Internet Statement 2019-78

 

Unsere revolutionäre Perspektive

Geht es eigentlich heute noch ohne eine globale Revolution? Was wären denn Schwierigkeiten, wenn wir sie nicht hätten? Wir würden doch viel zu langsam vorankommen. Über die Möglichkeiten der Verbindung regionaler Probleme mit den globalen.  Globalisierung – die sollten wir nicht dem Klassenfeind überlassen.

Maria Weiß  20.12.2019      

Wir haben die Politik der Frau Merkel nicht erfunden, welche dazu geführt hat, daß wir wieder eine neue Rechte in diesem Land haben. Hat sich das etwa irgendwie aus dem Land selbst heraus abgezeichnet? Keineswegs. Die so genannte NPD war am Ende, ja sie hatte überhaupt keine Chance. Und was hat den Rechten wieder eine solche verliehen? Die so genannte „Willkommenspolitik“ der Angela Merkel gegenüber Flüchtlingen. Und da muß man sich mal fragen, warum das eigentlich so sein mußte und wer dabei – sei es im Vordergrund als auch im Hintergrund – den Taktstock geschwungen hat.

Aber vielleicht muß man erstmal noch etwas weiter zurückgehen. Vielleicht muß man fragen: Wer hat denn eigentlich die jüngeren Mittelostkriege initialisiert? War denn das notwendig? Wer war denn das? War das nicht etwa Obama und seine Clique aus „Demokraten“, die das angeleiert haben? Ich glaube Ja. Und warum hat er das angeleiert? Weil der USA-Imperialismus etwas Neues gebraucht hat, eine Ablenkung von seinen eigenen inneren Widersprüchen. Und da ist dann immer die ganze Welt gut dazu, das auszubaden. Das ist nicht erst seit heute der Fall, das ist seit den letzten hundert Jahren mindestens der Fall. Und da sollte mal langsam mal fragen, woran das denn eigentlich liegt?

Das erste, was mir dazu einfällt ist, daß es in den USA, genauso wie in allen anderen Staaten der Welt innere Widersprüche gibt, Widersprüche zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Kräften, so genannte Klassenwidersprüche, die zur Lösung drängen. Und solche Widersprüche sind immer dazu geeignet, die entsprechenden - gesellschaftlich betrachtet - reaktionären Regierungen dazu zu treiben, außenpolitische Kriege anzuzetteln, um von den inneren Gegensätzen abzulenken. Das ist es, was man beobachten kann und sollte, nicht nur in den USA sondern überall auf der Welt. Das war auch beim Nazifaschismus in Deutschland so, aber dabei ist es nicht stehen geblieben und schon gar nicht verschwunden mit dessen Niederlage. Das ist bis zum heutigen Tag auf der ganzen Welt inzwischen wieder so, und was vor allen Dingen an Beispielen gegenwärtig hervortritt, das sind die USA selbst inklusive deren eigener innerer Gegensätzlichkeit. Vielleicht sollte man da mal ran, um zu sehen was da eigentlich los ist, in diesem riesigen großen Land. Und warum sie es eigentlich nötig haben, überall auf der Welt regionale Konflikte anzuzetteln, zur Ablenkung, um daraus zu profitieren. Zur Ablenkung von was eigentlich? Von den eigenen inneren Widersprüchen in den USA selber. Es reicht doch eigentlich langsam, daß die herrschende Clique in den USA, egal wer sie nun gerade ist, ob sie konservativ oder liberal ist, selbst auf dem Kerbholz hat oder an Bestrebungen zeigt, unbedingt immer die Konflikte nach außen zu tragen genötigt zu sein glaubt. Letzteres ist allerdings ein Phänomen, welches es nicht nur in den USA gibt. Es gibt es, ich möchte mal sagen, mindestens auch bei anderen Großmächten auf der Welt. Nehmen wir nur mal Rußland. Dort ist es ganz ähnlich, jedenfalls heute wieder. Ebenso auch China, wenngleich es sich dort momentan noch nicht in einer solch aggressiven Form bemerkbar macht, was allerdings keinerlei Gewähr für die Zukunft bedeutet.

