Die PKI entlang der
marxistisch-leninistischen Linie
aufbauen, damit sie die volksdemokratische
Revolution in
Indonesien anführt.

(Selbskritik des Politbüros des ZK der PKI (Kommunistische Partei Indonesiens),
September 1966)

Zentraljava, September 1966

In der Erklärung des Politbüros des ZK der PKI (Kommunistische Partei
Indonesiens), die zum Gedenken des 46. Jahrestags der Gründung der Partei
veröffentlicht wurde, wurde unter anderem festgestellt: "Die Tatsache, daß die
konterrevolutionären Kräfte in kurzer Zeitspanne gegen die PKI einen Schlag
führen und ihr enorme Verluste zufügen konnten, verpflichtet uns, die wir
den revolutionären Kampf weiterführen können, Kritik und Selbstkritik zu
üben, als den einzig korrekten Weg, um unsere Mängel und Fehler auf theoretischer,
politischer und organisatorischer Ebene herauszufinden, um sie in der
Folge zu korrigieren."

Das Unheil, das der PKI und der revolutionären Bewegung des indonesischen
Volkes nach dem Ausbruch und dem Scheitern der 'Bewegung des 30. September'
solche ernste Verluste beibrachte, hob den Schleier, der während
einer ziemlich langen Periode die ernsten Schwächen der PKI verbarg. Die
PKI-Führung hat sich des Abenteurertums schuldig gemacht. Das heißt, sie
hatte sich unter Verletzung organisatorischer Prinzipien ohne Bedenken an
der 'Bewegung des 30. September' beteiligt, die sich nicht auf das hohe Bewußtsein
und die Überzeugung der Volksmassen stützte. Sie verursachte daher
die Isolierung der Partei von den Volksmassen. Im Gegensatz dazu praktizierte
die Parteiführung nach der Niederlage der 'Bewegung des 30. September'
eine rechtsopportunistische Linie, indem sie das Schicksal der Partei und der
revolutionären Bewegung der Politik Präsident Sukarnos anvertraute. Diese
Fehler waren der Höhepunkt der ernsten Schwächen und Fehler der PKI auf
Ideologischer, politischer und organisatorischer Ebene.

Das Politbüro ist sich bewußt, daß es selbst die größte Verantwortung für die
ernsten Schwächen und Fehler der Partei während dieser ganzen Zeit trägt.
Daher widmet das Politbüro jeder Kritik ernste Aufmerksamkeit und weiß
jede Kritik zu schätzen, die von Kadern und Mitgliedernder Partei in Übereinstimmung
mit der marxistisch-leninistischen Methode geübt wird, aber auch
ehrliche Kritik von Parteisympathisanten, die auf verschiedene Weise zum
Ausdruck kam. Das Politbüro ist entschlossen, auf marxistisch-leninistische
Weise Selbstkritik zu üben, die Lehren Lenins und das Beispiel des Genossen
Musso in die Praxis umzusetzen, indem es Kritik und Selbstkritik auf marxistisch-
leninistischer Grundlage entfaltet. Lenin hat uns gelehrt, daß "das Verhalten
einer politischen Partei zu ihren Fehlern. . . eines der wichtigsten und
sichersten Kriterien für den Ernst einer Partei und für die tatsächliche Erfüllung
ihrer Pflichten gegenüber ihrer Klasse und den werktätigen Massen(ist).
Einen Fehler offen zugeben, seine Ursachen aufdecken, die Umstände, die ihn
hervorgerufen haben, analysieren, die Mittel zur Behebung des Fehlers sorgfäl-
tig prüfen - das ist das Merkmal einer ernsten Partei, das heißt Erfüllung ihrer
Pflichten, das heißt Erziehung und Schulung der Klasse und dann auch der
Massen(1)

Im August 1948 zeigte Genosse Musso im Politbüro des Zentralkomitees der
PKI am Beispiel der ernsten Fehler und Schwächen der PKI in den Jahren der
Augustrevolution von 1945, wie Kritik und Selbstkritik offenherzig und in
marxistisch-leninistischer Weise geführt wird. Dank der rückhaltlosen Kritik
und Selbstkritik gegenüber den Schwächen und Fehlern konnte ein Ausweg
gefunden werden, um die PKI als Vorhut der indonesischen Arbeiterklasse
wieder aufzubauen, die guten Traditionen der PKI vor und während des Zweiten
Weltkrieges wiederherzustellen und die PKI in die Lage zu versetzen, die
Hegemonie in der Führung der Revolution zu erlangen. ('Der neue Weg für die
Republik von Indonesien'- Resolution des Politbüros des ZK der PKI, August
1948)(2)

Der interne Parteikampf, der sich während des Wiederaufbaus der Partei, die
durch die 'Madiun -Affäre' einen schweren Schlag erhalten hatte und während
der Verwirklichung des 'Neuen Weges' abspielte, führte 1951 zu einem neuen
Politbüro. Die Erfahrungen der Partei bis zum Ausbruch der 'Bewegung des
30. September' 1965 haben gezeigt, daß das Politbüro, das 1951 gewählt
wurde und vom Zentralkomitee des 5. und 6. nationalen Kongresses bestätigt
wurde, nicht nur bei der Durchführung der großartigen Berichtigung des Genossen
Musso versagt hatte, sondern auch ernste Abweichungen vom Marxismus-
Leninismus begangen hatte. Daraus resultierte, daß die PKI nicht in der
Lage war, ihre historische Mission als Vorhut der Arbeiterklasse und Führer
des Befreiungskampfes des indonesischen Volkes zu erfüllen.

Angesichts der Ernsthaftigkeit der Schwächen und Fehler, in die die gesamte
Partei verwickelt ist, sieht es das Politbüro für notwendig an, eine umfassende
Analyse zu leisten, damit jedes Parteimitglied befähigt ist, die Fehler gründlichst
zu untersuchen, um eine Wiederholung derselben Schwächen und Fehler
in Zukunft zu vermeiden. In einer Situation jedoch, in der durch die Militärdiktatur
der rechten Armee-Generäle Suharto und Nasution der bösartigste
und grausamste weiße Terror herrscht, ist es nicht leicht, Kritik und Selbstkritik
so vollständig wie möglich zu entfalten. Um den dringendsten Bedürfnissen
zu entsprechen, ist es notwendig, die wichtigsten Probleme auf ideologischer,
politischer und organisatorischer Ebene darzulegen, um das Studium
der Schwächen und Fehler der Partei in der gegenwärtigen
Ausrichtungsbewegung anzuleiten.

Mit aller Bescheidenheit und Aufrichtigkeit legt das Politbüro diese Selbstkritik
vor. Das Politbüro erwartet von allen Parteimitgliedern, daß sie aktiv und
kritisch an den Diskussionen über die Schwächen und Fehler der Parteiführung
teilnehmen und ihr äußerstes tun werden, um diese Selbstkritik des
Politbüros des ZK der PKI zu verbessern, indem sie aus ihren jeweiligen kollektiven
oder individuellen Erfahrungen Lehren ziehen. Das Politbüro erwartet
von allen Mitgliedern, daß sie an dem Prinzip festhalten: "Einheit, Kritik,
Einheit" und "aus früheren Fehlern lernen, um künftige zu vermeiden" und
"Die Krankheit bekämpfen, um den Patienten zu retten"; damit sollen zwei
Ziele erreicht werden: eine ideologische Klarheit zu schaffen und Genossen zu
gewinnen."(3) Das Politbüro ist überzeugt, daß, wenn an diesem korrekten
Prinzip festgehalten wird, jedes Parteimitglied an der Bewegung zum Studium
und zur Überwindung dieser Schwächen und Fehler mit der festen Absicht
teilnehmen wird, die PKI auf marxistisch-leninistischer Grundlage wieder aufzubauen,
die kommunistische Einheit und Solidarität zu stärken, die ideologische,
politische und organisatorische Wachsamkeit zu erhöhen und den
Kampfgeist zu heben, um den Sieg zu erringen.


DIE HAUPTSÄCHLlCHSTEN SCHWÄCHEN AUF IDEOLOGISCHER
EBENE

Die Resolution 'Neuer Weg' hat bei Hervorhebung der wichtigsten Ursache für
die prinzipiellen Fehler, die von der PKI auf organisatorischer und politischer
Ebene in der Periode der Augustrevolution begangen wurden, festgestellt:
"Das Politbüro ist der Meinung, daß die Fehler in den Prinzipien hauptsächlich
durch die ideologische Schwäche der Partei verursacht wurden."

