Internet Statement 2023-06

 

 

 

Berlin 25.02.2023: Zehntausende auf einer großen Kundgebung „Aufstand für Frieden“

Die Propaganda dagegen in den Nato-treuen Medien überschlägt sich

 

 

Wassili Gerhard  27.02.2023     

Eine eindrucksvoll große Kundgebung fand am 25.02.2023 in Berlin statt. Es war gedrängt voll vor dem Brandenburger Tor, teilweise blieben Leute auf der anderen Seite des Tores, berichtete ein Reporter auf tagesschau.de. Die U- und S-Bahn, deren Eingänge auf der anderen Seite des Tores liegen, sind einige Zeit am Bahnhof Brandenburger Tor durchgefahren, was auf Rückstau in Richtung Kundgebung schließen läßt. Oder eine Beschreibung aus einem Artikel der „Jungen Welt“ trifft zu:

 

„Dabei schien die Polizei vor Ort den starken Zustrom zu der Kundgebung durchaus zur Kenntnis zu nehmen. Schon gegen 14 Uhr ließ sie ankommende Teilnehmer nicht mehr durch den nördlichen Teil des Tiergartens auf direktem Weg zum Ort der Kundgebung laufen, sondern schickte sie auf den Umweg über die Yitzhak-Rabin-Straße zur Straße des 17. Juni. Ein dort eingesetzter Polizist begründete das auf Nachfrage damit, dass es bereits »zu voll« sei. Am S- und U-Bahnhof Brandenburger Tor hielten zu diesem Zeitpunkt mit Verweis auf die Überfüllung keine Züge mehr. Dennoch nannte die Berliner Polizei im Anschluss die auffällig niedrige Zahl von 13.000 Demonstranten, die eine Absperrung der Zugangswege bzw. die Sperrung des Bahnhofs gar nicht nötig gemacht hätte. Bis 14 Uhr wollte die Polizei nach eigenen Angaben gar nur 5.000 Teilnehmer gezählt haben.“ (Fettdruck von mir, https://www.jungewelt.de/artikel/446243.friedensbewegung-kreatives-zählen-in-berlin.html )

 

Der Platz vor dem Tor war dicht gedrängt, und die Straße des 17. Juni war auf der ganzen Breite voll bis zum Ehrenmal für die sowjetische Armee im zweiten Weltkrieg. Eine wirklich ansehnliche große Kundgebung, bei der die geschätzten 50.000 Teilnehmer mit Sicherheit der Größenordnung entsprechen.

 

Ich habe mich bis ziemlich dicht an den Platz vor dem Tor durchgedrängt, um einen eigenen Eindruck zu bekommen. Weiter vorne standen dann die Leute um mich zu dicht, um weiter zu kommen. Von Rechten habe ich nichts gesehen. Aber gewisse Leute, wie z.B. Julius Geiler vom Tagesspiegel, sehen immer mehr Rechte, je länger die Kundgebung vorbei ist. Durch die Leugnung der riesigen Zahl insgesamt erscheint das ganz anders, als einem Teilnehmer vor Ort, denn die wenigen Rechten, die sich einschmuggeln konnten, (an den wichtigen Zugängen kontrollierten Ordner) sind eben nicht erwünscht gewesen. Das sind die gleichen Berichterstatter, die etwa im Fall einer Ursula Haverbeck, die kürzlich als Holocaust-Leugnerin verurteilt wurde (was sie sicher schon immer war), einfach mal „vergessen“, daß sie und ihr Mann an der Gründung der Grünen beteiligt waren, nicht als einzige derartige Figuren.


