Internet Statement 2016-77

 

 

Soll Europa ein drittes Mal in der Geschichte die Hunderolle übernehmen?  

Den Weltkriegsambitionen muß begegnet werden

 

 

Maria Weiß   03.11.2016      

 

I.

Kein Staat auf der Welt, der es einmal geschafft hat, eine siegreiche Revolution zu vollziehen, läßt sich so leicht wieder unterkriegen. Das gilt sowohl für Rußland als erst recht auch für China. Und sogar für Frankreich gilt das, auch wenn diese Revolution bereits Jahrhunderte zurück liegt. Wesentlich daran ist, daß sich das gesellschaftlich nachhaltig ausprägt, und das sollte man auch nicht unterschätzen. Auch die deutsche Revolution stammt bereits aus dem Jahr 1848, was ebenfalls schon eine ganze Ecke her ist. Im Unterschied zu Frankreich ist es hierzulande aber nicht gelungen, eine siegreiche soziale Umwälzung zu bewerkstelligen, wenn gleich es durchaus auch im weiteren immer wieder Versuche gegeben hat. Die 1848er Erhebung hat aber Menschen wie Marx und Engels hervorgebracht, welche die soziale Theorie der Befreiung der modernen unterdrückten Klasse des Lohnproletariats entwickeln konnten. Diese Theorie hat sich auf dem ganzen Erdball ausgebreitet und einiges an praktischen Erfolgen zu verzeichnen gehabt. Man nehme nur das Beispiel Rußlands, die sozialistische Revolution, welche natürlich vor allen Dingen von Revolutionären wie Lenin und anderen angeführt und geleitet worden ist, welche sich ebenfalls auf die theoretischen Erkenntnisse und praktischen Erfahrung deutscher Revolutionäre wie Marx und Engels als auch einiger anderer gestützt haben. Man nehme weiter die chinesische Revolution. Auch Mao Zedong hat daran angeknüpft und sich sowohl an die Siege der Oktoberrevolution als auch auf die materialistische Theorie von Marx und Engels gestützt und in China diese gigantische Umwälzung vollzogen, welche damals schon weit mehr als eine Milliarde Menschen umfaßt hat und im Jahr 1949 schließlich zur Befreiung Chinas aus dem Joch von Kolonialismus und einheimischer Reaktion geführt hat, Jahrhundertereignis, welches den Weg für das moderne China gebahnt hat. auch wenn dem Proletariat und breiten Massen der Bevölkerung dort die Staatsmacht vorübergehend wieder entzogen worden ist. Man glaubt doch nicht, daß so etwas aus der Geschichte wegzuradieren geht. Das ist lächerlich, der typische Idealismus reaktionärer Klassen, welcher auch heute wieder seine absurden Resultate zeitigt.

Geschichte vollzieht sich eben über Windungen und Wendungen, und selbstverständlich gibt es auch Rückfälle, selbstverständlich hat es in der Sowjetunion, in der früheren, ebenfalls einen Rückfall in alte, überkommene Ausbeuterverhältnisse gegeben, welche zum Teil bis heute spürbar sind. Das heißt aber nicht, daß das kollektive Gedächtnis dieses riesigen Landes etwa nicht soweit geht, daß es nicht auch andere geschichtliche Begebenheiten noch im Gedächtnis hätte. Es wäre absurd Derartiges anzunehmen. Das Gleiche gilt für China, wobei in China obendrein auch noch gar nicht klar ist, welche Entwicklung dieses eineinhalb Milliarden Volk, in der Zukunft nehmen wird. Das ist gewissermaßen offen. Und das beunruhigt eben die reaktionären Exponenten überall auf der Welt, und vor allem natürlich dort, wo sie sich international am stärksten konzentrieren, und das sind eben heute immer noch vor allem die USA. Es ist das internationale Finanzkapital, welches sich in der Wall Street konzentriert und im Zuge der sogenannten Globalisierung versucht hat, sich die ganze Welt unterzuordnen. Wobei man allerdings feststellen muß, daß das nicht geklappt hat. Und das paßt eben diesen Kräften nicht und das möchten sie gerne rückgängig machen, weshalb sie mittlerweile überall auf der Welt tätig sind, um ihren Einfluß wieder zu installieren, nicht zuletzt im Mittleren Osten. Im Mittleren Osten haben sie sowieso eine ganz miese, blutrünstige und reaktionäre Geschichte geschrieben. Man nehme nur die Bush-Clique und deren zerstörerische Auswirkungen, aber auch die Nachfolger haben sich nicht viel besser eingegraben. Die heutige Situation dort ist auch ein Resultat von deren Tätigkeit. Allerdings nicht nur, denn inzwischen gibt es längst auch regionale reaktionäre Kräfte, die alle versuchen, dort ihre Pfründe zu ziehen und dort zu landen, was die äußerst komplizierte gegenwärtige Situation, die sich vor allen Dingen in Syrien konzentriert, ausmacht.