Die ernsten Schwächen und Fehler der Partei in der Periode nach 1951 hatten
sicherlich auch ihre Ursache in der ideologischen Schwäche, vor allem innerhalb
der Parteiführung. Die ideologische Schwäche hatte ihre Wurzel in kleinbürgerlicher
Klassenherkunft und der mangelhaften Beherrschung des Marxismus-
Leninismus. Lenin hat uns gelehrt "Ohne revolutionäre Theorie kann es
auch keine revolutionäre Bewegung geben" und daß "die Rolle des Vorkämpfers
nur eine Partei erfüllen kann, die von einer fortgeschrittenen Theorie
geleitet wird".(4)
Die Erfahrung der indonesischen Kommunisten bestätigt voll und ganz die
Wahrheit der Lenin'schen Lehre. Die ernsten Schwächen und Fehler, die die
PKI unfähig machten, ihre Aufgaben als Vorhut der indonesischen Arbeiterklasse
zu erfüllen, war nicht nur durch das Unvermögen der Parteiführung
verursacht worden, die revolutionären Theorien mit der konkreten Praxis der
indonesischen Revolution zu verbinden. Sie hatte sogar einen Weg eingeschlagen,
der grundsätzlich abwich von der Anleitung durch die fortschrittlichste
Theorie. Diese Erfahrung zeigt, daß es der PKI noch nicht gelungen war,
einen Führungskern heranzubilden, der sich aus proletarischen Elementen zusammensetzt
und ein wirklich äußerst korrektes Verständnis des Marxismus-
Leninismus besaß, ein systematisches und nicht fragmentarisches, ein praktisches
und nicht abstraktes Verständnis.

Unsere Partei hat ideologische Schwächen mit einer langen historischen Wurzel,
nämlich dem Subjektivismus. Die soziale Basis für die subjektivistische
Ideologie ist die kleinbürgerliche Klasse. Indonesien ist ein Land der Kleinbourgeoisie,
in dem der Kleinbesitz, besonders in Form individueller Bauernwirtschaften,
sehr zahlreich ist. Unsere Partei ist von einer starken kleinbürgerlichen
Klasse umgeben und viele Parteimitglieder entstammen dieser Klasse.
Dadurch werden unweigerlich kleinbürgerliche Ideen und Gewohnheiten in
die Partei eingeschleppt. Die kleinbürgerliche Denkweise ist subjektiv und
einseitig bei der Analyse von Problemen. Sie geht weder von der objektiven
Wirklichkeit aus, noch von dem objektiven Kräfteverhältnis zwischen den
Klassen, sondern von subjektiven Wünschen, subjektiven Gefühlen und subjektiver
Einbildung. Dieser Subjektivismus ist die ideologische Quelle dogmatischer
oder empiristischer Fehler auf theoretischer Ebene, von 'rechtem' oder
'linkem' Opportunismus in politischer Hinsicht und von Liberalismus oder
Sektierertum auf organisatorischer Ebene, die es in unserer Partei gegeben
hat.

Während der Periode der Verwirklichung der Resolution 'Neuer Weg' fand in
unserer Partei ein interner Kampf gegen den Subjektivismus statt. Aber, wie
sich herausstellte, hatte dieser Kampf nicht vermocht, diese Ideologie des
Subjektivismus völlig auszurotten. Dies zeigte sich in der Erfahrung des 5.
Nationalen Kongresses der Partei. Auf dem Kongreß wurde scharfe Kritik am
Subjektivismus erhoben, der ein Hindernis bei der Verwirklichung der Resolution
'Neuer Weg' darstellte. Gleichzeitig machte der Kongress aber den gleichen
Fehler, indem er das 'Manifest für allgemeine Wahlen' der PKI annahm,
in dem das Programm zur Errichtung der Volksdemokratie durch allgemeine
Wahlen entwickelt wurde. Dies war gleichzeitig ein Dokument sowohl des
linken als auch des rechten Opportunismus. Als ein Programm, das auf der
Basis der bestehenden objektiven Bedingungen zu weit ging und undurchführbar
war, war es ein 'linker' Fehler. Indem es davon ausging, eine Volksdemokratie
könne durch allgemeine Wahlen erreicht werden, also durch friedliche
Mittel, war es ein 'rechter' Fehler.

In der Periode nach 1951 verstärkte sich der Subjektivismus weiterhin, breitete
sich mehr und mehr aus und bewirkte den Rechtsopportunismus, der mit
dem Einfluß des modernen Revisionismus in der internationalen kommunistischen
Bewegung verschmolz. Dies war die verhängnisvolle Linie des Rechtsopportunismus,
der zum hauptsächlichen Charakteristikum der von der PKI in
jener Periode begangenen Fehler wurde. Die Entstehung und Entwicklung
dieser Schwächen und Fehler wurden durch die folgenden Faktoren verursacht:

Erstens.

Die Tradition von Kritik und Selbstkritik auf marxistisch-leninistische
Weise war in der Partei nicht entwickelt, am allerwenigsten in der Parteiführung.
Ein Beispiel war die Ersetzung des 'Manifest für allgemeine Wahlen' von
der PKI. Nachdem entdeckt worden war, daß das Manifest Fehler enthielt,
wurde es zurückgenommen und durch ein anderes Programm ersetzt, durch
das 'Programm für eine Regierung der nationalen Koalition'. Aber um das
'Prestige der Führung' zu schützen, wurde diese Maßnahme jedoch nicht von
einer ausgedehnten und grundlegenden Kritik und Selbstkritik an der ideologischen
Quelle des Fehlers begleitet. Infolgedessen hat die Ersetzung des 'Manifest
für allgemeine Wahlen' durch das 'Programm für eine Regierung der
nationalen Koalition' nicht bewirkt, den opportunistischen Standpunkt gegenüber
allgemeinen Wahlen im Rahmen der bürgerlichen Demokratie gründlich
auszumerzen. Auf dieses Problem werden wir später noch zurückkommen.
Die Ausrichtungs- und Schulungsbewegungen, die von Zeit zu Zeit in der
Partei organisiert wurden, wurden nicht ernsthaft und gründlich genug durch-
geführt. Ihre Ergebnisse wurden nicht in hinreichend sorgfältiger Weise zusammengefaßt
und es folgten ihnen keine angemessenen Maßnahmen auf organisatorischer
Ebene. Derartige Bewegungen wurden mehr für die unteren Ebenen
der Partei organisiert und zielten niemals auf die Entfaltung von Kritik
und Selbstkritik in der Führung. Weit davon entfernt, auf Kritik von unten
sorgfältig zu achten, wurde sie sogar unterdrückt.
Das Unvermögen, die Tradition der Kritik und Selbstkritik in marxistisch-leninistischer
Weise in der Partei zu entfalten, besonders in der Parteiführung
einerseits und die theoretischen Schwächen der Parteikader im allgemeinen
andererseits hatten den kritischen Sinn und die ideologische Klarheit der
Parteikader im allgemeinen und der Führungskader im besonderen abgestumpft.


Zweitens.

Durch das Eindringen der bürgerlichen Ideologie über zwei Kanäle,
nämlich durch Kontakte mit der nationalen Bourgeoisie, als die Partei mit
dieser eine Einheitsfront einging, und zum anderen durch die Verbürgerlichung
der Parteikader, besonders der Führung, nachdem sie bestimmte Posten
in halboffiziellen und Regierungsinstitutionen erhalten hatten. Die zunehmende
Zahl von Parteikadern, die bestimmte Positionen in halboffiziellen und
Regierungsinstitutionen einnahmen, im Zentrum und in den Regionen, schufen
"diese Schicht der verbürgerlichten Arbeiter",die ,"wirkliche Schrittmacher
des Reformismus"sind (5) . Solch eine Situation gab es vor der August
revolution von 1945 nicht.

 

Drittens.

