Internet Statement 2017-46

 

 


 

Was bedeutet eigentlich „stay behind“ in der Praxis?

 

 

Maria Weiß  13.05.2017     

Was heißt eigentlich „stay behind“? Es heißt erst mal wörtlich übersetzt „bleib im Hintergrund“, und das bedeutet, daß eben diese Kräfte ausländischer Mächte, vor allen Dingen in diesem Fall der USA, nach der offiziellen Version z.B. im Fall eines militärischen Angriffs im Hintergrund bleiben, um dann, wie es lautet, als eine Art Guerilla den Gegner zu bekämpfen. In der Realität ist es aber so, daß auch ohne irgendeinen militärischen Angriff diese geheimen US-Militäreinheiten immer schon genau diejenigen Kräfte im Land manipulieren, fördern oder auch unterdrücken, die ihren Interessen entsprechen oder eben nicht entsprechen. Und genau dem entspricht auch die Praxis. Und dabei ist die Strategie keineswegs nur so zu sagen up to date, sondern die ist langfristig angelegt, wie man zum Beispiel an dem so genannten NSU sehr gut beobachten kann.

 

Was sollte es denn, ausgerechnet türkische Menschen zu ermorden? Das machte doch erstmal in der damaligen, sich auflösenden DDR wenig Sinn. Aber es hatte eben später eine Bedeutung. Es geschah eben genau deswegen, in der Periode nach der so genannten Wiedervereinigung, vor allen Dingen in den 1990er Jahren und später, um dann irgendwann aus der Tasche gezogen werden zu können, um zu beweisen, daß angeblich der Nazismus bei den Deutschen nicht auszutreiben ist, egal in welchem Teil des Landes sie sich befinden, sie sind nicht auszurotten, was heißt, daß eben dieses Deutschland immer der internationalen Kontrolle bedarf. Vor allen Dingen die oppositionellen Kräfte muß man kontrollieren, um diese, je nach dem, wie es eben die Situation erfordert, dazu einzusetzen, um dieses Land weiter im Griff zu behalten. Und das wird eben mal so und mal so ausfallen. Mal werden rechte, nazistische Kräfte animiert, mal sind es so genannte Linke, oder besser gesagt Anarchisten, die zu irgendwelchen idiotischen Aktionen angestiftet werden, ganz je nach dem wie die Situation es erfordert.

 

Stay Behind heißt wörtlich übersetzt bleib im Hintergrund. Und das heißt auch, daß man auf diese Weise sich jegliche Optionen offen halten kann. Mal manipuliert man im Sinne einer rechtsextremen Verschiebung, mal manipuliert man auch im Gegenteil, nur das heißt ja nicht, solange es nicht auffliegt, kann man immer so das Zünglein an der Waage beeinflussen, wie es einem gerade in die strategischen Interessen hinein passt. Es wäre ein Fehler, anzunehmen, daß Stay Behind ausschließlich auf irgendwelche rechtsopportunistischen Kräfte fixiert ist. Das ist mit Sicherheit nicht der Fall. So dumm ist der USA-Imperialismus nicht, daß er sich nicht sämtliche Türchen offen halten könnte.

 

Das Einzige, was dem gegenüber Sinn macht und nützlich ist, ist die Frage: wem nützt diese oder jene Aktion und wem schadet sie? Und es gibt sogar meistens Gegenaktivitäten, weil der Konkurrent natürlich auch nicht schläft. Man kommt daher nicht umhin, sich die Arbeit zu machen, jedes Mal konkret zu analysieren, wem eine bestimmte Aktion oder ein Anschlag oder irgend etwas Vergleichbares nützt und wem sie schadet. Das kann von den Ursprüngen her sehr, sehr unterschiedlich sein. Stay Behind heißt eigentlich nichts anderes als daß man sich die Türchen offen hält, um im Zweifelsfall, daß einem eine bestimmte Entwicklung nicht passt, aus dem Hinterhalt zu intervenieren, und sogar der Hinterhalt teilt sich machmal in zwei, wie man gegenwärtig an der Auseinandersetzung, die in den USA stattfindet, ganz konkret studieren kann. Und das entwickelt sich eben immer wieder neu, weil die Konkurrenz sich ebenfalls neu entwickelt, und wer weiß, vielleicht hat ihnen ja jemand hinein gefunkt in das Stay Behind System, im Jahr 2011 zum Beispiel, und hat etwas auffliegen lassen, ohne vorher anzufragen, ob das opportun ist oder nicht.

 

Wie man gegenwärtig beobachten kann, hat sich das deutsche Kapital auch ohne Nazifaschismus wieder ganz schön heraus geputzt und tritt in Konkurrenz zu anderen Mächten, und daß dies zum Beispiel in den USA oder auch anderswo nicht überall auf Gegenliebe stößt, kann man sich denken. Warum sollten sie dann nicht ein bisschen Drähte ziehen, mit ihrem Stay Behind, und etwas auffliegen lassen, was sie vielleicht ansonsten zu diesem Zeitpunkt nicht getan hätten? Auch der Nazismus ist keineswegs so unüberbietbar an Verbrechen, wie es immer hingestellt wird. Sein Exzess resultierte ja letztlich aus den Bestrebungen des deutschen Kapitals, nicht nur sich international durchzusetzen, sondern vor allen Dingen den revolutionären Widerstand im eigenen Land zu beseitigen. Wer sagt denn, daß nicht weitere internationale kapitalistische und imperialistische Mächte ebenfalls solche Praktiken entwickeln, solche Exzesse, um sich und ihre Herrschaft zu retten? Ich denke da hat die Geschichte noch einiges zu gewärtigen. Die angebliche Einmaligkeit des Nazismus und seiner Verbrechen lenkt nur davon ab, welche Ursachen dieser hatte und in wessen Interesse er agieren konnte. Solange der Kapitalismus, das System der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, international nicht besiegt ist, kann und muß man im Grunde mit weiteren Überbietungen des Nazismus, was Brutalität und Menschenverachtung angeht, rechnen. Zwar ist zu konstatieren, daß die Geschichte sich im allgemeinen nicht wiederholt. Das heißt aber noch lange nicht, daß sie sich nicht an brutalen Exzessen zu überbieten imstande wäre. Die angebliche Einmaligkeit des Nazifaschismus im Munde zu führen heißt nichts anderes, als in dieser Hinsicht Illusionen zu verbreiten. Und das heißt nichts anderes als immer nur nach hinten zu schauen, wenn einem bereits von vorne die Fresse poliert wird.

 

 

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Der NSU-Skandal – Staatskrise oder konter-revolutionäre Strategie oder beides?
Maria Weiß, Redaktion Neue Einheit
11.5.2013

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