sozialdemokratismus, welcher in diesem Land eine bestimmte Stellung eingenommen hat. Aber es gab vor allem auch eine revolutionäre, kommunistische Bewegung, und aus dem Verhältnis und aus den strategischen Entscheidungen dieser Bewegung muß man lernen für die heutigen Erfordernisse, ebenso wie selbstverständlich auch aus ihren Fehlern gelernt werden muß.

In der Tat befindet sich der gegenwärtige Kapitalismus, sowohl der europäische als auch der amerikanische, in einer tiefen Krise, und niemand von denen weiß, wie er eigentlich dieser Krise Herr werden soll, besser gesagt, wie er sich herausangeln möchte. Selbstverständlich kommen auch kriegerische Absichten auf diese Weise verstärkt auf das Tapet, mitsamt ihrem gefährlichen und zerstörerischen Charakter. Und selbstverständlich verschafft sich auch die Konkurrenz, die kapitalistisch-imperialistischen Kontrahenten in anderen Teilen der Welt, eine Position dagegen, versucht dieses zumindest verstärkt zu tun. Es zeichnen sich zunehmend wieder potentielle Koalitionen einer größeren weltweiten kriegerischen Auseinandersetzung ab, was alarmierend ist und jedenfalls auch sein sollte.

Demgegenüber befindet sich das Proletariat, die Masse der arbeitenden Menschen, die die Werte schaffen und, auf Grund des (inzwischen weltweit wieder dominanten) gesellschaftlichen Systems der privaten Aneignung, diese als Zuwendung an das Kapital zu schaffen gezwungen sind, in einer zu analysierenden Situation, welche beträchtliche Probleme aufwirft und beträchtliche Anforderungen an diese Massen als auch an ihre organisierten Vertreter stellt.

Wie beispielsweise sollen sich die arbeitenden Massen in Europa gegenüber dem Zusammenschluß europäischer Staaten unter kapitalistischem Vorzeichen stellen?

Diese Frage stellt sich momentan wieder sehr aktuell, sie wird sozusagen permanent aufs Tapet gesetzt. Und diese Frage drängt zu einer Lösung.

Das jahrzehntelange Ausweichen der europäischen Bourgeoisie gegenüber der Bewegung des Proletariats, der Arbeiter- und Werktätigen, hat zu einer erheblichen Aufhäufung von Schulden in all diesen Staaten geführt. Schulden, die längst derartige Dimensionen erreicht haben, daß sie nicht einmal in der Zukunft, schon gar nicht der näheren, irgendwelche Aussichten auf Begleichung in sich tragen. Dazu kommt, daß sich diese Staaten auch nicht gleichmäßig entwickelt haben. In Europa kann man sehen, daß einige Staaten, beispielsweise Deutschland, aber auch einige skandinavische Staaten, eine andere Entwicklung genommen haben als zum Beispiel südeuropäische Staaten oder auch sogar Frankreich, welches zentraleuropäisch von erheblichem Gewicht, aber letztlich doch eine etwas unterschiedliche Entwicklung genommen hat als Deutschland beispielsweise, vor allem während der noch stärkeren Deindustrialisierung des letzten Jahrzehnts. Von ehemals sozialistischen Staaten Osteuropas inklusive Rußlands mal ganz zu schweigen. Diese Unterschiede sind dergestalt, daß sie ein Potential beträchtlicher Differenzen in sich bergen.

Das ist auch der Grund für den gegenwärtigen Konflikt über den sogenannten Eurorettungsfond und seine spezielle Ausrichtung, anders gesagt, über die Methode der Bekämpfung der gegenwärtigen Schuldenkrise seitens der Bourgeoisie.

Des weiteren sind auch eine ganze Reihe osteuropäischer Staaten, die zuvor in dem Rahmen des Zusammenschluß ehemals sozialistischer Staaten unter der Führung der Sowjetunion zunehmend vom Revisionismus auch selber erfaßt und vom russischen Sozialimperialismus dominiert wurden, inzwischen herausgebrochen und in den europäischen Zusammenschluß geholt worden, bzw. sich angeschlossen haben. Auch hierin liegt ein nicht unbeträchtliches Konfliktpotential. Das ist zum einen ganz natürlich, weil diese Staaten eben auch ihre Erfahrungen mitbringen und mehr oder weniger nicht gewillt sind, sich nach dem Abschütteln des einen Diktats sogleich unter ein neues zu begeben. Dies ist jedenfalls ein Aspekt, der angesichts gewisser Auseinandersetzungen berücksichtigt werden muß.