Der moderne Revisionismus begann in unsere Partei einzudringen, als
die vierte Plenartagung des Zentralkomitees des 5.Kongresses unkritisch einen
Bericht billigte, der die Richtlinien des 20. Parteitages der KPdSU bestätigte
und die Linie der 'Erreichung des Sozialismus auf friedlichem Wege durch
parlamentarische Mittel' zur Linie der PKI machte. Der 'friedliche Weg', eines
der Charakteristika des modernen Revisionismus, wurde auf dem 6. Nationalen
Kongreß der PKI erneut bekräftigt, indem folgende Passage in die Parteisatzung
Eingang fand: "Es ist möglich, daß in Indonesien ein volksdemokratisches
System als Übergangsstadium zum Sozialismus mit friedlichen Mitteln,
auf parlamentarischem Weg, erlangt werden kann. Die PKI strebt beharrlich
danach, diese Möglichkeit zur Wirklichkeit zu machen." Diese revisionistische
Linie wurde auf dem 7. Nationalen Kongreß der PKI noch stärker betont. Sie
wurde nie korrigiert, obwohl unsere Partei zu jener Zeit schon gewahr geworden
war, daß die Führung der KPdSU seit dem 20. Parteitag der KPdSU den
Weg des modernen Revisionismus beschritten hatte.
Angesichts des modernen Revisionismus der KPdSU-Führung nahm die PKI-
Führung, die durch das Bündnis mit der nationalen Bourgeoisie fest gebunden
war, keinen festen Standpunkt ein. Diese Haltung wurde hauptsächlich deswegen
eingenommen, weil von dem Bedürfnis ausgegangen wurde, die Interessen
der Allianz mit der nationalen Bourgeoisie zu schützen und nicht ausgegangen
wurde von den unabhängigen Interessen des Proletariats. Wenngleich die PKI-
Führung in späteren Jahren die verschiedenen modernen revisionistischen Linien
der KPdSU-Führung kritisierte und, dank dieser Haltung, die PKI eine
angesehene Stellung in den Reihen der Marxisten-Leninisten der Welt gewann,
erhielt sie trotzdem gute Beziehungen zur KPdSU-Führung aufrecht, und der
Einfluß des modernen Revisionismus in unserer Partei wurde nicht vollständig
ausgemerzt.
Die Erfahrung der PKI erteilt uns die Lehre, daß mit der Einnahme eines
Standpunktes der Kritik am modernen Revisionismus der KPdSU-Führung die
PKI selbst noch nicht automatisch von den Fehlern des Rechtsopportunismus
frei wurde und davon, das gleiche wie die modernen Revisionisten zu tun.
Die Erfahrung der PKI erteilt uns die Lehre, daß der moderne Revisionismus,
die größte Gefahr in der internationalen kommunistischen Bewegung, auch
die größte Gefahr für die PKI darstellt. Der moderne Revisionismus ist nicht
"eine latente, aber nicht akute Gefahr" (6), sondern eine konkrete Gefahr,
die der PKI großen Schaden und der revolutionären Bewegung des indonesischen
Volkes ernste Verluste zugefügt hat. Daher darf die Gefahr des modernen
Revisionismus in keiner Weise unterschätzt werden. Er muß unbarmherzig
bekämpft werden. Eine feste Haltung gegenüber dem modernen Revisionismus
in jeder Hinsicht kann nur dann wirksam aufrecht erhalten werden,
wenn unsere Partei die Linie "die Freundschaft mit dem modernen Revisionismus
erhalten" aufgibt.
Es ist eine Tatsache, daß die PKI, während sie einerseits den modernen Revisionismus
der KPdSU-Führung kritisierte, andererseits revisionistische Fehler
beging, da sie die marxistisch-leninistischen Lehren vom Klassenkampf, vom
Staat und der Revolution revidiert hatte. Außerdem nahm die PKI-Führung
nicht nur nicht den Kampf auf theoretischer Ebene gegen andere Strömungen
im revolutionären Denken auf, die das Proletariat irreführen können, wie
Lenin es uns gelehrt hat (Lenin, 'Was Tun? ')(7) sondern machte sogar freiwillig
Konzessionen auf theoretischer Ebene. Die PKI-Führung setzte die drei Komponenten
des Marxismus: Materialistische Philosophie, Politische Ökonomie
und den Wissenschaftlichen Sozialismus mit den "drei Komponenten der Lehren
Bung Karno's" gleich (Bung Karno, der Name, unter dem Präsident Sukarno
allgemein bekannt war, bedeutet 'Bruder Karno'). Damit wollte die PKI
aus dem Marxismus, der die Ideologie der Arbeiterklasse ist, das Eigentum der
gesamten Nation, unter Einschluß der der Arbeiterklasse feindlich gegenüberstehenden
Ausbeuterklassen machen.

DIE HAUPTSÄCHLICHEN FEHLER AUF POLITISCHER
EBENE


Die Fehler des Rechtsopportunismus auf politischer Ebene, die hier untersucht
werden sollen, betreffen drei Probleme:

1. der Weg der Volksdemokratie in Indonesien,

2. die Frage der Staatsmacht und

3. die Verwirklichung der Politik der nationalen Einheitsfront.

Rechtsopportunismus auf politischer Ebene zeigt sich zuerst und vor allem in
der Frage, welcher Weg eingeschlagen werden soll, der "friedliche Weg" oder
der Weg der Revolution, um die Volksdemokratie in Indonesien als Übergangsstadium
zum sozialistischen System zu erreichen. Eine der fundamentalsten
Differenzen und Auseinandersetzungen zwischen dem Marxismus-Leninismus
und dem Revisionismus, sowohl dem klassischen wie dem modernen,
betrifft gerade die Frage des Weges zum Sozialismus. Der Marxismus-Leninismus
lehrt, daß der Sozialismus auf dem Weg der proletarischen Revolution
errichtet werden muß und daß der Sozialismus im Falle von kolonialen,
halbkolonialen und halbfeudalen Ländern wie Indonesien erreicht wird über
das Stadium der volksdemokratischen Revolution. Währenddessen träumt der
Revisionismus davon, den Sozialismus auf 'friedlichem Wege' zu erreichen.

Wie sah der Prozeß aus, in dem diese Fehler auftauchten und sich entwickelten?

Fünfzehn Jahre lang, seit 1951, hat die PKI einen legalen und parlamentarischen
Kampf geführt. Die legale und parlamentarische Form des Kampfes ist
eine der Methoden, die von einer revolutionären proletarischen Partei in einer
bestimmten Situation- und unter bestimmten Bedingungen angewandt wird,
wie Lenin in seinem Werk "Der linke Radikalismus - die Kinderkrankheit im
Kommunismus" erklärte. Auf den parlamentarischen Kampf zu verzichten,
wenn er notwendig ist und mit der Revolution herumzuspielen, wenn die
Bedingungen noch nicht reif sind, ist ein Fehler.
Der parlamentarische Kampf als eine Form des legalen Kampfes, wie er 1951
von der Partei geführt wurde, war im wesentlichen korrekt und in Übereinstimmung
mit den damals herrschenden objektiven Bedingungen. Die damals
herrschende Lage war folgende: der revolutionäre Sturm war abgeflaut, die
treibenden Kräfte der Revolution waren bis dahin noch nicht wieder erwacht
und die große Mehrheit des Volkes, die vor der Agustrevolution noch nie
politische Freiheiten erfahren hatte, setzte ihre Hoffnung immer noch in die
bürgerliche Demokratie.
In den ersten Jahren dieser Periode hatte unsere Partei im politischen Kampf
und beim Aufbau der Partei gewisse Erfolge erzielt. Ein bedeutendes Ergebnis
dieser Periode war die Formulierung der wichtigsten Probleme der indonesischen
Revolution. Es wurde gesagt, daß das gegenwärtige Stadium der indone-
sischen Revolution eine bürgerlich-demokratische Revolution neuen Typs
wäre, deren Aufgabe es sei, den Imperialismus und die Überreste des Feudalismus
zu liquidieren und ein volksdemokratisches System als Übergangsstadium
zum Sozialismus aufzubauen. Die treibenden Kräfte der Revolution seien die
Arbeiterklasse, die Bauern und das Kleinbürgertum; die führende Kraft der
Revolution sei die Arbeiterklasse und die Hauptmassenbasis der Revolution
sei die Bauernschaft. Es wurde auch gesagt, daß die nationale Bourgeoisie eine
schwankende Kraft der Revolution sei, die bis zu einem gewissen Grade und
in gewissen Perioden zur Revolution neigen könne, die aber zu anderen Zeiten
die Revolution verraten könne. Die Partei erklärte außerdem, daß die Arbeiterklasse,
um ihre Verpflichtung als Führer der indonesischen Revolution zu
erfüllen, mit anderen revolutionären Klassen und Schichten eine revolutionäre
Einheitsfront auf der Basis der Arbeiter-Bauern-Allianz und unter Führung
der Arbeiterklasse schmieden müsse.