Wie wäre es denn mal, wenn diese ganzen Staaten sich mal auf sich selbst besinnen würden und daran gehen würden, ihre eigenen Widersprüche zu lösen? Anstelle davon, permanent die gesamte übrige Welt in eine kriegerische Vibration zu treiben.

Auch in Südamerika spitzen sich gegenwärtig die Widersprüche erheblich zu. Aber wie wärs denn mal mit dem Prinzip: Jedes Land hat seine inneren Gegensätzlichkeiten selbst zu lösen?

Reaktionäre herrschende Regime haben immer die Neigung, nach außen auszubrechen. Die gesamte Geschichte ist dafür ein lebhaftes Beispiel. Nicht zuletzt der Nazismus in Deutschland hat es gezeigt. Aber warum sollte das immer so bleiben? Kann nicht endlich mal jedes Land auf der Welt daran arbeiten, seine inneren Widersprüche selbst zu lösen, ohne dabei andere in Mitleidenschaft zu ziehen? Vielleicht sollte man das mal als demokratisches Prinzip postulieren: Jedes Land auf der Welt ist für seine eigenen inneren Widersprüche selbst verantwortlich! Nun könnte man vielleicht meinen, daß dies dem Internationalismus der arbeitenden Klassen auf der Welt widerspricht. Das muß man sich überlegen. Nein. Das tut es nicht, denn die Lösung der inneren Widersprüchlichkeiten ist bislang in der Geschichte noch immer daran gescheitert, daß die herrschende Klasse es geschafft hat, in einen Krieg nach außen auszubrechen. Wie wär‘s wenn man das vielleicht mal ändern würde? Mal sehen, wo dann die eigenen herrschenden Klassen bleiben.

Natürlich gibt es auch eine Verknüpfung zwischen den verschiedenen Staaten auf der Welt, schon allein ökonomisch betrachtet. Aber wie sieht denn diese ökonomische Verknüpfung aus? Sie sieht doch so aus, daß es Staaten gibt, die davon profitieren, daß in anderen Staaten die arbeitenden Schichten viel weniger Geld für ihre Arbeit bezahlt bekommen, ja in den allermeisten Staaten auf der Welt ist das bis heute so. Mal davon abgesehen, daß die reichen Staaten ihnen auch noch gern die Rohstoffe klauen, für einen Apfel oder ein Ei. Ist das etwa demokratisch? Kann man das akzeptieren? Ich denke nein. Wie wäre es, wenn man erst mal nur das Prinzip durchsetzt, daß in allen Staaten auf der Welt die Arbeiter die gleichen Löhne erhalten, für ihre Arbeit, besser gesagt Schinderei? Maßstab sind selbstverständlich die derzeit höchsten internationalen Löhne, versteht sich, nicht etwa andersherum. Wie wär‘s, wenn die Arbeiter auf der ganzen Welt ihre Löhne gemeinsam durchkämpfen und zum Ziel haben, daß allen derselbe Lohn zusteht für dieselbe Arbeit, versteht sich. Dann würde sich einiges ändern, und zwar überall auf der Welt. Die Kapitalisten allerdings würden in die Röhre schauen, und diese Röhre würde sich Tag für Tag verlängern. Das ist es, was notwendig ist, daß man nach vorwärts schaut, nicht aber immer an den bestehenden Verhältnissen festhält.

Wollen wir doch mal sehen, wie es aussieht, wenn zum Beispiel in Indien oder auch in Brasilien die Arbeiter dieselben Löhne erhalten wie in Europa. Da wird die herrschende Klasse Kopf stehen und heulen: „Oh, wovon sollen wir das denn bezahlen? Das ist viel zu viel.“ „Na und? Dann seht doch zu, wie ihr das bezahlt, wenn euch wirklich was an den Produkten unserer Arbeit liegt. Wir können auch sehr gut selbst etwas damit anfangen. Wir brauchen euch nicht.“ Das ist unsere Antwort dann. Ausbeutung ist etwas, was nirgendwo auf der Welt gebraucht wird. Jedenfalls nicht von 99 Prozent der Weltbevökerung. Sie gehört daher abgeschafft und durch ein besseres System ersetzt. Darüber sollte man sich Gedanken machen.