Unterdrückung erzeugt aber Widerstand, und dieser Widerstand ist in den allermeisten Fällen auch berechtigt und hat eine Zukunft. Das ist es, was die bisherige Geschichte der Menschheit an Lehre hervorgebracht hat und diese Lehre wird sich auch im Mittleren Osten zeigen, wird sich an dieser wichtigen, fundamentalen Region, welche der Menschheit so viel gegeben hat, vollziehen.

Die europäische Spaltung vor allem nach dem zweiten Weltkrieg, welche jahrzehntelang angehalten hat, kam ja auch nicht von ungefähr, sondern war das Resultat des von dem Nazifaschismus verursachten verbrecherischen Kriegs und ist den europäischen Staaten sozusagen von oben übergestülpt worden. Das gilt insbesondere für gewisse osteuropäische Staaten, da ist es sozusagen von zwei Seiten her, aber auch für gewisse westeuropäische Staaten. Das war ein Zustand, der sozusagen nicht von innen her gewollt gewesen ist, sondern von außen aufgezwungen wurde. Und solch ein Zustand bringt immer Widerstand hervor. Niemand lebt gerne in Verhältnissen, die ihm von außen diktiert werden. Nein, man lebt gerne in Verhältnissen, die man selber mitbestimmen kann, und letzterer Zustand ist im Allgemeinen, historisch betrachtet, immer nur durch eine Revolution zu erreichen. Und dann stellt sich eben die Frage: läßt eine Gesellschaft es zu, daß solche Fragen gestellt werden, daß auch die eigene gesellschaftliche Ordnung in Frage gestellt und ein anderes Modell entwickelt und entgegen gesetzt wird oder nicht? Oder wird sie es gewaltsam unterdrücken? Und in all diesen Staaten, die die Demokratie auf den Lippen tragen, ist eher Letzteres zu erkennen und in der Praxis zu verifizieren. Und dabei zeigt man gern mit dem Finger auf Andere, daß dort keine Demokratie zugelassen wird. Aber was praktizieren sie denn selber? Der Widerspruch zwischen Wort und Tat ist ein Kennzeichen für alle Reaktionäre, die Bestrebungen, die Einheit von Wort und Tat zu verwirklichen, hingegen ein Merkmal der Revolution. Das klingt jetzt vielleicht etwas abstrakt, hat aber sehr konkrete Seiten.

