Internet Statement 2020-60

 

 

 

Ein paar Überlegungen zu einem Buch von Egon Krenz, welches da lautet: „China wie ich es sehe“

Einige bislang wenig zur Sprache gekommenen Aspekte der Wiedervereinigung Deutschlands

 

 

Maria Weiß  17.09.2020

In diesem Buch werden sehr interessante Fakten als auch Überlegungen dargelegt, die bislang in der Öffentlichkeit kaum bekannt sein dürften. Sie bestehen zum Beispiel darin, daß es ernsthaft zu Ende der 1970er Jahre, aber auch in den 1980er Jahren Bestrebungen von Seiten der damaligen DDR-Regierung gegeben hat, mit China in Verbindung zu kommen. Oh, davon hat man im Westen nicht viel gehört, aber das dürfte den Westen alarmiert haben, die Geheimdienste zum Beispiel und auch die Regierungen. Das muß man sich dabei mal durch den Kopf gehen lassen. Von nichts kommt eben nichts, auch keine Wiedervereinigung. Da hat sich wohl manch einer im Westen, in den herrschenden Kreisen dort gedacht: Oh, da wollen wir doch lieber die Einheit Deutschlands zugestehen, als daß wir am Ende auch noch China mitten in Deutschland sitzen haben. Das wollen wir doch gar nicht. Das erwähnte Buch stammt von Egon Krenz und heißt „China wie ich es sehe“. Das ist sehr interessant. Da werden verschiedene Aktivitäten dargestellt, wie die damalige DDR-Führung versucht hat, mit China, mit der damaligen Führung in Verbindung zu kommen.

 

Das Buch ist auch interessant in puncto Sowjetunion, denn es dürfte auch der Sowjetunion nicht besonders gepasst haben. Es dürfte auch den Herr Gorbatschow alarmiert haben, denn das wäre etwas, was in seinen eigenen Machtbereich auf einmal übergegriffen hätte. I bewahre – das musste verhindert werden. Und insofern war er sich durchaus mit dem Westen einig über diesen Punkt. Wenn man sich das einmal durch den Kopf gehen lässt, dann wundert es einen gar nicht, daß und vor allem wie es zu dieser Wiedervereinigung Deutschlands gekommen ist. Auch Helmut Kohl hat das wahrscheinlich gewusst. Aber wer es nicht gewusst und nicht beachtet hat, das ist die Linke in Westdeutschland gewesen. Leider – kann ich heute nur sagen.

 

Nicht daß wir etwa bedauern würden, daß das revisionistische System in der DDR zusammengebrochen ist, denn darüber kann man erstmal kein Bedauern empfinden, und schon gar nicht darüber, daß die Spaltung Deutschlands aufgegeben werden musste. Auch über Letzteres kann man kein Bedauern empfinden. Aber über die Bedingungen der dahinter stehenden Realität, darüber sollte man nachdenken, denn diese hat sich dann im weiteren ausgewirkt, und ob das dann tatsächlich so günstig gewesen ist für die Entwicklung, das sei noch einmal dahin gestellt. Heute haben wir ein in vielfacher Weise dem Imperialismus unterworfenes und von diesem abhängiges Gesamtdeutschland, welches obendrein von der grünen Unkultur beherrscht ist. Letztere ist auch ein Resultat der Art und Weise, in welcher die Wiedervereinigung erfolgt ist. Kaum etwas hat die Grünen im Westen so sehr gepuscht wie die Grünen aus der DDR.

 

Auch die damalige Sowjetunion dürfte diese Bestrebungen in der DDR, mit China zusammen zu kommen, nur sehr unwillig betrachtet haben. Das hat den Herrschenden dort bestimmt nicht gepasst, und vielleicht haben sie sich gar gesagt: ‚da tun wir uns doch lieber mit dem Westen zusammen‘, jedenfalls einige dort, nicht alle, haben sicher solche Gedanken im Kopf gehabt, allerdings nicht mit der Erwartung, daß sie am Ende selber vom oder jedenfalls mit Hilfe des Westens entmachtet und gar zur Flucht gezwungen sein würden. Daß sie von Letzteren so über den Tisch gezogen würden, das hatten sie nicht vor vornherein in Betracht gezogen.

 

Noch im September 1989 gab es ein Treffen mit chinesischen Parteiveteranen. Einen Monat später begannen die großen Einheitsdemonstrationen in Dresden und weiteren Städten. Ich schätze, der amerikanische Geheimdienst war ziemlich alarmiert.

 

Was aber ist das Ergebnis der Merkelschen Politik gewesen? Sie hat dazu geführt, daß wir im heutigen wiedervereinigten Deutschland wieder eine Rechte haben, in einer Weise, die zuvor kaum denkbar gewesen ist. Das waren Randgrüppchen. Das ist heute anders. Und woran liegt das? Das liegt an der Enttäuschung vieler Menschen, die sich unter der Wiedervereinigung etwas anderes vorgestellt hatten als das, was dann gekommen ist. Nun ja, sie hatten die Rechnung ohne das Kapital gemacht. Das Kapital geht nicht danach, was Menschen gut finden oder nicht, es geht danach, was ihm Profit bringt, maximalen versteht sich. Profit aber hat ihm vor allem der neue Zuwachs von Menschen aus dem Osten gebracht, jungen Menschen vor allem, in den ach so florierenden Südwesten Deutschlands, die dann dort Arbeit gefunden haben. Der Osten Deutschlands aber hatte die Arschkarte gezogen, er wurde vernachlässigt und dort vor allem gibt es heute eben wieder eine Rechte. Welch Zufall. In gewisser Weise kann man heute nur feststellen, daß die alte Bundesrepublik die Wiedervereinigung überhaupt nicht verdient hat. Aber das ist nicht verwunderlich bei einem bürgerlichen Gesellschaftssystem, das auf der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen basiert. Es bleibt daher nichts anderes übrig, als in dieser Hinsicht für eine Änderung zu kämpfen, um all die übrigen Widersprüche, die sich angesammelt haben, auch besser lösen zu können. Nun neigt sich ja im wiedervereinten Deutschland die Merkelphase ihrem Ende zu. Aber was daraus zu machen ist, das ist offen. Darüber sollte man einige Überlegungen anstellen.

 

Man muß doch fragen: Was haben sie eigentlich gemacht aus der Einheit in ihrer jetzigen Form? Sie haben wichtige, geschichtsträchtige Bundesländer einfach liegen lassen, als wen sie gar nicht interessant wären zu entwickeln, sondern alles im Südwesten konzentriert, weil es mehr Profit zu bringen versprach. Sie haben viele Menschen im Osten einfach liegen gelassen, was im Ergebnis dazu geführt hat, daß dort jetzt wieder solche Kräfte sich breit machen, von denen man lieber gar keine hätte. Von Geschichte scheint man in diesem Land keine Ahnung zu haben, jedenfalls nicht in seinen herrschenden und gern von der Ausbeutung anderer profitierenden Kreisen, schon gar nicht darüber, was man für Konsequenzen daraus ziehen muß. Und diese sitzen keineswegs nur im Osten.

 

Warum ist es denn so schwierig, das heutige China zu kritisieren? Es gibt heute keinen Staat, der für sich behaupten kann, daß er der Erpressung der Bourgeoisie als auch deren Verlockungen nicht nachgegeben hat. Das ist natürlich eine Schwäche für die ganze revolutionäre Bewegung auf der Welt. Und damit fertig zu werden ist nicht gerade einfach. Aber keine Bange, wenn alle Vorbilder Verrat begangen haben, dann muß man eben ein neues schaffen.

 

 

 

 

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