Um dieses Ziel zu verwirklichen, braucht es eine viel stärkere internationale Verbindung. Und zwar eine der arbeitenden Menschen auf der ganzen Welt. Die Bourgeoisie hat diese bereits seit langem. Man sieht daran, wie unausweichlich es ist, daran zu arbeiten, eine solche für die arbeitenden Menschen auf der ganzen Welt zustande zu bekommen. Die proletarische Revolution war immer eine internationale, aber heute wird das deutlicher denn je. Zugleich sieht man daran auch, wie der Druck der internationalen Arbeiterklasse wachsen kann, je mehr eine solche Verbindung zustande kommt. Man sieht daran, was gesellschaftlich zustande zu bekommen auf der ganzen Welt möglich wäre, aber auch umso mehr notwendig. Die herrschenden Klassen, deren Vertreter, die so genannten Politiker, die wissen das, die arbeitenden Klassen und Schichten müssen es lernen.

Die Frage, die daraus resultiert, ist die folgende: Brauchen wir eigentlich diese herrschenden Cliquen, die gegenwärtig überall an der Macht sind oder stellen diese ein Hindernis dar, das sich gegen den Fortschritt stemmt? Oder ist es andersherum, sie brauchen uns, da sie ohne die Ausbeutung nicht existieren können. Es gibt daher durchaus eine Alternative zur gegenwärtigen Klassenherrschaft auf der Welt, indem die arbeitenden unterdrückten Klassen auf der Welt versuchen, sich zu verbinden. Das ist nicht so einfach wie es klingt. Das weiß ich auch. Aber es ist unvermeidlich, will man die soziale Spaltung auf der ganzen Welt überwinden. Die nicht wünschenswerte Alternative hierzu besteht doch nur darin, daß die diversen herrschenden Cliquen auf der Welt, welche miteinander konkurrieren, wieder einmal dazu imstande sein werden, die Welt in Schutt und Asche zu legen oder auch zu verseuchen, und zwar so „nachhaltig“, daß sie bei weitem die Grünen an „Nachhaltigkeit“ übertreffen werden.

Oder wollen wir, daß es für die vielleicht Überlebenden dann ganz normal alles wieder von vorne losgeht? Und da Letzteres wohl kaum für Menschen mit Verstand in Frage kommt, ist es unvermeidlich, sich ein globales Bewußtsein zu erarbeiten, möglichst viele Verbindungen zu knüpfen und mit möglichst vielen Menschen zu sprechen, um daraus die notwendigen praktischen Konsequenzen folgen zu lassen fähig zu werden.

Es klingt vielleicht für manch Einen utopisch, denn wer hat schon die Möglichkeit überall herumzuziehen oder hinzufahren oder zu fliegen? Aber diejenigen Menschen, die solche Möglichkeiten haben, die sollten sich solche Gedanken durch den Kopf gehen lassen und umsetzen. Wir sollten nicht wie das Kaninchen vor der Schlange vor dem Ausbruch des nächsaten Weltkiregs erstarren. Wofür haben wir denn die ganzen geschichtlichen Kenntnisse wenn nicht dafür, diese in unserem Sinn in die Praxis umzusetzen? Es gibt überall berechtigte Anliegen. Nehmen wir nur die Wohnungsnot, die es nicht bloß hier in Berlin gibt, sonern auch in anderen Städten und Großstädten. Wir sollten daher überall, wo es möglich ist, Verbindungen entwickeln. Fangen wir doch im eigenen Land, in der eigenen Stadt, im eigenen Kiez damit an. Wobei sich natürlich immer auch die Frage stellt: Mit wem müssen wir uns verbinden und wer oder was muß bekämpft werden?


 

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