Zugleich wird aber durch die Krise des Kapitalismus in den USA, welche man keineswegs unterschätzen sollte, der Druck auf Gesamteuropa erhöht, was dazu angetan ist, einen zusätzlichen Zugzwang gegenüber den Staaten zu etablieren.

Diese ganzen Vorgänge haben selbstverständlich ihre internationale Widerspiegelung in den sogenannten Spekulationsmärkten, keineswegs etwa bloß in US-amerikanischen, sondern vor allem in asiatischen, welche inzwischen längst dazu gestoßen sind und einen ganz erheblichen Einfluß ausüben, die permanent die Entwicklungen unter Druck setzen und unter Zugzwang stellen.

Was verbirgt sich aber dahinter? Und wodurch kann auf diese Weise überhaupt Unterdrucksetzung und Zwang gegenüber einzelnen Staaten oder sogar Staatenverbunden entstehen?

Durch die ungleichmäßige Entwicklung des Kapitalismus und Imperialismus auf der Welt ist natürlich auch der Druck, der durch die verschiedenen Repräsentanten desselben ausgeübt werden kann, sehr unterschiedlich. Aber auch die sozusagen produktive Basis der verschiedenen Mächte ist sehr unterschiedlich. Es gibt auf der einen Seite die Rohstoffbasis und auf der anderen Seite gibt es die Produktionsbasis, und diese versuchen in unterschiedlicher Weise international Druck auszuüben. Rußland beispielsweise, aber auch verschiedenste Staaten des Mittleren Ostens, vor allen Dingen größere, sind vor allen Dingen Repräsentanten der Rohstoffbasis, wohingegen der asiatische Raum, China vor allem, aber auch andere asiatische Länder vor allem die produktive Basis repräsentieren. Die alten kapitalistischen Länder wie zum Beispiel europäische Staaten, aber auch die USA, repräsentieren in gewisser Weise beides, d. h. vor allen Dingen auch einen Restbestandteil der produktiven Basis, beispielsweise in Europa, und in den USA ist es sowohl die Rohstoffbasis, vor allem Öl, als auch noch eine gewisse produktive, wenngleich diese eher zu einer Restbasis zusammengeschmolzen ist.

Auf Grund des Vorganges der Globalisierung repräsentieren diese natürlich keineswegs nur ihre eigene Basis, sondern immer auch die gesamte Basis, die sie international haben, ihre Auslandsunternehmen, Produktionsstätten in anderen Ländern usw. usf., das kann man kaum noch voneinander trennen. Nur daß eben diese selbst auch ständig in der Bewegung sind und sich Dinge ändern. Zum Beispiel gibt es Vorgänge, daß ehemalige Produktionsstätten der Spanier beispielsweise in Argentinien mittlerweile dort nationalisiert worden sind. Oder auch in anderen Ländern, in Brasilien und so weiter. Das geht sämtlichen ursprünglichen kapitalistischen Mächten so, daß ihre Basen zunehmend von den verschiedenen Ländern und Staaten vereinnahmt werden. Oder es entstehen auch doppelte Unternehmungen, wo beides repräsentiert ist.

Was sich zunehmend heraus kristallisiert ist also auch der Widerspruch zwischen der internationalen Produktion und der nationalen Aneignung, welcher sich neben dem Widerspruch, der sowieso überall die Grundlage bildet, zwischen gesellschaftlicher Produktion und individueller Aneignung, herausgebildet hat. Dies führt wiederum zu den verschiedensten weiteren Widersprüchen und Verwicklungen, und darauf basiert auch der Gehalt der neuen Militärstrategie des USA-Imperialismus beispielsweise, der lokalen begrenzten Kriege in seinem Interesse, welche überall auf der Welt statt zu finden haben, je nach dem wie es seinem Interesse entspricht. Dazu im Gegensatz stehen natürlich große Nationalstaaten wie Rußland, China, aber auch Indien und viele andere Staaten, und es bedarf nicht eines großen Fantasiereichtums daraus zu schlußfolgern, was für Verwicklungen und Auseinandersetzungen sich hier eröffnen.

Auch Europa, die europäische Union, aber auch die verschiedenen einzelnen Staaten sind in dieses ganze System involviert. Es läßt sich ganz allgemein konstatieren, daß „freedom“ und „democracy“ überall da auf der Welt durchgesetzt werden müssen, in den Augen des US-Imperialismus, wo sie den betroffenen Kapitalinteressen entsprechen und nach einer Lösung drängen.