In unserem Land, in Deutschland, einem Land der sogenannten westlichen Demokratie, gilt der Slogan: Jeder hat die gleichen Chancen. Das stimmt aber nicht. Jemand, der Besitz hat, hat ganz andere Chancen in fast allen gesellschaftlichen Bereichen, als jemand, der nichts besitzt. Das ist ganz offensichtlich, wird aber permanent durch die offizielle Meinungsbildung an die Wand geworfen. Jemand aber, der keinen Besitz hat, muß sich eben verdingen, seine Arbeitskraft verkaufen, und die Bedingungen, zu denen er sie verkauft, hängen von dem Arbeitsmarkt und dessen Bedingungen ab und diese befinden sich außerhalb der Reichweite, innerhalb derer er Möglichkeiten der Beeinflussung hat. Das richtet sich eben nach dem sogenannten Markt, welcher reguliert, zu welchen Bedingungen jemand seine Arbeitskraft verkaufen kann oder auch nicht. Von der einzelnen Person, die dieses zu bewerkstelligen sucht, ist das völlig unabhängig, nicht beeinflußbar. Allein die Tatsache, daß man gezwungen ist, seine Arbeitskraft zu verkaufen, impliziert eben ganz bestimmte soziale Verhältnisse und diese hängen eng mit den Eigentumsverhältnissen zusammen, welche in der Gesellschaft herrschen. Die Eigentumsverhältnisse im (westlichen) Kapitalismus, das Privateigentum an den Produktionsmitteln implizieren die Notwendigkeit für die weit überwiegende Mehrheit der Bevölkerung, ihre Arbeitskraft verkaufen zu müssen. Und das bedeutet, daß die Wertbestimmung ihrer Arbeitskraft von anderen vollzogen wird als von denjenigen, die diese Arbeitskraft anwenden. Und das wiederum impliziert die Möglichkeit für andere, gemäß der jeweiligen Marktlage diesen Wert bestimmen zu können. Dieses System ist das, was man generell als Kapitalismus bezeichnet, in dem der Wert der Arbeitskraft von eben diesen Produkuionsverhältnissen, dem Kapital-Arbeit Verhätnis bestimmt und sich von diesem angeeignet wird, die eigene persönliche Leistung sozusagen diesem unterworfen ist. Und das heißt daß der eigentliche produktive Faktor der Gesellschaft von anderen Faktoren geleitet wird als von denen, die eigentlich seinen Wert ausmachen. Und das wiederum bedeutet Entfremdung der Arbeitskraft von ihrem gesellschaftlichen Wert zugunsten derjenigen in der Gesellschaft, die die Möglichkeit haben, sich diesen anzueignen, ohne dafür einen entsprechenden Gegenwert bezahlen zu müssen. Und das wiederum bedeutet Etablierung gesellschaftlicher Ungleichheit in Permanenz, welche nicht auf Leistung sondern auf anderen Faktoren basiert. Und das heißt in den allermeisten Fällen auf Ausbeutung der Arbeitskraft auf grund von Privateigentum, an Boden oder an Mitteln oder an anderen Formen bürgerlichen Eigentums. Daß solche Verhältnisse nicht dazu angetan sind, eine gesellschaftliche Gleichberechtigung für Alle herzustellen, liegt auf der Hand. Und daß derartige Verhältnisse daher gesellschaftlichen Unmut in Permanenz herausfordern, liegt ebenfalls auf der Hand. Bestimmte Leute in der Geschichte nannten dies Klassenkampf, und an diesem hat sich bis zum heutigen Tag ganz offensichtlich nichts verändert.