Ein bedeutender Mangel jedoch, der sich später zum Rechtsopprtunismus und
Revisionismus entwickelte, lag darin, daß die Partei noch nicht die vollständigste
Klarheit über die wichtigsten Mittel und die hauptsächliche Form des
Kampfes der indonesischen Revolution gewonnen hatte. Das Zentralkomitee
der Partei hatte einmal dieses Problem in groben Zügen diskutiert. Aber in der
folgenden Periode wurde dieses Problem nie so gründlich diskutiert, daß darüber
eine korrekte und einheitliche Meinung möglich geworden wäre, eine
Voraussetzung dafür, daß eine korrekte und einheitliche Meinung in der gesamten
Partei erreicht werden könnte.
Für eine Partei wie die PKI mit der historischen Aufgabe, eine Revolution
anzuführen, ist es ein großer Fehler, die Frage der hauptsächlichen Mittel und
wichtigsten Kampfformen der indonesischen Revolution nicht zur Aufgabe
für die gesamte Partei zu machen, sondern nur zu einem Problem für wenige
Personen in der Führung und bestimmte Kader in der Partei. Das bewirkte,
daß die Mehrheit der Mitglieder der Partei zu dieser äußerst wichtigen Frage
der Revolution ein passives Verhältnis entwickelte.
Wenngleich die Führung der indonesischen Revolution bei der Arbeiterklasse
liegt, so ist ihre hauptsächliche Stütze die Bauernschaft. Angesichts der Tatsache,
daß die Arbeiterklasse in Indonesien klein ist, können die Kampfmethoden
der Arbeiterklasse wie Generalstreik, die zur Aufrüttelung anderer
treibender Kräfte der Revolution führen und sich später zu einer bewaffneten
Erhebung entwickeln, wie es bei der russischen bürgerlich-demokratischen Revolution
von 1905 der Fall war (8), nicht die Hauptform des Kampfes oder
die Methode der indonesischen Revolution werden.
Die chinesische Revolution hat uns gelehrt, daß die Hauptkampfform der
Revolution in kolonialen, halbkolonialen und halbfeudalen Ländern der bewaffnete
Volkskrieg gegen die bewaffnete Konterrevolution ist. Weil die
Revolution wesentlich eine Agrarrevolution ist, ist der bewaffnete Kampf des
Volkes im wesentlichen der bewaffnete Kampf der Bauern im Verlauf einer
Agrarrevolution unter Führung der Arbeiterklasse.

Die Praxis der chinesischen Revolution ist in erster Linie die Anwendung des
Marxismus-Leninismus auf die konkreten Bedingungen in China. Gleichzeitig
stellte sie das allgemeine Gesetz für die Revolutionen der Völker in kolonialen
oder halbkolonialen und halbfeudalen Ländern fest. Um den vollständigen
Sieg zu erringen, muß die indonesische Revolution deshalb ebenfalls den Weg
der chinesischen Revolution einschlagen. Dies bedeutet, daß die indonesische
Revolution unweigerlich diese Hauptform des Kampfes annehmen muß,
nämlich den bewaffneten Kampf des Volkes gegen die bewaffnete Konterrevolution,
die ihrem Wesen nach die bewaffnete Agrarrevolution der Bauern
unter Führung des Proletariats ist.
Die Agrarrevolution, die der Inhalt der indonesischen Revolution im gegenwärtigen
Stadium ist, ist nicht eine Agrarreform nach bürgerlicher Art, die
lediglich den Weg für die Entwicklung des Kapitalismus auf dem Land ebnet.
Diese Revolution wird die Landarbeiter, die armen Bauern und die mittleren
Bauern von feudaler Unterdrückung durch ausländische und einheimische
Grundbesitzer befreien, indem ihr Boden ersatzlos konfisziert wird und ohne
Gegenleistung an die Landarbeiter und armen Bauern individuell als privates
Eigentum verteilt wird. Solch eine Revolution wird nur dann siegreich sein,
wenn sie mit Waffengewalt unter Führung der Arbeiterklasse durchgeführt
wird. Diese Revolution kann nicht von außen aufgezwungen werden. Sie wird
auf Grund des hohen Bewußtseins und der Überzeugung der Bauern zustandekommen,
die sie selbst aus eigener Erfahrung im Kampf und durch die Erziehung
durch die Arbeiterklasse gewinnen werden.
Es ist klar, daß in einer Situation, in der die Bedingungen für eine Revolution
noch nicht existieren, die Aufgaben der PKI darauf gerichtet sein müssen, die
Parteimitglieder, die Arbeiterklasse und die Bauernschaft hinsichtlich der
Hauptformen des Kampfes der indonesischen Revolution zu erziehen, und
zwar durch politische Agitations-, Propaganda- und organisatorische Arbeit.
Alle Formen der legalen und parlamentarischen Arbeit müssenden grundlegenden
Mitteln und der Hauptform des Kampfes dienen und dürfen in keiner
Weise den Prozeß des Heranreifens des bewaffneten Kampfes behindern.

Die Erfahrung der letzten fünfzehn Jahre hat uns gezeigt, daß die PKI dadurch,
daß sie nicht von Anfang an, den "friedlichen Weg" entschlossen zurückwies
und an dem allgemeinen Gesetz der Revolution in kolonialen, halbkolonialen
und halbfeudalen Ländern festhielt, allmählich in parlamentarische
und andere Formen des legalen Kampfes versumpfte. Die Parteiführung hatte
sogar diese Formen des Kampfes zu den Hauptformen gemacht, um das strategische
Ziel der indonesischen Revolution zu erreichen. Die Legalität der
Partei wurde nicht als eine Methode des Kampfes zu einem gegebenen Zeitpunkt
und unter gewissen Bedingungen angesehen, sondern eher als ein Prinzip,
dem die anderen Kampfformen dienen müssen.

Selbst als die Konterrevolution die Partei nicht nur der Legalität beraubt
hatte, sondern auch die menschlichen Grundrechte der Kommunisten verletzt
hatte, wurde immer noch diese 'Legalität' mit aller Macht verteidigt.
Wie schon oben erwähnt wurde, begann die feste Verankerung des 'friedlichen
Weges' in der Partei als die 4.Plenartagung des Zentralkomitees der PKI
(1956) ein Dokument annahm, das die Linie des modernen Revisionismus des
20.Parteitages der KPdSU billigte. Und als die revisionistische Linie erst einmal
fest in der Partei verankert war, war es unmöglich, eine korrekte marxistisch-
leninistische Linie in der Strategie und Taktik festzulegen. Die Festlegung
der Hauptlinien von Strategie und Taktik der Partei begann mit einer
Zweideutigkeit zwischen dem "friedlichen Weg" und dem "Weg der bewaffneten
Revolution" und entwickelte sich schließlich zur Dominanz der Linie des
"friedlichen Weges".
Unter solchen Bedingungen wurde von dem 6.Nationalen Kongreß (1959) die
Generallinie der PKI folgendermaßen formuliert: "Das Schmieden der nationalen
Einheitsfront und den Aufbau der Partei fortsetzen, um die Forderungen
der Augustrevolution von 1945 zu erfüllen". Gestützt auf die Generallinie
der Partei wurde die Parole "Die Drei Banner der Partei hochhalten" angenommen.
Dies waren: 1. das Banner der nationalen Front, 2. das Banner des
Parteiaufbaus und 3. das Banner der Augustrevolution von 1945. (9)
Die Generallinie wurde als der Weg zur Volksdemokratie in Indonesien verstanden.
Die Parteiführung versuchte zu erklären, daß die Drei Banner der Partei die
drei Hauptwaffen seien, um die volksdemokratische Revolution zu gewinnen.
Diese sind, wie Genosse Mao Tse-tung sagte: "eine disziplinierte Partei, die
mit der Theorie des Marxismus-Leninismus gewappnet ist, die Methode der
Selbstkritik anwendet und mit den Volksmassen verbunden ist: eine Armee,
die unter der Führung einer solchen Partei steht; eine von einer solchen Partei
geführte Einheitsfront aller revolutionären Klassen und aller revolutionärer
Gruppen"(10)

Die zweite Hauptwaffe ist der bewaffnete Volkskrieg gegen die bewaffnete
Konterrevolution unter Führung der Partei. Die Parteiführung versuchte sie
mit der Parole "Haltet das Banner der Augustrevolution von 1945 hoch" zu
ersetzen. Tatsächlich erklärte man, daß "das Banner der Augustrevolution die
Wichtigkeit, der Nutzung der Erfahrungen des Kampfes während der Augustrevolution
1945 bekräftigt", und daß "bei der Verteidigung der Souveränität
Indonesiens die Rolle des Guerillakrieges von größter Bedeutung ist (11), in der
Praxis wurden jedoch keinerlei Anstrengungen in dieser Richtung unternommen.