Diese Situation führt zu den absurdesten Parallelitäten. Derweil hierzulande bereits das Bundesverfassungsgericht die letzte Instanz zu werden scheint, um die europäische Krise zu lösen, obwohl es dafür gar nicht zuständig ist, kurvt die Regierung dieses Landes in anderen Teilen der Welt herum, um möglichst lukrative Geschäfte in die Wege zu leiten (Waffen inklusive versteht sich). Daran sieht man, daß es derzeit im Grunde ziemlich egal ist, was für ein Klüngel in diesem Land die Regierung bildet, die entscheidenden Weichen werden eh woanders gestellt. Und wie sehr sich auch eine Hertha Däubler-Gmelin oder ein Gregor Gysi oder Andere darüber ereifern, was es denn eigentlich soll, daß hier die Märkte den Taktstock schwingen würden – was wollen sie denn dagegen unternehmen? Worin besteht denn ihr Konzept dem gegenüber? Darüber hat man noch nicht viel gehört, das ewige Gerede von Steuern für diese und Steuern für jene mal beiseite gepackt. Wie gedenken denn sie die Schuldenkrise in diesem Land, in diesen europäischen Staaten lösen, welche historisch bedingt sind, klassenmäßig bedingt sind, die sozialökonomisch bedingt sind? Was für ein gesellschaftliches Konzept wollen sie dem entgegensetzen außer dem der revolutionären sozialen Umwälzung, welche sie allerdings scheuen wie der Teufel das Weihwasser. Das ist die krasse Ironie, die sich darin zeigt. Das ganze vorgegaukelte Hickhack, das ganze angebliche sich gegenseitig die Augen auskratzen, welches vor allem seitdem die Krise sich verschärft, sich zwischen einzelnen europäischen Staaten etabliert hat, führt zu nichts. Entweder man versucht, die gesamte Ökonomie in sämtlichen Staaten auf eine gemeinsame, sich einigermaßen entsprechende Grundlage zu stellen und dann kann man auch eine gemeinsame Währung auf einer stabilen Grundlage aufrecht erhalten, oder aber eben nicht. Wenn das nicht möglich ist, dann kann man nichts machen, dann ist eben das ganze Konzept in gewisser Weise ein falsches gewesen. Aber das erreicht man mit Sicherheit nicht durch irgendwelche Vorschriften oder Eingriffe in nationale Souveränität oder sonst irgendwas, oder indem man versucht Staaten gänzlich los zu werden, wie das beispielsweise in puncto Griechenland offensichtlich geworden ist. Nein, das erreicht man nur damit, indem man überall die ökonomische Basis saniert, sofern dies überhaupt möglich ist. Und das bedeutet auf der anderen Seite unweigerlich Konfrontation mit bestimmten anderen konkurrierenden imperialistischen Mächten. Wenn man sich dieser Konfrontation nicht stellt, dann kann man gar nichts gewinnen.

Auch ein aufstehendes Proletariat beispielsweise, in einzelnen Ländern, würde unweigerlich dieser Konfrontation sich stellen müssen und es würde sich zeigen, wie weit überhaupt die Kräfte da sind, um einer solchen Konfrontation stand zu halten, wie weit tatsächlich die Initiative, die positiven, aufbauenden Potenzen innerhalb eines solchen Landes gehen.

Es soll damit keineswegs gesagt werden, daß so etwas nicht möglich ist. Allerdings mit einer Politik des Ausspielens gegen andere Länder in Europa wird das nicht zustande kommen. Letztendlich kann natürlich nur das Zusammenwirken der werktätigen Massen, der Klasse des Proletariats in Europa zwischen den verschiedenen Ländern wirklich Entscheidendes bewirken. Nur muß dann eben daran auch gearbeitet werden, dann muß eben auch der Kontakt gesucht werden und die Auseinandersetzung mit entsprechenden Kräften in anderen Ländern gesucht werden. Nicht aber sich mehr oder minder auf sich selbst stellen und sagen: wir treten aus dem europäischen Verbund aus, uns ist das alles egal, wir machen hier unsere angeblich revolutionäre Politik und der Rest kann von uns aus den Bach runter gehen. So wird das überhaupt nicht funktionieren, weder in einem Land noch in den übrigen, da kann man sicher sein. Das einzige, das mit einer solchen Politik erreicht wird, ist, sich zum Spielball auf der Gegenseite stehender mächtigerer Kräfte zu machen.