Daß unter solchen gesellschaftlichen Bedingungen eine Proklamation von allgemeiner Menschlichkeit nichts weiter ist als Heuchelei liegt ebenfalls auf der Hand, denn es gibt wohl kaum etwas, was unmenschlicher ist, als Menschen auf Grund von deren Eigentumslosigkeit dazu zu zwingen, für andere, welche eine solche nicht haben, zu arbeiten, um deren Besitz weiter anzuhäufen. Es gibt also durchaus eine Spaltung in denjenigen Gesellschaften überall auf der Welt, welche in diesem Sinne organisiert sind und agieren und daher nach ihrer Überwindung schreien und diese indirekt oder direkt tagtäglich provozieren. Die Besitzverhältnisse an den Produktionsmitteln sind daher unvermeidlich zu ändern, um die gesellschaftliche Entwicklung als Ganzes voran zu treiben. Staaten, denen es in der Geschichte einmal gelungen ist, diese Verhältnisse zu überwinden, befinden sich allerdings in einem etwas anderen Zustand. Und zwar in dem Zustand, in dem das soziale Gedächtnis durchaus imstande ist, zu hinterfragen, woher der aktuelle Zustand kommt, wie dieser er zustande gekommen ist und wie man auch wieder rückgängig machen kann. Davon abgesehen gibt es auch Ausuferungen, die die revolutionäre Veränderung dieses Zustandes provozieren, und jenen Bestrebungen entgegenkommen. Das zu verleugnen ist ebenfalls nicht zu vertreten. Staaten wie Rußland, die frühere Sowjetunion, als auch das heutige China haben in dieser Hinsicht in gewisser Weise andere Probleme als solche Staaten vor allen Dingen des sogenannten Westens, in denen eine solche Revolution noch nicht gelungen ist. Denn das gesellschaftliche Bewußtsein, das gesellschaftliche Erinnerungsvermögen ist auch ein Faktor, der eine Rolle spielt und den man nicht unterschätzen sollte.

Nur auf diesem Hintergrund ist zu verstehen, weshalb weder in Rußland noch in China es dem sogenannten Westen mit seiner angeblich so überlegenen Theorie der individuellen Entwicklung und Entfaltung es gelungen ist, diese Staaten von innen zu zerstören, weder durch Unterwanderung noch bislang von außen zu zerstören, obwohl derlei Absichten natürlich keineswegs nachgelassen haben. Auch darüber darf man sich keinen Illusionen hingeben. Viele bestehen weiterhin –und denen ist das völlig egal, ob sie damit die gesamte Menschheit in eine Katastrophe stürzen oder nicht. Das Kapital ist asozial, von seiner ganzen Natur her. Das sollte man dabei nicht außer Acht lassen, sondern imstande sein, daraus die richtigen Schlußfolgerungen zu ziehen.

Staaten, die einmal das Blut der Unabhängigkeit, der sozialen Befreiung geschmeckt haben, die werden dieses Ziel auch weiterhin verfolgen und verteidigen. Darüber sollten sich all jene Ausbeuterstaaten keiner Illusion hingeben. Es könnte für sie selbst sehr unangenehm ausgehen. Staaten wie Deutschland, die in dieser Hinsicht eine sehr wechselvolle Entwicklung hinter sich gebracht haben, indem sie einerseits wesentliche Elemente der Befreiungstheorie hervorgebracht haben und auf der anderen Seite die tiefsten Abgründe der faschistischen Konterrevolution erlebt haben, sollten sich daran erinnern und sich entscheiden, welchen geschichtlichen Weg sie im weiteren zu begehen bereit sind. Die Gesellschaft hat sich inzwischen längst global in Ausbeuter und Ausgebeutete geteilt. Das gilt sowohl für Volksmassen als auch zum Teil eben für ganze Staaten. An dieser Anspannung, die sozusagen heute weltweit gegenwärtig ist, kann niemand rütteln. Sie wird sich historisch in ihrer ganzen materiellen Konsequenz entladen. Es ist an jedem von uns, zu entscheiden, welcher der Seiten wir unser Gewicht geben wollen. Mit Idealismus und Anhänglichkeit an rückwärtsgerichtete, überkommene Mächte steht man in jedem Fall auf der verkehrten Seite. Eine solche materialistische geschichtliche Bewertung bisheriger staatlicher Entwicklung auf der Welt soll dazu beitragen, sich für die richtige Seite zu entscheiden.

Für das Selbstbestimmungsrecht der Völker und Staaten auf der Welt für ihre eigenen Belange!

Keine Einmischung in die Differenzen unter den verschiedenen Staaten von seiten selbsternannter internationaler Potentaten!