Um zu beweisen, daß der befolgte Weg nicht der opportunistische sogenannte
"friedliche Weg" wäre, sprach die Parteiführung stets von den zwei Möglichkeiten,
nämlich der Möglichkeit eines "friedlichen Weges" und der Möglichkeit eines nichtfriedlichen
Weges, aber daß, je besser die Partei sich auf die
Möglichkeit eines nichtfriedlichen Weges vorbereite, die Möglichkeit eines
"friedlichen Weges" dann umso größer würde. Tatsächlich zeigen solche Erklärungen
sehr genau das Vorhandensein des Dualismus bezüglich des von der
Parteiführung befolgten Weges auf. Dadurch wurde aber die Hoffnung auf
einen "friedlichen Weg", den es in Wirklichkeit nicht gibt, in den Köpfen der
Parteimitglieder, der Arbeiterklasse und der Massen der werktätigen Bevölkerung
eingepflanzt.
In der Praxis bereitete die Parteiführung die Reihen der Partei, die Arbeiterklasse
und die Volksmassen nicht darauf vor, der Möglichkeit eines nichtfriedlichen
Weges ins Auge zu sehen. Der klarste Beweis war die ernste Tragödie,
die sich nach dem Ausbruch und dem Scheitern der 'Bewegung des 30.September'
ereignet hat. In kürzestem Zeitraum gelang es der Konterrevolution,
hunderttausende Kommunisten und nicht-kommunistische Revolutionäre, die
sich völlig passiv verhielten, zu massakrieren und zu verhaften, gelang es ihr,
die Organisation der PKI und die revolutionären Massenorganisationen zu
paralysieren. Eine solche Situation hätte sich gewiß nicht ereignet, wenn die
Parteiführung nicht vom revolutionären Weg abgewichen wäre.
Die Parteiführung erklärte, daß "unsere Partei nicht die Theorie des bewaffneten
Kampfes vom Ausland kopieren darf, sondern die Methode des Verbindens
der Drei Formen des Kampfes verwirklichen muß, nämlich den Guerillakrieg
auf dem Land (besonders von Landarbeitern und armen Bauern); revolutionäre
Aktionen der Arbeiter (besonders von Transportarbeitern) in den
Städten; und intensive Arbeit unter den bewaffneten Streitkräften des Feindes".(12)

Die Parteiführung kritisierte einige Genossen, weil sie beim Studium des bewaffneten
Kampfes des chinesischen Volkes nur die Gemeinsamkeiten mit
den Bedingungen in Indonesien sehen würden. Die Parteiführung verwies dagegen
auf die unterschiedlichen Bedingungen, die in Rechnung gestellt werden
müßten, und gelangte bis hin zur Schlußfolgerung, daß die für die indonesische
Revolution typische Methode die "Methode des Verbindens der Drei
Formen des Kampfes" sei.
Die Erfahrung anderer Länder dogmatisch zu übernehmen, ist ein Fehler.
Aber sich zu weigern, die Erfahrung eines anderen Landes zu benutzen, deren
Gültigkeit als die Theorie der Volksrevolution bereits bewiesen wurde, ist
ebenfalls ein Fehler. Lenin lehrte uns, "daß die in einem jungen Lande einsetzende
Bewegung nur dann erfolgreich sein kann, wenn sie die Erfahrungen der
anderen Länder. . . kritisch gegenüberzutreten und sie selbständig zu überprüfen"
vermag.(13)

Die Tatsachen haben gezeigt, daß die "Theorie der Methode des Verbindens
der Drei Formen des Kampfes" nicht das Ergebnis der kritischen Verarbeitung
einer Erfahrung eines anderen Landes und ihrer Anwendung auf die
konkrete Praxis in Indonesien war. um zu einer der für Indonesien typischen
revolutionären Theorie zu werden. Auf jeden Fall ist sie keine für Indonesien
typische Methode.
Die russische Revolution von 1905 war, wie Lenin in seinem 'Vortrag über die
Revolution von 1905' erklärte, eine Verbindung von Streiks der Arbeiter,
antifeudalem Kampf der Bauern auf dem Lande und Meutereien der Armee,
mit den Streiks der Arbeiter als Vorhut. Die chinesische Revolution verband
ebenfalls den agrarrevolutionären Krieg, die Arbeit auf dem Lande und in den
vom Feind besetzten Städten und die Arbeit unter den Streitkräften des
Feindes, wobei der agrarrevolutionäre Krieg die Hauptform war.
Die "Drei Formen des Kampfes", die verbunden werden sollten, wurden alle
auf den "friedlichen Weg" statt auf den Weg der Revolution geführt. Der
Kampf der Bauern gegen Ausbeutung und Unterdrückung durch die Überreste
des Feudalismus hätte sich unausweichlich, bei einer korrekten Führung, zu
seiner höchsten Form entwickelt, nämlich der Agrarrevolution, um die Bauern
von der Unterdrückung der Grundbesitzer zu befreien. Dieser Kampf
hätte nur siegreich enden können, wenn er unter Führung der PKI mit den
Waffen geführt worden wäre. Aber die Parteiführung konzentrierte ihre
Führungstätigkeit nicht auf die Entwicklung des immer mehr anwachsenden
Kampfes der Bauern und wappnete die Partei nicht für jede Situation.
Als sich die Bauern in direkten einseitigen Aktionen gegen die einheimischen
Grundbesitzer zu erheben begannen, wurden diese Aktionen nicht zu ihrer
höheren Form weiterentwickelt, sondern auf verschiedene Art und Weise abgelenkt
durch Aktionen, die sich nicht direkt gegen die Grundbesitzer richteten,
wie die "Neue-Kultur-Bewegung, die Eintausend-und-eins-Kampagne zur
Hebung der Produktion und die Rattenvernichtungskampagne". Natürlich ist
es für eine revolutionäre Bauernbewegung nicht falsch, Kampagnen zur He-
bung der Produktion, zur Ausrottung von Landplagen und zur Hebung des
kulturellen Niveaus der Bauern ins Leben zu rufen. Aber all dies sollte dem
wichtigsten Ziel der revolutionären Bauernbewegung dienen, nämlich der antifeudalen
Agrarrevolution. Daher sollten derartige Kampagnen nicht allzu
hoch eingeschätzt werden, damit sie nicht die Orientierung der revolutionären
Bauernbewegung ablenken und sie zu einer reformistischen Bewegung machen.