Im unten verlinkten Bericht (Anm.) wird beschrieben, wie die Polizei sogar die Demonstranten gehindert hat, die ultrarechten Elsässer-Leute rauszuschmeißen, die es mit einem Plakat "Ami go home!", das ja auch nicht direkt auf rechte Teilnehmer verweist, geschafft hatten, bis zur Kundgebung zu gelangen. Es gibt auch ein Video, wie die Versammlungsleiterin sie energisch zum Gehen auffordert. Sie wurden dann an den Rand gedrängt und mit anderen Transparenten verdeckt, wie Augenzeugen berichten (Anm.). Die Veranstalter hatten eine extra große Ordnertruppe aufgestellt und an den wichtigsten Zugängen auch erfolgreich erkannte Neonazis mit Transparenten abgewiesen, wie mir dort Anwesende berichteten.

 

Es gelang den rechten Kräften überhaupt nicht, die Kundgebung zu kapern, davon kann überhaupt nicht die Rede sein. Aber der Großteil der bürgerlichen Presse hat nur wie mit der Lupe nach bekannten Gesichtern aus der zweiten Reihe der AfD oder anderen Zeichen gesucht, die von der Masse der Demonstranten nicht erkannt wurden. Das wurde dann herausgestellt, als wenn man das bei fünfzigtausend Teilnehmern verhindern könnte. (Aber die wahre Größe wird ja ebenfalls geleugnet). So ist das bei einer solchen Presse in Zeiten, wo es kriegerischer wird. Wer da aus der Reihe tanzt, riskiert seine Existenz. Ich kenne das noch gut aus den sechziger und siebziger Jahren. Wer da was sagte gegen den Antikommunismus, der bekam sofort zu hören: „geh doch rüber!“ Heute ist man, wenn man nicht auf Nato-Linie ist, ein „Putin-Freund“. Die potentielle Frontlinie bestimmt die Seiten, ist man nicht auf der einen, dann ist man auf der anderen, so wird argumentiert.

Natürlich war das Manifest der Initiatorinnen auf eine möglichst breite bürgerliche Friedensbewegung gemünzt, die das System nicht in Frage stellt. Die Initiatorin des Aufrufs ist anscheinend vor allem Alice Schwarzer gewesen, das konnte man Äußerungen entnehmen, und sie vertritt den Aufruf auch authentischer, die selbst ja mal sozusagen „ein Kind des
Stern" gewesen ist und mit ihren Bekenntnissen als Rednerin, daß sie als Feministin gegen männliche Gewalt im Bett wie in der Armee sei, das einzige Mal für Murren gesorgt hat. Man will an die Friedensbewegung der achtziger Jahre, z. B. anläßlich der Stationierung von Mittelstrecken-Atomwaffen in der Bundesrepublik, anknüpfen, wo auch noch die Grünen mit dabei waren. Aber die Schärfe der Hetze dagegen heute stellt alles von damals in den Schatten.

 

Sie geben einem großen Teil der hiesigen Bevölkerung, etwa der Hälfte derjenigen, die eine eindeutige Meinung zum Ukraine-Krieg haben, und ihrer Angst, in einen Atomkrieg gezogen zu werden, einen öffentlichen Ausdruck und verleihen deren Unmut darüber, daß sie in der Öffentlichkeit so gut wie nicht vorkommen, eine öffentliche Stimme. Schwarzer bekannte auch, daß sie am Anfang für Waffenlieferungen war, damit die Ukraine sich wehren könne, aber nun sei nach einem Jahr und 250.000 Toten der Krieg festgefahren und nur noch ein Abnutzungskrieg auf Kosten der Bevölkerung, und warum müsse das noch Jahre so weitergehen, wie das bereits befürchtet wird. Am Ende, nach hunderttausenden weiteren Toten, werde man sowieso den Krieg mit Verhandlungen beenden müssen, oder aber er weitet sich aus zu einem größeren Krieg, gar einem Atomkrieg.