Raus mit dem Militär der USA und europäischer Staaten aus den Differenzen der Staaten des Mittleren Ostens als auch anderswo auf der Welt!

Man kann auch in Europa nicht die Entwicklung auf Zustände von vor 1848 zurückdrehen. Was ist denn aus der Frankfurter Paulskirche geworden? Die EZB. Vielen Dank, das kann es doch nicht sein. Es gibt auch in unserem Land eine Art von kollektivem Bewußtsein und das hat sich nicht alles am und schon gar nicht mit dem Nazifaschismus aufgehängt. Was meinte doch Stalin: „Die Hitler kommen und gehen, das deutsche Volk, der deutsche Staat bleiben bestehen.“ Wobei man allerdings hinzufügen muß, daß insbesondere letzterer einer ganz beträchtlicher historischen Wandlung bedarf. Weder Rußland noch China werden sich jemals wieder vollständig dem Kapitalismus international unterwerfen. Deutschland sollte dies auch nicht tun, sondern im Gegenteil zum Befürworter und vielleicht sogar Impulsgeber einer Revolution in ganz Europa werden, und zwar bevor die Atomkriegsandrohungen der Reaktionäre egal welcher nationaler Herkunft hier Realität werden. Vor den verlogenen Anbiederungsversuchen rechter, nach rückwärts gewandter Elemente sollte man allerdings auf der Hut sein, denn bei denen ist der Verrat sozusagen in der Wiege verankert.

Es ist bedauerlich, daß derartige Feststellungen von seiten solch kleiner Gruppierungen wie unserer notwendig sind, anstatt daß dies von einer weitaus größeren, vielleicht sogar der Mehrheit eingesehen und verfochten wird. Wenn eine gesellschaftliche Klasse sich insgesamt verkauft, dann hat sie eben auch nichts anderes verdient als den Untergang. Sicherlich gibt es eine ganze Reihe von Gesellschaften auf der Welt, die aufstreben, aber sie werden alle letztendlich dieselbe Erfahrung machen.

Es heißt doch immer „Globalisierung“. Aber die Konsequenzen wollt ihr nicht tragen. Von wegen. Das werdet ihr. Nicht die Globalisierung stößt an ihre Grenzen, sondern euer System der Ausbeutung. Was kritisiert werden muß an einzelnen Entwicklungen oder Fehlentwicklungen, muß kritisiert werden. Aber den geschichtlichen Fortschritt insgesamt deswegen zu verleugnen, das geht gar nicht. Das System der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, das kann man nicht verteidigen. Wo gab es denn in den letzten hundert Jahren eine derartige Umwälzung der sozialen Verhältnisse wie in Rußland und in China? Ja bitte, ihr anderen Staaten auf der Welt, dann habt ihr eben etwas nachzuholen. Der nächste Krieg der Weltgeschichte wird ein globaler sein, und zwar vor allem einer zwischen Fortschritt und Reaktion. Revisionismus ist immer nur der Abklatsch, es gilt aber das Original, den Kapitalismus und Imperialismus zu zerstören. Womit sind wir seinerzeit angetreten? Mit dem Slogan „Aus geschichtlichen Erfahrungen die Konsequenzen ziehen“. Und das hier Gesagte ist ein Teil davon, nur mit dem kleinen, aber nicht unwesentlichen Unterschied, daß es eben auf die aktuellen Erfahrungen gemünzt ist. Man kann nur sagen: So habt ihr nicht gewettet und man wird sehen, wer und was sich hier alles die Klinge kreuzen wird.

II.


Revisionismus ist immer ein Abklatsch. Es gilt aber, das Original zu treffen.

 

Man nehme das Beispiel Martin Luther. Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig es ist, daß man sich nicht überkommenen Strukturen anpaßt, sondern das, was man als richtig erkannt hat, durchzusetzen versucht.