In den Städten, trotz der wachsenden schweren Belastungen im Leben der
Arbeiter, wurden Aktionen der Arbeiter, die politische Bedeutung hatten,
zunehmend seltener, da auch ihnen die richtige Führung fehlte. Es stimmt
zwar, daß es scheinbar große Aktionen, der Arbeiter gab, die große politische
Bedeutung hatten, wie die Übernahme von Unternehmen, die den holländischen,
britischen und belgischen Imperialisten gehörten. Aber die eigentlichen
Ergebnisse dieser Aktionen kamen nur einer Handvoll von bürokratischen
Kapitalisten zugute und verbesserten in keiner Weise die Lebensbedingungen
der betroffenen Arbeiter. Da die Parteiführung außerdem die ehemaligen im-
perialistischen Unternehmen, die von der Regierung der Republik Indonesien
kontrolliert wurden, als Nationaleigentum ansah, wurden weitergehende
Aktionen der Arbeiter abgebremst. Im Gegenteil, eine ganze Reihe von Aktivitäten
wurden sogar direkt durch die Gewerkschaften oder die Betriebsmanagements
mit dem Ziel organisiert, die Produktion zu erhöhen, die Leistungsfähigkeit
der Unternehmen zu steigern und die Wirtschaft zu verbessern. Dabei
wurden weder die Lebensbedingungen der Arbeiter verbessert noch wurde
ihr revolutionäres Bewußtsein gehoben.
Ausgehend von dem falschen Standpunkt, daß "die bewaffneten Streitkräfte
der Republik Indonesiens keine reaktionären Streitkräfte sind", wurde das
Problem "in den feindlichen Streitkräften zu arbeiten" dahingehend interpretiert,
dieses "wichtige Organ des Staates in das Volk zu integrieren" bzw. "die
dwitunggal-Beziehung (dwitunggal bedeutet wörtlich die Einheit der beiden)
zwischen Volk und der Armee zu stärken". (14)

Das heißt, das Instrument der Gewalt der unterdrückenden Klassen mit den
unterdrückten Klassen zu versöhnen. Solch ein Fehler konnte nur deshalb
unterlaufen, weil die Parteiführung von der marxistisch-leninistischen Lehre
über den Staat abgewichen war, die indonesische Republik nicht als bürgerlichen
Staat betrachtete und die bewaffneten Streitkräfte der Republik Indonesien
nicht als Instrument des bürgerlichen Staates ansah . Die Parteiführung
übersah die Tatsache, daß, weil die Augustrevolution versagt hatte und die
Staatsmacht vollständig in die Hände der reaktionären Bourgeoisie gefallen
war, die Streitkräfte der Republik Indonesien, obwohl aus der Augustrevolution
hervorgegangen, automatisch als ganzes zu einem Herrschaftsorgan in den
Händen derjenigen Klassen geworden waren, die den Staat beherrschten. Angesichts
ihres Klassenursprungs als Söhne von Arbeitern und Bauern könnten
die Soldaten und Unteroffiziere der Streitkräfte sehr wohl Elemente darstellen,
die die Partei des Volkes ergreifen. Aber dies konnte nichts daran ändern,
daß die Streitkräfte insgesamt ein Organ des Staates waren, das den Interessen
der herrschenden Klasse diente.
Um ihre schwere, aber große und edle historische Mission zu erfüllen, die
Volksrevolution gegen Imperialismus, Feudalismus und den bürokratischen
Kapitalismus zu führen, müssen die indonesischen Marxisten-Leninisten entschlossen
den revisionistischen" friedlichen Weg" verlassen, die "Theorie der
Methode des Verbindens der Drei Formen des Kampfes" verlassen und das
Banner der bewaffneten Volksrevolution hochhalten. Dem Beispiel der ruhmreichen
chinesischen Volksrevolution folgend, müssen die indonesischen Marxisten-
Leninisten revolutionäre Basisgebiete errichten; sie müssen "die
rückständigen Dörfer in fortschrittliche, gefestigte Stützpunktgebiete, in
große militärische, politische, ökonomische und kulturelle Bastionen der
Revolution verwandeln"(15)

Während diese allerwichtigste Frage in Angriff genommen wird, müssen wir
auch andere Kampfformen anwenden; der bewaffnete Kampf wird niemals
voranschreiten, wenn er nicht mit anderen Kampfformen koordiniert wird.

Die von der Parteiführung verfolgte rechtsopportunistische Linie spiegelte sich
auch in ihrer Haltung dem Staat gegenüber, besonders dem Staat der Republik
Indonesien, wider. Der Marxismus-Leninismus lehrt uns, daß "der Staat ein
Organ der Klassenherrschaft, ein Organ zur Unterdrückung der einen Klasse
durch die andere"ist; daß "die Formen der bürgerlichen Staaten außerordentlich
mannigfaltig (sind), ihr Wesen ist aber ein und dasselbe... die Diktatur
der Bourgeoisie";und daß "die Ablösung des bürgerlichen Staates durch den
proletarischen(in Indonesien durch den volksdemokratischen Staat - Politbüro)
unmöglich ist ohne eine gewaltsame Revolution."(16)

Ausgehend von dieser marxistisch-leninistischen Lehre vom Staat, hätte die
Aufgabe der PKI, nachdem die Augustrevolution von 1945 gescheitert war,
die Erziehung der indonesischen Arbeiterklasse und der übrigen werktätigen
Bevölkerung sein müssen, damit sie klar den Klassencharakter des Staates der
Republik Indonesien als einer Diktatur der Bourgeoisie gesehen hätten. Die
PKI hätte das Bewußtsein der Arbeiterklasse und der übrigen werktätigen
Bevölkerung wecken müssen, daß ihr Befreiungskampf unausweichlich zu der
Notwendigkeit führen würde, den "bürgerlichen Staat zu ersetzen" durch den
Staat des Volkes unter Führung der Arbeiterklasse und zwar durch eine "gewaltsame
Revolution". Aber die PKI-Führung schlug die opportunistische Linie
ein, die im Volk Illusionen über die bürgerliche Demokratie hervorbrachte.
Die Entwicklung dieser opportunistischen Linie hinsichtlich des Staates lief
folgendermaßen:
In Anwendung der Taktik, die nationale Bourgeoisie in die nationale Einheitsfront
zurückzuholen, unterstützte die PKI das Kabinett Wilopo (ab 1952) und
die darauffolgenden Regierungen der Republik Indonesien - mit Ausnahme
des Kabinetts Burhanuddin Harahap, das von der Masjumi-Partei geführt wurde
- die relativ fortschrittliche Programme hatten. Durch dieses Verhalten
war die PKI in der Lage, die nationale Bourgeoisie in eine Einheitsfront zu
ziehen und die Bildung reaktionärer Regierungen zu verhindern. Aber im
weiteren Verlauf befolgte die PKI eine Praxis, durch die ihre Position als die
einer proletarischen Partei, die gegenüber bürgerlichen Regierungen eine unabhängige
Haltung einnimmt, aufgegeben wurde. Die PKI vermochte nicht völlig
ihrer Aufgabe gerecht zu werden, den Bankrott der bürgerlichen Demokratie
bloßzulegen. Schlimmer noch, statt die allgemeinen Wahlen und den parlamentarischen
Kampf zu benutzen, um den Verfall des Parlamentarismus politisch
zu beschleunigen, stärkte die PKI diesen Parlamentarismus. Die PKI
beteiligte sich an den ersten parlamentarischen allgemeinen Wahlen mit einem
Programm zur Bildung einer Regierung der Nationalen Koalition, d. h. einer
Einheitsfront-Regierung aller demokratischen Elemente, einschließlich der
Kommunisten. Mit ihrem Programm für die allgemeinen Wahlen hatte die PKI
denselben Fehler begangen wie die kleinbürgerlichen Demokraten und Opportunisten,
die, laut Lenin "dem Volk (den falschen Gedanken suggerieren), das
allgemeine Stimmrecht wie 'im heutigen Staat'(lies: dem bürgerlichen Staat -
das Politbüro) sei imstande, den Willen der Mehrheit der Werktätigen wirklich
zum Ausdruck zu bringen und seine Realisierung zu sichern." (17)

Die Forderung nach Bildung einer Regierung der Nationalen Koalition wurde
das taktische Programm der PKI und nahm später die Form der Forderung
nach Bildung eines Kabinetts der Kooperation an, mit der Nasakom als Kern.
Nasakom: ein Akronym aus Nasionalis, Agama, Kommunis. Die Idee Präsident
Sukarnos von der Einheit der drei stärksten Gruppierungen in Indonesien:
die Nationalisten, die Gläubigen und die Kommunisten.
Indem man die Bildung einer Regierung der Nationalen Koalition zur wichtigsten
politischen Forderung machte, wurde die Illusion verbreitet, daß es unter
der Bedingung der bürgerlichen Diktatur, wo der Parteiführung keine bewaffneten
Kräfte zur Verfügung stehen, möglich wäre, eine Einheitsfrontregierung
aus demokratischen Elementen einschließlich der Kommunisten, zu bilden,
damit dem Gerechtigkeitssinn des Volkes zu entsprechen und dadurch die
Erreichung der strategischen Ziele zu erleichtern. Die Kampagne unter der
Forderung ein Kooperationskabinett zu bilden, mit Nasakom als Grundlage,
hatte die Propaganda für einen volksdemokratischen Staat in den Hintergrund
treten lassen und auf diese Weise die Entwicklung des revolutionären Bewußtseins
der Arbeiterklasse und der übrigen werktätigen Bevölkerung behindert.
Der Höhepunkt der Abweichung von der marxistisch-leninistischen Lehre
vom Staat durch die Parteiführung war die Formulierung der "Theorie der
zwei Aspekte der Staatsmacht der Republik Indonesien". Seit Entstehen der
"Zwei-Aspekte-Theorie" wurden nur bei allgemeinen Diskussionen über den
Staat die marxistisch-leninistischen Lehren oberflächlich aufrechterhalten.
Aber bei Diskussionen über den Staat in konkretem Sinne, d. h. über den
Staat der Republik Indonesien, wurden die marxistisch-leninistischen Lehren
völlig aufgegeben.