Was folgt aus Alledem? Es folgt daraus im Grunde, daß die gemeinsame Beratung, die Interaktion, die Kritik untereinander aber auch der Zusammenschluß der verschiedenen revolutionären Kräfte in den europäischen Staaten vorangetrieben und massiv verstärkt werden muß. Es muß eine Art europäische Internationale der revolutionären proletarischen Kräfte geschaffen werden, die selbstverständlich auch zu allen internationalen Revolutionären auf anderen Kontinenten engen Kontakt hält und in Auseinandersetzung steht und sich dieser stellt.

Das Motto muß sein: Den Kapitalismus verwerfen, den Revisionismus kritisieren und die proletarische gemeinsame Aktion und Interaktion entwickeln und stärken.

Das Motto ist: Aus der Geschichte lernen, um zu noch größerer interaktiver Kraft zu gelangen.

In der Tat sind Demokratie und Kritik gefragt, auch innerhalb der revolutionären Kräfte, vor allen Dingen unter diesen.

Nicht die Bourgeoisie hat den „europäischen Gedanken“ gepachtet, das Proletariat muß ihn für sich übernehmen.

Der Widerspruch zwischen gesellschaftlicher Produktion und individueller Aneignung, zwischen Arbeit und Kapital, ist der grundlegende Widerspruch, der heute mehr oder minder sämtliche Regionen, Staaten, Nationen und Kontinente auf der ganzen Welt durchzieht. Lösen wir ihn in unserem Interesse, welches sich in diesem Fall mit dem Interesse der gesamten Menschheit deckt. Arbeiten wir daran, ihn in unserem Interesse zu lösen!

Dieser Widerspruch führt inzwischen auf der gesamten Welt dazu, daß im Grunde die Arbeit der Millionen und Milliardenmassen tagtäglich, der ganze Reichtum, der dadurch geschaffen wird, sozusagen dem Gegner zugute kommt, weil er nämlich auf Grund des Systems des Privateigentums an den Produktionsmitteln diesen per Gesetz zur Verfügung steht. Dieses Verhältnis steht mehr denn je auf dem Kopf. Dieses Verhältnis muß endlich den realen Bedingungen angepaßt werden!

Um dies zu gewährleisten ist die Frage, wie ein Staat auszusehen hat der das auch garantiert, der im Stande ist, das zu gewährleisten und zu verteidigen, wie ein solcher Staat, eine solche Gesellschaft auszusehen hat, von grundlegendem Interesse.

Sicherlich ist das weder einfach noch auf einen Schlag zu lösen. Aber hochentwickelte Staaten wie europäische, die die Chance haben, von ihren gesamten geschichtlichen Erfahrungen her solche Problemstellungen zu lösen und Konzepte zu entwickeln, die sollten dies auch tun.

Ein Staat, welcher in der Essenz ein Instrument der Bereicherung einiger Weniger ist im Gegensatz zur überwältigenden Mehrheit, der taugt nichts, egal unter welchem Vorzeichen er steht, ob unter kapitalistischem oder pseudosozialistischem (revisionistischem). Man muß auf die Essenz schauen, auf das, was wirklich vor sich geht. Das ist das Entscheidende.

Mit Ökologismus, diesem nach hinten gerichteten, idealistischen Kuschelkissen der Bourgeoisie, ist allerdings nichts zu bewirken. Dieses Kuschelkissen beruht auf der Ausbeutung, der brutalen Ausbeutung, der Abschnürung von den Möglichkeiten und Ressourcen der weit überwiegenden Mehrheit auf der ganzen Welt und nutzt diesen Widerspruch aus. Daß das in punkto Fortschritt und Befreiung nichts bewirken kann liegt auf der Hand. Von derartigen bestechlichen, dem Kleinbürgertum und der Separatmurkelei auf Kosten Anderer entgegenkommenden reaktionären Ideen muß man sich trennen.