Völker müssen es lernen, ihre Kontrahenten selbst zu bekämpfen. Man sieht es doch ganz deutlich am Mittleren Osten. Was ist denn mit Saudi-Arabien ohne die Waffenlieferungen aus der imperialistischen Welt? Sollen sie doch ohne diese klar kommen. Das ist notwendig, alles andere behindert nur den Fortschritt. Revisionisten und Opportunisten sind immer nur ein Abklatsch. Revolutionäre aber müssen darauf zielen, das Original zu treffen. Das ist sehr wichtig, weil man sich sonst endlos mit Nebensächlichkeiten zu verzetteln riskiert. Reklamieren wir die schöpferische Komponente für Alle. Buchstäblich für Alle, weil wenn die Mehrheit dieses Recht für sich reklamiert, dann wird sie den Rest letztlich auch überzeugen können, und zwar den, bei dem es sich lohnt. Will sagen: Parasiten kann man nicht überzeugen, die muß man liquidieren. Oder einfach erstmal frei setzen, damit sie merken, was Sache ist. Wir wollen ja niemanden umbringen wo es vermeidbar ist, aber Prinzipien müssen eben durchgesetzt werden. Von wegen „ganz gewöhnlicher imperialistischer Krieg“ droht wieder. Es stellt sich doch die Frage, ob dafür die Geschichte nicht schon viel zu weit fortgeschritten ist und ob überhaupt etwas in der Form, wie es die letzten beiden Weltkriege aufwiesen, überhaupt noch möglich ist.

Aus historischen Erfahrungen wird gelernt, und zwar unabhängig davon, ob dies den herrschenden Cliquen genehm ist oder eben nicht. Historische Erfahrung „vererbt“ sich, setzt sich sozusagen fort, unabhängig davon, ob es einzelnen Teilen einer Gesellschaft genehm ist oder nicht. Es gibt eine Art historisches Gedächtnis. Das gibt es in jeder Gemeinschaft, das setzt sich fort, unabhängig davon, ob es einzelnen Teilen der Gemeinschaft paßt oder nicht. Daneben gibt es auch den Punkt, daß die Erfahrung der Gegensätzlichkeit in der Gesellschaft ebenfalls eine Kontinuität aufzuweisen hat und diese sich ebenfalls fortsetzt. Unterdrückung und Ausbeutung erzeugt Widerstand, egal in was für Formen sich das äußert. Und bislang gibt es keinerlei Hinweise darauf, daß diese Unterdrückung und Ausbeutung in irgendeiner Gesellschaft auf der Welt gänzlich zum Ende gekommen ist. Und weil das eben so ist, wird auch in jeder dieser Gesellschaften auf die historische Erfahrung zurückgegriffen werden. Und hiermit schließt sich der Kreis und öffnet zugleich die Kontinuität geschichtlicher Erfahrung.

Wenngleich die gesamte Menschheitsgeschichte sehr differenziert ist, eröffnet sie trotzdem eine gewisse gemeinschaftliche Erfahrung und von daher auch eine Möglichkeit eines gemeinschaftlichen Schrittes in den sozialen und geschichtlichen Fortschritt. Als Beleg dafür dürfte ein Hinweis auf die geschichtliche überlieferte Forschung ausreichend sein. Das Bestreben gewisser „moderner“ Ausbeutergesellschaften, diese historische Erfahrung in ein simples System von „Winnern und Loosern“ zu zerhacken, funktioniert nicht und wird es erst recht in der Zukunft nicht tun. Jeder Mensch auf der Welt, der mit seiner sozial-ökonomischen Lage nicht einverstanden ist, wird nach Möglichkeiten suchen, diese zu verändern. Und dazu wird er auch letztendlich alle Mittel nutzen, die ihm zur Verfügung stehen als auch nach neuen Mitteln streben und diese entwickeln. Hier schließt sich wiederum der Kreis: Reaktionäre haben letztlich keine Chance. Die Zukunft der Menschheit jedoch hat alle Chancen. Diese Erfahrung läßt sich auch philosophisch nachvollziehen. Angefangen bei den Agnostikern und endend mit den Grünen. Jedenfalls vorläufig, noch extremere ahistorische Karikaturen in der Zukunft nicht ausgeschlossen.