Die "Zwei-Aspekte-Theorie" betrachtete den Staat und die Staatsmacht auf
folgende Weise:

"Die ökonomische Struktur (Basis) der heutigen indonesischen Gesellschaft
ist immer noch kolonial und halbfeudal. Gleichzeitig findet jedoch ein Kampf
des Volkes gegen dieses ökonomische System statt, ein Kampf für die nationale
und demokratische Ökonomie. . .
Die Gegebenheiten der Basis spiegeln sich auch im Überbau wider, einschließ-
lich der Staatsmacht und des Kabinetts im besonderen. In der Staatsmacht
werden sowohl die Kräfte widergespiegelt, die gegen das koloniale und feudale
ökonomische System sind, als auch die Kräfte, die den Imperialismus, die
Überreste des Feudalismus, den bürokratischen Kapitalismus und die Kompradoren
verteidigen. . .
Die Staatsmacht der Republik Indonesien, als eine widersprüchliche Einheit
betrachtet, besteht aus dem Widerspruch zwischen zwei konträr entgegengesetzten
Aspekten.
Der erste Aspekt ist der Aspekt, der die Interessen des
Volkes vertritt (der in der progressiven Haltung und Politik Präsident Sukarnos
Ausdruck findet, die von der PKI und anderen Gruppen des Volkes
unterstützt wird).
Der zweite Aspekt ist der Aspekt, der die Interessen der
Feinde des Volkes vertritt (und in der Haltung und Politik der reaktionären
Kräfte und der Rechten seinen Ausdruck findet). Der Volksaspekt ist zu dem
Hauptaspekt geworden und übernimmt die führende Rolle in der Staatsmacht
der Republik Indonesiens". (18)

Die "Zwei-Aspekte-Theorie" ist eindeutig eine opportunistische oder revisionistische
Abweichung, weil sie die marxistisch-leninistische Lehre verneint,
daß "der Staat das Organ der Herrschaft einer bestimmten Klasse ist, die mit
ihrem Antipoden (der ihr entgegengesetzten Klasse) nicht versöhnt werden
kann“(19)

Es ist undenkbar, daß die Republik von Indonesien vom Volk und den Feinden
des Volkes gemeinsam beherrscht werden könnte.

Es ist wahr, daß es in der indonesischen Gesellschaft Kräfte gibt, die gegen das
koloniale und halbfeudale ökonomische System kämpfen. Diese Kräfte sind
die Arbeiterklasse, die Bauernschaft, das Kleinbürgertum und auch, bis zu
einem gewissen Grad, die nationale Bourgeoisie. Aber zu meinen, daß diese
Kräfte ein gemeinsames Konzept für eine 'nationale und demokratische Ökonomie'
besitzen, ist ein Irrtum.
Es gibt zwei verschiedene Konzepte, das Konzept der nationalen Bourgeoisie
und das Konzept des Proletariats. Egal unter welchem Namen es auftritt, ob
'nationale und demokratische Ökonomie', 'gelenkte Ökonomie' etc., das Konzept
der nationalen Bourgeoisie hat nur einen Sinn, die volle Entwicklung des
Kapitalismus im Land.
Das Konzept des Proletariats besteht darin, eine volksdemokratische Ökonomie
zu schaffen, d.h. Nationalisierung des gesamten Kapitals und aller Unternehmen,
die sich im Besitz der Imperialisten, Kompradoren und anderen
Reaktionäre befinden und die kostenlose Verteilung des Bodens der Grundbesitzer
an die Bauern. Dies wird das Wirtschaftssystem der Übergangsphase
zum Sozialismus sein, das erst nach der Errichtung einer volksdemokratischen
Diktatur verwirklicht werden kann, nämlich der vereinigten Macht aller antiimperialistischen
und anti-feudalen Klassen unter Führung des Proletariats. In
der volksdemokratischen Wirtschaft nimmt der sozialistische Sektor, nämlich
die Grundindustrie im Besitz des Volksstaates, im gesamten Wirtschaftsleben
des Landes die führende Rolle ein.
Vor der Errichtung der volksdemokratischen Macht wird der Kampf des Volkes
auf wirtschaftlicher Ebene niemals einer volksdemokratischen ökonomischen
Struktur zum Durchbruch verhelfen können. Die Übernahme der Unternehmen
der Imperialisten und die Existenz von staatlichen Unternehmen
alten Typs unter Kontrolle der Republik von Indonesien brachte keinen sozialistischen
Sektor in der Wirtschaft hervor, weil diese staatlichen Unternehmen
nicht dem Volk gehörten und nicht vom Staat des Volkes geführt wurden,
sondern in die Hände kapitalistischer Bürokraten gefallen waren. Gleichermaßen
konnte auch das Grundlegende Agrargesetz in keiner Weise die Bauernschaft
von Unterdrückung und Ausbeutung durch die Überreste des Feudalis-
mus befreien.
Die Differenzen zwischen dem Konzept der nationalen Bourgeoisie und dem
Konzept des Proletariats zu leugnen, sie durch die Formulierung 'nationale
und demokratische Ökonomie' in einen Topf zu werfen, ohne zuerst das
Problem der Notwendigkeit der Errichtung einer volksdemokratischen Staatsmacht
aufzuwerfen, war gleichbedeutend mit der Aufgabe des proletarischen
Klassenstandpunktes und der Kapitulation vor der Bourgeoisie. Es ist ganz
klar, daß das Entstehen von Wirtschaftskonzepten wie dem "Manifest zur
Wirtschaft" nicht bedeutete, daß die Kräfte der Arbeiterklasse und der übrigen
werktätigen Bevölkerung, die gegen die koloniale und halb-feudale Wirtschaft
gekämpft hatten, sich bereits in der Staatsmacht widerspiegelten.
Volksdemokratische Faktoren können niemals in einer Staatsmacht heranwachsen,
die die Interessen des Imperialismus und der Überreste des Feudalismus
vertritt.
Es gab in der Staatsmacht der Republik von Indonesien einen Widerspruch,
und zwar den Widerspruch zwischen den Kompradoren- und Grundbesitzerelementen,
die die Interessen des Imperialismus und der Überreste des Feudalismus
auf der einen Seite vertraten, und der nationalen Bourgeoisie, die bis
zu einem gewissen Grade eine antiimperialistische und antifeudale Haltung
einnahm, auf der anderen Seite. Aber die Position der nationalen Bourgeoisie
in der Staatsmacht konnte nicht dahingehend interpretiert werden, daß sie die
Interessen des Volkes vertreten hätte und gerade deswegen durfte sie nicht
der 'Volksaspekt' im Staate genannt werden. Denn ein derartiger Widerspruch
wird niemals zur fundamentalen Veränderung der Klassennatur des Staates führen.
Die Teilnahme der Parteiführer an der Regierung, sowohl in der zentralen als
auch in der regionalen Verwaltung, kann nicht dahin gedeutet werden, daß
die Qualität des Aspekts der nationalen Bourgeoisie in der Staatsmacht sich
gewandelt hätte in einen Volksaspekt. Denn die vereinigten Kräfte der nationalen
Bourgeoisie und des Proletariats wurden nicht vom Proletariat geführt,
sondern von der nationalen Bourgeoisie. Die Position der Parteiführer in der
Regierung, die mit keiner wirklichen Macht verbunden war, war ein politisches
Zugeständnis seitens der nationalen Bourgeoisie, die die Unterstützung
des Volkes in ihrem Widerspruch zur Kompradorenbourgeoisie und in gewissem
Grad zu den Imperialisten brauchte.
Mit Unterstützung der Volksmassen, die von der PKI geführt wurden, konnte
die nationale Bourgeoisie in gewissem Umfang die Kompradorenbourgeoisie
in der Staatsmacht zurückdrängen. Dieser Umstand zeigte sich in einer Reihe
politischer Entscheidungen, die von der Regierung der Republik Indonesiens
getroffen wurden, wie zum Beispiel in der Aufkündigung des RTC-
Abkommens (Round Table Conference), der Befreiung West-Irians, der Verabschiedung
des Grund-Agrargesetzes und des Gesetzes zur Ernteverteilung, der Liquidierung
der Streitkräfte der Konterrevolution einschließlich der DI/III
und der PRRI/Permesta (Einheit der Aufständischen in Sumatra, Atcheh,
Westjava und Nord-Sulawesi- d.Übers.), in der Annahme des Politischen
Manifestes, der Wirtschaftsdeklaration, der antiimperialistischen Außenpolitik etc.