„Die Krise sagt: Bewegt euch!“ So Ursula von der Leyen (gegenwärtig Arbeitsministerin in unserem Land). Das ist nicht verkehrt. Die Frage ist aber, wer sich bewegt und in welche Richtung. Letztendlich ist die ganze Frage, ob Euro oder einzelne Währungen, sekundär. Die wesentliche Frage ist die: in welche Richtung entwickelt sich die Gesellschaft? Und diese essentielle Frage hängt mit Sicherheit nicht von der Währung eines Landes oder auch einer ganzen Region, eines ganzen Kontinents ab. Nicht ohne Grund hat schon Karl Marx vom Fetischcharakter der Ware gesprochen. Und von diesem Fetisch und seiner Vergegenständlichung in Form des Geldes hängen ganze Gesellschaften und ihr Fortschritt mit Sicherheit nicht ab. Man sollte also so daran gehen, daß man sowohl Gemeinsamkeiten als auch Differenzen zuläßt. Wesentlich ist nur, in welche Richtung sich das gesellschaftlich bewegt. Nicht die Währung ist entscheidend, sondern das gesellschaftliche Verhältnis, was dieser zugrunde liegt. Dies ist das, was angepackt werden muß. Das Festhalten an einer Währung, die den Ausbeutercharakter der Gesellschaft ausdrückt und auf Biegen und Brechen garantieren soll, ist sicherlich der verkehrte Weg.

Eine Währung, die unter allen Umständen aufrecht erhalten wird von einer Staatengemeinschaft, welche sich insgesamt in Abhängigkeit von gewissen scheinbar noch stärkeren Mächten bewegt und deren ausbeuterischen und kriegerischen Absichten dafür sich beugt, ist mit Sicherheit kein Weg in Richtung Fortschritt.

Man kann die deutsche Bourgeoisie nur warnen, sich auf irgendwelche kriegerischen Abenteuer im Bunde mit oder realistischer ausgedrückt, im Schlepptau der USA einzulassen.

Momentan hat man jedoch eher den Eindruck, daß Deutschland sozusagen ökonomisch „hochgehalten“ wird, auch international, von seiten des internationalen Finanzkapitals, wobei darauf spekuliert wird, dass der Fall dann umso tiefer sein wird..

Was das internationale Kapital plant, ist abermals einen großen Krieg anzuzetteln, so und so viele Millionen Menschen dabei auszuradieren, alles kaputt zu machen, was in den letzten Jahrzehnten aufgebaut wurde, um hinterher mit dem Wiederaufbau erneut Profite einzufahren – die immer wiederkehrende Form der „Krisenbewältigung“ nach Art des Kapitals.

Die revolutionären Kräfte und die Volksmassen aller Länder müssen daran arbeiten, Derartiges zu verhindern. Dies ist die Aufgabe, die sich in der gegenwärtigen Situation erneut stellt.

Auch das europäische Proletariat, einschließlich seiner verworfenen Teile, muß dagegen aufstehen und gemeinsam mit den Proletariern und unterdrückten Volksmassen und Völkern auf der Welt ihr (Menschen)Recht auf eine neue Gesellschaft erkämpfen. Nur in diesem Sinne kann auch die historische Aufgabe des Zusammenwachsens der europäischen Völker verwirklicht werden. Nur so kann eine Einigung Europas im historisch fortschrittlichen Sinn verstanden werden. Sollten die Imperialisten tatsächlich versuchen, abermals einen Krieg hier anzuzetteln, so wird letztendlich nur das sein historisches Resultat sein Nur die schöpferische Kraft der arbeitenden Klasse, der Volksmassen hat wirklich eine historische Perspektive, nicht aber der Parasitismus und die Perversion der überholten Klasse der Bourgeoisie.

Auch die Volksmassen der imperialistischen Länder, auch und vor allem der USA, leiden zunehmend unter diesem parasitären imperialistischen System. In den USA beispielsweise gibt es ein ganz beträchtliches Leck im Bereich der Infrastruktur, wo ganz offensichtlich in die Instandhaltung der Verkehrssystem, der Wasser -und Energieversorgung der Bevölkerung wenig investiert wird - ein Fakt, der eine ganz beträchtliche Zahl vergangener angeblicher Naturkatastrophen in ihren Auswirkungen offensichtlich massiv verstärkt hat und großen Teilen der Bevölkerung immer wieder viele Opfer abfordert und zunehmend Ärger hervorruft. Auch in Ländern wie den USA reift die soziale Unruhe heran. Und was, wenn diese sich dort mal wirklich entlädt und in Emeuten Luft macht? Was wird dann die Regierung dort tun? Wird sie auf ihre eigenen „Rebellen“ schießen lassen? Und wer wird ihr dann international in den Arm fallen, mit dem Ruf „Die US-Regierung schlachtet ihr eigenes Volk“?!

Man sieht, letztendlich gibt es für die Imperialisten auch durch Krieg keinen wirklichen Ausweg. Auch ihnen kann und wird es passieren, daß im Ernstfall die Gewehre umgedreht werden.

 

Maria Weiß - Gruppe Neue Einheit

 

 

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