Die Herangehensweise muß sein: man darf alles hinterfragen. Was wäre man denn sonst als ein Sklave. Und Hinterfragen impliziert letztlich auch immer die Verpflichtung zu antworten und entsprechend zu handeln. Natürlich muß man manchmal auch Dinge offen lassen, aber das kann immer nur ein Teil sein, sonst kommt man nicht weiter und blockiert sich selbst. Ich finde es ganz angemessen, im 500. Gedenkjahr an Martin Luther, selber auch mal Thesen zu formulieren. Der hat doch auch erstmal einfach seine Thesen angeschlagen, ohne sie gleich bis in alle Details begründet zu haben. Irgendwas muß man doch schließlich auch noch Anderen übrig lassen, sonst würde sich ja nie etwas Neues entwickeln. Was folgt denn beispielsweise aus der Marxschen Werttheorie? Hat es darüber jemals eine breite öffentliche Debatte gegeben? Mir nicht bekannt.

III.

Es stellt sich berechtigterweise die Frage, ob ein weiterer Weltkrieg nach der Art des ersten und zweiten heutzutage noch möglich ist und wie dieser aussehen kann. Die USA haben sich sowohl im ersten Weltkrieg als auch im zweiten selbst schön aus der Affäre gezogen und andere für sich die Drecksarbeit machen lassen. Das möchten sie natürlich gerne auch weiterhin. Die Frage ist nur, ob das funktionieren kann. Profitieren möchten sie, aber die Schlachtfelder, die bitte schön sollen gefälligst woanders stattfinden. Der Kern des internationalen Finanzkapitals sitzt in den USA, und die wissen ganz genau, was ihnen blühen würde, wenn diese Dinge sich anders entwickeln. Und in dieser objektiven Interessenlage ähneln sich natürlich auch die Kandidaten für die zukünftige Wahl. Darin sind sie gar nicht so unterschiedlich, darauf kann man sicher gehen. Deswegen ist das im Grunde auch Jacke wie Hose, wer dort gewinnt, jedenfalls was die internationalen Belange betrifft. Was diesen Kräften vorschwebt ist, daß zum Beispiel der gegenwärtige Krieg im Mittleren Osten sich bis nach Europa ausdehnt und auch dort zu entsprechenden Zerstörungen führen wird. Und sie dann am Schluß ankommen und alles wieder aufbauen. Wie gehabt. Ob diese Rechnung allerdings ein weiteres Mal aufgehen wird, das steht zum Glück in den Sternen und das ist keineswegs sicher.

Diese Rolle der USA, erst ihre dreckigen Finger reinstecken und den Krieg mit anzetteln und hinterher als die großen Sanierer auftreten, das hatten wir zweimal hier, das brauchen wir wirklich nicht ein drittes Mal. Europäische Staaten tun daher gut daran, sich das in aller Ruhe zu überlegen, auch zum Beispiel was gewisse Differenzen mit vorder- und mittelöstlichen Potentaten, wie zum Beispiel die Türkei, betrifft. Ob man sich hier provozieren lässt und gegeneinander ausspielen lässt, das sollte man sich allen Ernstes überlegen. Ähnliches gilt selbstverständlich auch für Russland und in gewisser Weise sogar für China. Ist ein dritter Weltkrieg zu verhindern oder nicht? Diese Frage muß sich allen Ernstes gestellt werden. Was tun? Frau Merkel hat der Bevölkerung nicht grundlos kürzlich den Notfallplan offeriert. Nur schenkt sie ihr leider keinen reinen Wein ein. Das ist schäbbig. Ganz ähnlich wie beim Vorgehen in punkto Ukraine. Da heißt es jetzt auch nur noch "War da was?"

 

 

 

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