Internet Statement 2022-22

 

 

Europa sagt Nein

Sollen sich doch China und die USA gegenseitig die Weltmacht streitig machen - ihre eigenen Völker werden sie allerdings eines anderen belehren.

 

Maria Weiß  02.02.2022

Putin trifft sich mit Xi – was die beiden wohl zu bereden haben?

Bislang waren die Beziehungen zwischen China und Russland eher von zu vernachlässigendem Interesse. Das hat sich geändert, seitdem die USA verstärkten Druck ausüben, um den Weltkonkurrenten China zur Raison zu bringen, will sagen: die Machtfrage zu stellen. In diesem Zusammenhang stellt Russland gewissermaßen ein Zünglein an der Waage dar, weshalb natürlich eine stärkere Verbindung zwischen diesen beiden Weltkonkurrenten zur Sorge Anlaß liefert. So ist zum Beispiel ein Treffen zwischen beiden internationalen Hauptkonkurrenten interessant. Und man merkt quasi eine Form internationaler Vibration, wenn ein solches stattfindet. Dies insbesondere dann, wenn die Widersprüche sich auch anderswo zuspitzen, zum Beispiel in der Ukrainefrage. So ist jedenfalls ein Kontakt zwischen Putin und Xi durchaus beunruhigend für den USA-Imperialismus, läuft dieser doch einer eigentlich obsolet gewordenen Lage weiter hinterher.

Aus diesem, aber auch weiteren Gründen ist es daher durchaus denkbar, daß eine plötzliche Zuspitzung der internationalen Lage, vor allem der in Europa, keineswegs ausgeschlossen werden kann. Wenn Zwei bedroht werden, ist auf einmal der Dritte der gemeinsame Feind. So etwa könnte man die gegenwärtige Entwicklung charakterisieren. Und daher ist es durchaus von Interesse, was Xi und Putin miteinander zu bereden haben, vor allem in der Lage einer plötzlichen Zuspitzung wie gegenwärtig in der Ukraine. Nun könnte man natürlich fragen: Was hat die Ukraine mit den USA und China zu tun? Die liegen doch eigentlich Lichtjahre auseinander? Das ist aber bei der heutigen internationalen Verknüpfung eben nicht mehr so einfach. Alles hängt heute in irgendeiner Form miteinander zusammen – eine Lage, welche gegenwärtig noch hauptsächlich der ausbeutenden Schicht auf der Welt zugute kommt, was sich aber schnell ändern kann. Dies dann, wenn die Volksmassen der einzelnen Kontinente begreifen, daß ihre Lage miteinander zusammenhängt und ihre soziale Befreiung ebenfalls nicht voneinander zu trennen ist. So weit ist es allerdings leider noch nicht, aber daß es die Zukunft bringen wird, das kann man heute schon sehen.

Nehmen wir doch nur einmal die Lage in Afrika, in den diversen Staaten. Dort konkurrieren seit langem internationale Ausbeuter miteinander. Die Chinesen sind die jüngsten in dieser unrühmlichen Kette. Aber es schafft auch neue Möglichkeiten für die Einheimischen, aus diesem Fakt ihren Nutzen zu ziehen. Europa ist da etwas anders dran, denn es zählt selber zu den ehemaligen, aber auch immer noch bestehenden Ausbeutern. Diese Lage ist eigentlich für Europa nicht günstig, weshalb man versuchen sollte, eine Beziehung zum gegenseitigen Vorteil zu entwickeln – ein Fortschritt, welcher auch den alten und neuen Weltmächten zu schaffen machen könnte. Eines ist jedenfalls klar: Europa braucht Verbündete außerhalb des eigenen Kontinents, sonst besteht die Gefahr, zwischen den sich gegenwärtig entwickelnden Großmächten zerquetscht zu werden. Eine Partnerschaft mit afrikanischen Staaten zum gegenseitigen Vorteil aber könnte dieser Gefahr einen Riegel vorschieben. Warum? Weil die ökonomische und politische Abhängigkeit von einzelnen Großmächten immer von Nachteil ist, da sie eine entsprechende Abhängigkeit in diverser Hinsicht mit sich zieht.

Was folgt daraus für europäische Staaten? Man sollte viel mehr Wert darauf legen, die Beziehungen auf ökonomischem aber auch politischem Gebiet mit afrikanischen Staaten zu entwickeln. Das würde beiden Kontinenten sehr gut tun und zugleich die internationale Abhängigkeit von gegenwärtigen Großmächten zu verringern helfen. Europa, das kulturell für diverse Großmächte ein Stammland darstellt, sollte sich von dieser Einseitigkeit lösen und einen eigenen Weg auf internationaler Ebene antreten. Das würde einen wichtigen Beitrag leisten, die Frechheit diverser Großmächte in die Schranke zu verweisen. Nichts ist schlimmer als einseitige Abhängigkeit. Die Zukunft der Welt als auch der Beziehungen ihrer jeweiligen Mitglieder liegt in der Entwicklung von Vielfalt, auch in den internationalen Beziehungen. Man sollte das Potential, welches in den diversen Kontinenten verborgen liegt und geweckt werden will, nicht unterschätzen. Es erfordert Offenheit, vor allem auf kulturellem Gebiet, aber es ist den Versuch wert. Und wie sonst sollte es gelingen, der Arroganz und Selbstüberschätzung gewisser Großmächte zu begegnen, als durch eine solche Anstrengung? Es erfordert allerdings auch die Fähigkeit, über seinen eigenen Schatten zu springen.

Europa hat in zwei Weltkriegen unter der zerstörerischen Arroganz gewisser Großmächte gelitten. Sollten wir nicht versuchen, ein drittes Mal der Katastrophe zuvor zu kommen und einen anderen Weg einzuschlagen? Sollen sich doch gewisse gegenwärtige Supermächte gegenseitig an den Kragen gehen – Europa hat damit nichts zu tun.

 

 

 

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