Internet Statement 2022-68


Essay

 

Maria Weiß  27.03.2022

Man muß sich doch die Frage stellen: warum konnte der Nazifaschismus sich ausgerechnet in Deutschland ausbreiten? Und weiter muß man sich die Frage stellen: Warum konnten die Grünen sich ausgerechnet in Deutschland ausbreiten? Das muß doch eine gemeinsame Quelle haben, und die sollte man herausfinden.

 

Was ist beiden gemeinsam? Und was davon ist besonders in unserem Land verankerungsfähig?

 

Gemeinsam ist beiden eine extreme Form von Idealismus. Was bedeutet das? Es bedeutet, daß man bestrebt ist, sich die Realität so hinzubiegen, wie man sie gerne hätte. Und wenngleich dies auf unterschiedliche Weise vonstatten geht, so ist doch das Ergebnis sehr ähnlich. Im ersten Fall wird die Nationalität verabsolutiert und sozusagen der Realität enthoben, oder besser gesagt entgegen gesetzt. Ähnliches geschieht bei der grünen Ideologie, nur daß diese ihren Ausgang nicht in den Menschen oder besser gesagt einer bestimmten angeblichen Rasse nimmt, sondern in der sogenannten Umwelt. In beiden Fällen wird der Ausgangspunkt verabsolutiert und zum Maßstab für alles Übrige erklärt. Ob es nun heißt, die Deutschen seien die angebliche Herrenrasse oder ob man die Natur zum Maßstab für alles Übrige erklärt, das Ergebnis ist sehr ähnlich. Der Unterschied besteht nur darin, daß in ersteren Fall eine bestimmte sogenannte Rasse zum Maßstab erklärt wird, im zweiten Fall diese Rolle der Natur zugeschoben wird, wobei im letzteren Fall geflissentlich ausgelassen wird, daß der Mensch selbst auch ein Teil dieser Natur ist, und zwar der Teil, der sich seiner selbst bewusst geworden ist und auf dieser Grundlage eben jene Fähigkeiten entwickelt, welche man die menschlichen nennt. Beide Ideologien aber haben eins gemeinsam: Die Unterordnung alles Lebens auf der Erde unter eine bestimmte Erscheinung. Im ersten Fall den Menschen als solchen der Natur, im zweiten Fall einer bestimmten angebliche Rasse. Beides ist Idealismus und be- oder besser gesagt verhindert die Weiterentwicklung.

 

Der vielleicht wichtigste praktische Punkt aber ist der folgende: Beide Verirrungen verhindern die Weiterentwicklung des Menschen, welche sich gerade aus der Vielfalt ergibt und darin auch ihren Ansporn erfährt. Die Lernfähigkeit des Menschen speist sich durch nicht so gut wie durch die Auseinandersetzung mit dem Fremden. Ebenso wie nichts den Horizont so erweitert wie die Auseinandersetzung mit bislang Unbekanntem.

 

Der Fehler bei beiden besteht darin, daß das das jeweils Unterschiedliche in metaphysischer Weise einander entgegengesetzt wird. Die Natur braucht uns nicht, aber wir brauchen die Natur, das ist genau so ein Unsinn wie zu behaupten, daß eine bestimmte Herkunft die Menschen einander entgegen setzt. Das Gegenteil ist aber der Fall. Beim ersten ist es so, daß der Mensch die Natur braucht, ebenso wie die Natur sich ohne den Menschen nicht weiter entwickeln würde. Im zweiten Fall ist es ganz ähnlich. Die verschiedenen Menschen brauchen einander, um sich weiter zu entwickeln. Nichts ist der Weiterentwicklung schädlicher als eine Isolierung oder Verabsolutierung einzelner Teile der Menschheit. Anders ausgedrückt als Beispiel: die Afrikaner brauchen die Europäer, um sich weiter zu entwickeln ebenso wie umgekehrt die Europäer die Afrikaner brauchen, um sich selbst zu relativieren und vor Selbstüberhöhung und somit Stagnation zu retten. Gleiches gilt natürlich auch für alle übrigen Teile der Welt. Es ist gerade diese Vielfalt, welche der Menschheit die Chance zur Weiterentwicklung eröffnet, nicht aber die Isolation einzelner Teile in Kombination mit Unterdrückung anderer Teile der Menschheit.

 

Es liegt darin eine große Chance, dies zu erkennen und dementsprechend zu handeln. Die Klassendifferenzierung auf der ganzen Welt  in Ausbeuter und Ausgebeutete aber steht dem im Weg, weshalb sich hierin ein zusätzliches Motiv der Entwicklung eröffnet, indem diese Ausbeutung und das dieser entsprechende Gesellschaftssystem der Vergangenheit überlassen wird. Marx und Engels nannten diesen Prozeß Klassenkampf. Ich sehe es als eine Aufgabe, welche der Weiterentwicklung des Menschen nützlich ist, indem soziale Hindernisse überwunden werden, um der Menschheit insgesamt die Weiterentwicklung zu ermöglichen. Daß dies nicht ohne Auseinandersetzung abgehen kann, das liegt auf der Hand. Aber wo in der Geschichte der Menschheit ist denn auch nur eine einzige Weiterentwicklung ohne Kampf verschiedener Teile der menschlichen Gesellschaft  vonstatten gegangen?

 

 

 

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