Internet Statement 2018-66

 

 

 

Zum Fall Mesut Özil

 

 

Maria Weiß  29.07.2018

Das ist eigentlich gar nicht so verwunderlich, warum ein solcher Widerspruch entsteht, denn es hängt genau mit einer bestimmten Entwicklung in unserem Land zusammen, die die Bourgeoisie in den 1960er Jahren hier eingeschlagen hat. Und der bestand darin, Arbeitskräfte aus dem Ausland, zunächst Arbeiter aus Italien, Griechenland und Spanien und später vor allem aus der Türkei ins Land zu holen, um hier die schlecht bezahlten Arbeitsplätze vor allem in der Großindustrie damit zu bestücken, die deutschen Arbeiter aber in die Angestellten- und Beamtenschaft zu zu ziehen. Das ist ein Teil des Klassenkampfes in diesem Land, wie er sich von Seiten der Bourgeoisie in Jahrzehnten in diesem Land entwickelt hat und in einer entsprechenden Weise auswirkt.

 

Es ist daher auch kein Wunder, daß ein Mensch wie Mesut Özil diese Problematik selbst am eigenen Leib zu spüren bekommt. Nicht etwa wegen der Bezahlung, diese ist eh mit einer Arbeiterbezahlung nicht vergleichbar, sondern Lichtjahre davon entfernt. Aber unabhängig davon, was soll er machen? Er ist von Herkunft Türke, spielt aber für Deutschland in der Nationalmannschaft. Eigentlich ein Widerspruch, aber auf der anderen Seite ist es eben auch nur ein Spiel, es ist Fußball. Aber trotzdem kann sich das bemerkbar machen, vor allen Dingen dann, wenn dieser Widerspruch von bestimmten reaktionären politischen Kräften ausgenutzt wird. Und zu Letzteren zählt eben der Herr Erdogan in der Türkei heutzutage, welcher systematisch diese türkische Einwanderung in Deutschland sich selbst für seine eigne egoistische nationale Politik zunutze zu machen trachtet.

 

Und nicht zufällig ist die Türkei auch noch das größte Nato-Mitglied in Europa, was Erdogan noch darin bestärkt, das weidlich auszunutzen zur Erpressung, zur Unterdrucksetzung solcher europäischer Staaten, zur Unterdrucksetzung und zum eigenen Vorteil. Menschen wie Mesut Özil, verkörpern eben tatsächlich in gewisser Weise zwei Sozialisationswelten, in gewisser Weise eben zwei Nationalitäten, das kann man überhaupt nicht verleugnen, das ist ganz natürlich bei einer solchen Entwicklung, und wenn da jemand denkt, Nationalität ist eine Sache, sportliche Leistung eine andere, dann koppelt er einfach beides voneinander ab, was auch verständlich ist. Vielleicht lebt Özil ja deswegen lieber in Großbritannien, was auch verständlich ist. So wirkt sich heutzutage immer noch nicht selten die Nationalität als trennendes Moment aus, was gerne von reaktionären Kräfte wie beispielsweise Staatsoberhäupter vom Schlage Erdogan ausgenutzt wird.

 

Besser wäre es, solche trennenden Faktoren zu überwinden und das gemeinsame Moment in den Vordergrund stellen, welches darin besteht, daß man Teil des Kontinents Europa ist, ein europäischer Staat und schon allein in dieser Hinsicht eine Verantwortung hat, in Punkto internationaler Mächte wie den USA, China oder auch Russland, welche alle drei solche Fragen für ihre jeweiligen Interessen und zum auseinander Dividieren zu nutzen trachten. Erdogan als Führer eines zugleich europäischen als auch asiatischen Landes ist dabei eine Art Zünglein an der Waage, welches alle drei erstgenannten Mächte für sich auszunutzen trachten. Einem solchen reaktionären und verderblichen Treiben sollte man in Europa entgegen wirken und einen solchen Fall wie den des Mesut Özil nicht in einer völlig unangemessenen Weise in den Vordergrund spielen. Soll dieser doch spielen wo er meint, Sport ist Sport, man kann nicht die Nationalität zum Kriterium für den Sport machen. Das haben die Nazis gemacht. Wir sollten es nicht wiederholen. Das Kriterium in dieser Hinsicht ist „Möge die bessere Mannschaft gewinnen“. Die Nationalität – und sei es auch nur die von einzelnen Spielern – ist dabei höchst nebensächlich.

 

 

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