Internet Statement 2015-27

 

Griechenlands Regierung vor der Herausforderung

Maria Weiß   20.05.2015         

 

Man mag ja über Griechenland und die neue Regierung dort verschiedener Ansicht sein, über ihre Fähigkeiten, die Angelegenheiten des Landes zu regeln. Aber was sich zur Zeit, und das nicht erst seit gestern, dort in der Infrastruktur, zur Zeit vor allem in den Krankenhäusern abspielt, das ist einfach nicht zumutbar für die Bevölkerung, wird dieser aber zugemutet, und das auch nicht erst seit heute. Über unsägliche Zustände, das Fehlen ganz elementaren Materials wie zum Beispiel Wattetupfer, welche Angehörige erst aus der Apotheke besorgen müssen, und ähnliches kann man gegenwärtig in der New York Times lesen, nicht jedoch in deutschen Zeitungen. Für die gibt es gegenwärtig wichtigere Themen. Griechenland ist gegenwärtig hier kein großes Thema. Auch die Arbeitslosigkeit von mehr als der Hälfte aller jungen und gut ausgebildeten Menschen dort in diesem Land interessiert sie nicht mehr sonderlich. Es heißt nur immer stereotyp „Griechenland muß seine Schulden bezahlen“.

Nun ja, die Verhandlungen mit dem europäischen und internationalen Kapital, bzw. deren Institutionen laufen ja auch noch. Es steht unmittelbar die nächste (nicht vorhandene) Milliardenzahlung Griechenlands an IWF, EZB etc. aus. Was will man eigentlich noch aus diesem Land herauspressen, wenn man es nicht den Richtigen wegnimmt? Das geht gar nicht. Die „Richtigen“ in diesem Land sind selbst eng verschwippt und verschwägert mit eben Denjenigen, die dort jetzt die „geschuldeten“ Milliarden herausziehen möchten. Darin steckt das eigentliche Problem, und da muß man ran. Diesen Widerspruch muß man angehen. Daran wird sich zeigen, was für einen Wert die jetzige Regierung Tsipras/Varoufakis für das griechische Volk eigentlich hat, oder ob dort nicht noch etwas Anderes notwendig ist, eine wirkliche Revolution von unten.

Das Schicksal eines Landes, sein Vorankommen oder nicht, hängt nicht von der Währung ab. Und wenn es eben so ist, daß der Euro, im engsten Verbund mit dem europäischen und internationalen Kapital Länder quasi erpresst und stranguliert, namentlich die Bevölkerung dieser Länder vor allem, dann taugt das eben nichts, dann muß man eben eigene Wege gehen. Es ist doch nicht die Verantwortung der Massen der Bevölkerung in Griechenland, daß diese ganzen Schulden existieren, sondern das hat mit der dort herrschenden gesellschaftlichen Struktur zu tun, daran muß etwas geändert werden. Da aber diese herrschende Struktur, diese herrschende Klasse dort ihrerseits etwas mit der herrschenden Struktur auf der ganzen Welt zu tun hat und damit auch mit IWF, EZB, Weltbank und anderen Finanzinstitutionen, welche jetzt diesen Druck dort ausüben, stellt sich die Frage, ob das isoliert in einem Land überhaupt möglich ist, ob man dagegen überhaupt standhalten kann, ohne Revolution.

Es ist eine nicht zu leugnende Tatsache, daß alle so genannten Sanierungen in anderen europäischen Staaten, welche in Folge der letzten Finanz- und Bankenkrise stattgefunden haben, zu Lasten der jeweiligen Bevölkerung durch gedrückt wurden und von dieser erlitten und vor allem ausgebadet werden mußten. Das liegt an demselben Grund, den wir nun in Griechenland haben, nur daß es in diesem Land offenbar Kräfte gibt, die das nicht einsehen wollen und zu recht versuchen, einen anderen Weg zu finden. Ob dies möglich sein wird, ohne sich in erneute Abhängigkeiten zu bringen, steht in Frage. Darin besteht eine erhebliche Schwierigkeit, welche die gegenwärtige griechische Regierung gefordert ist zu meistern. Wie diese Frage beantwortet wird, davor haben sämtliche europäischen Regierungen, und nicht nur diese, in Wahrheit einen Riesenrespekt, und den Grund dafür sollten wir ihnen nicht vorenthalten.


 

 

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