 

Man bemühte sich um große Breite. Jeder, der ehrlichen Herzens für Frieden sei, sei willkommen. Neonazis und Reichsbürger wurden ausdrücklich als unerwünscht erklärt von der Bühne herab. Auf telepolis beschrieb eine Beobachterin:

„Wagenknecht ging in ihrer Rede auch auf den Vorwurf der fehlenden Abgrenzung nach rechts ein und sagte, es verstehe sich von selbst, dass Neonazis und Reichsbürger auf einer Friedenskundgebung nichts zu suchen hätten. Schließlich stünden sie in der Tradition von Regimen, von denen die schlimmsten Kriege seit Menschengedenken ausgegangen seien.“ (Siehe Anm.)

Aber man will nicht nur Linke ansprechen, sondern einen breiten Querschnitt der Bevölkerung, auch ins bürgerliche Lager hinein. Natürlich finden wir das noch nicht ausreichend, denn eigentlich muß man auch drohen, die Waffen umzudrehen. Auch ist der Verweis auf die internationalen Fragen unerlässlich. 

 

Gerade Länder, in denen heute hunderte Millionen von Menschen schuften für den, im Weltmaßstab gesehen, relativen Wohlstand hier, natürlich nicht zuletzt für den märchenhaften Reichtum der Milliardäre, gehören zu jenen, die die einseitigen Resolutionen in der UN nicht unterstützt haben, wenn auch oft nur mit Enthaltung. Sie riechen den Braten, daß das auch zur Stärkung der USA-Pläne in der Welt da ist. Wenn es heute hierzulande möglich ist, die Nato-Linie derart durchzudrücken wie bisher, dann ist das auch der Tatsache geschuldet, daß dieses Land, wie die USA und andere ehemalige in der Welt dominierende Industriestaaten, dermaßen auf Kosten der gesamten übrigen Welt leben. Im Schatten der USA-Dominanz konnten die Ausbeuter und die Wohlhabenden lange gut leben. Milliarden Menschen auf der Welt haben kein Interesse an einem Krieg um die globale Dominanz einer Weltmacht. Den treiben vor allem die USA heute aktiv voran, getrieben von den Problemen auch im Inneren, gegenwärtig mehr als das gegnerische Lager.

 

Das ist natürlich von größtem Gewicht und wurde so gut wie nicht erwähnt. Es muß weitergehen, das ist klar. Es wurde auch angekündigt, daß diese Kundgebung nur ein Anfang sein sollte. Wenn eine breite Bewegung daraus wird, wird das gegenwärtig einen positiven Effekt auf die Entwicklung haben. Wenn es zu einem globalen Krieg kommt und dieses Land dann zu einem Militärzuchthaus wird, dann wird man die von V-Leuten durchsetzten und finanzierten Neonazis, die ohne diesen Fakt vielfach nicht aktionsfähig wären, auch als Schergen der Gegenseite wiederfinden. Von denen durften manche bei den ukrainischen faschistischen Milizen, die heute dort in die staatlichen Strukturen eingereiht sind, mal auf echte Russen (und ukrainische Bürger) schießen. Von denen nehmen manche auch russisches Geld, aber gegen das Land, in dem es einst die Oktoberrevolution gab, werden sie überwiegend zu mobilisieren sein.

 

Auch in den Reihen der Nazipartei gab es anfangs Kräfte, die gegen die westlichen Siegermächte des ersten Weltkrieges vorgehen wollten und keinen Krieg mit Russland wollten. Spätestens seit dem sogenannten „Röhm-Putsch“ wurden sie zum Schweigen gebracht, wenn nötig mit einer Revolverkugel. Man darf den Pragmatismus der Faschisten nicht unterschätzen, was ihnen nutzt, das wird genutzt, aber wenn es ausgedient hat, wird es „entsorgt“. Aber auch manche, die sich heute als „links“ und „Antifa“ bezeichnen, wird man als Schergen finden, eine Minderheit agiert schon heute in dieser Richtung, denn auch sie profitieren von der gegenwärtigen Weltordnung.

 

Anmerkung:
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Aufstand für Frieden" in Berlin: Wagenknecht gegen "Kriegsbesoffenheit" «   telepolis 26.02.2023 -zurück

 

 

 

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