Die Parteiführung, die in den Sumpf des Opportunismus geraten war, schätzte
diese Entwicklung entschieden zu hoch ein und behauptete, daß der 'Volksaspekt'
zum dominierenden Aspekt geworden wäre und die führende Rolle in
der Staatsmacht der Republik Indonesien eingenommen hätte. Es war, als
würde sich das indonesische Volk dem Tag der Geburt einer Volksmacht
nähern. Und da die Parteiführung der Meinung war, daß die Kräfte der nationalen
Bourgeoisie in der Staatsmacht wirklich der 'Volksaspekt' wären, tat sie
alles, um diesen 'Volksaspekt' zu verteidigen und zu entwickeln.
Die Parteiführung hatte sich völlig den Interessen der nationalen Bourgeoisie
angepaßt. Es ist klar, daß die Parteiführung die Theorie des Widerspruchs zur
Staatsmacht auf subjektive Weise angewandt hatte. Außerdem zu glauben,
daß die Kräfte der nationalen Bourgeoisie den 'Volksaspekt' in der Staatsmacht
in der Republik Indonesien mit Präsident Sukarno als dem Führer
dieses Aspektes darstellten, bedeutet, davon auszugehen, daß die nationale
Bourgeoisie in der Lage sei, die bürgerlich-demokratische Revolution neuen
Typs anzuführen. Dies widerspricht der historischen Notwendigkeit und den
geschichtlichen Tatsachen.
Die PKI-Führung erklärte, daß die "Zwei-Aspekte-Theorie" sich vollkommen
unterscheidet von der "Theorie der strukturellen Reform" der revisionistischen
Führung der Kommunistischen Partei Italiens. (20)
Es existiert jedoch, weder theoretisch noch auf der Basis der praktischen
Realitäten, kein Unterschied zwischen den zwei 'Theorien'. Beide nehmen
den friedlichen Weg zum Sozialismus zu ihrem Ausgangspunkt. Beide träumen
von einer allmählichen Veränderung des inneren Kräftegleichgewichts und in
der Staatsstruktur. Beide weisen den Weg der Revolution von sich und beide
sind revisionistisch.

Die antirevolutionäre "Zwei-Aspekte-Theorie" kommt am glänzendsten zum
Ausdruck in der Erklärung, daß "der Kampf der PKI hinsichtlich der Staatsmacht
bedeutet, den Pro-Volks-Aspekt zu fördern, um ihn größer und vorherrschend
zu machen, damit die Anti-Volks-Kräfte aus der Staatsmacht vertrieben
werden können," (21)

Die Parteiführung nannte diesen antirevolutionären Weg sogar einen Weg der
"Revolution von oben und unten". "Von oben" bedeutet, daß die PKI die
Staatsmacht ermutigen muß, revolutionäre Schritte mit dem Ziel personeller
Veränderungen und Änderungen im Staatsapparat zu unternehmen, während
mit "von unten" gemeint ist, daß die PKI das Volk aufrütteln, organisieren
und mobilisieren muß, um diese Veränderungen zu erreichen. (22)

Das zeugt wahrhaftig von außerordentlicher Phantasie! Die Parteiführung lernte
nichts aus der Tatsache, daß die Konzeption Präsident Sukarnos über die
Bildung eines Kabinetts der Kooperation (die frühere Regierung der Nationalen
Koalition) acht Jahre nach ihrer Ankündigung immer noch nicht verwirklicht
war und daß es nicht das geringste Anzeichen dafür gab, daß sie jemals
verwirklicht werden würde, obwohl sie stets mit Nachdruck gefordert wurde.
Noch viel weniger gab es Veränderungen in der Staatsmacht.
Es ist wahr, daß Lenin einmal die Möglichkeit für eine 'Aktion von oben'
aufzeigte, und zwar als die Möglichkeit bestand, am Vorabend der Russischen
Revolution von 1905 an einer provisorischen revolutionären Regierung teilzunehmen.
Aber damals herrschte eine Periode politischer Umwälzungen, in der
die Revolution bereits begonnen hatte. (23)

Falls es keine Möglichkeit gäbe, von oben zu handeln, dann müßte, laut
Lenin, von unten Druck ausgeübt werden, und zu diesem Zweck muß das
Proletariat bewaffnet sein.
Daraus wird ersichtlich, wie groß der Unterschied zwischen der Situation und
den Bedingungen für die Möglichkeit einer "Aktion von oben" sowie den
Bedingungen für eine "Aktion von unten" , wie sie von Lenin geschildert
werden und der Situation und den Bedingungen in Indonesien für eine "Revolution
von oben und unten" war. Die erste Möglichkeit stellte sich in einer
revolutionären Situation, während die zweite nicht nur in relativ friedlichen
Verhältnissen, sondern auch noch in opportunistischer Weise angegangen wurde.
Die "Zwei-Aspekte-Theorie" ähnelt der Verdrehung der marxistischen Lehre
vom Staat durch Kautsky. Theoretisch leugnete Kautsky nicht, daß der Staat
ein Organ der Klassenherrschaft ist. Was er aber außer Acht ließ und vertuschte,
war, daß "die Befreiung der unterdrückten Klasse unmöglich ist nicht nur
ohne gewaltsame Revolution, sondern auch ohne Vernichtung des von der
herrschenden Klasse geschaffenen Apparats der Staatsgewalt. . ." (24)

Um sich vom Morast des Opportunismus zu säubern, muß unsere Partei diese
"Theorie der zwei Aspekte der Staatsmacht" verwerfen und die marxistisch-leninistische
Lehre über Staat und Revolution wieder durchsetzen.

* * * * *

Einer der ernsten Fehler, die von dem 'Neuen Weg' korrigiert wurden, war das
Versäumnis der PKI, in der Augustrevolution von 1945 die nationale Einheitsfront
zu fördern. Die Kommunisten vernachlässigten die Bildung der nationalen
Einheitsfront als einer Waffe der nationalen Revolution gegen den Imperialismus.(25)

In der Periode nach 1951 wurde die Frage der Bildung der nationalen Einheitsfront
als eine der dringendsten Aufgaben der Partei festgelegt. Der 5. Nationale
Kongreß der PKI entschied sogar, daß die Bildung der nationalen
Einheitsfront die zweitwichtigste Aufgabe der Partei sei. Diese Linie wurde
auf dem 6. Nationalen Kongreß der Partei und danach weiter aufrechterhalten.
Die nationale Einheitsfront wurde in der 'Generallinie' der Partei auf den
ersten Platz gehoben oder als das erste der drei Banner der Partei angesehen.
Dies zeigt, wie die Parteiführung die nationale Einheitsfront einschätzte. Von
der "Vernachlässigung" der Frage der nationalen Einheitsfront in der zweiten
Hälfte der vierziger Jahre schwenkte die Parteiführung danach dazu über, sie
zur Hauptfrage zu machen.
Der 5. Nationale Kongreß der Partei hatte theoretisch das Problem der nationalen
Einheitsfront im wesentlichen gelöst. Es wurde gesagt, daß die Arbeiter-
-Bauern-Allianz die Basis der Einheitsfront sei. Hinsichtlich der nationalen
Bourgeoisie hatte man aus den Erfahrungen der Augustrevolution die Lehre
gezogen, daß diese Klasse einen schwankenden Charakter habe. In gewissen
Situationen schlug sich die nationale Bourgeoisie auf die Seite der Revolution
und nahm an ihr teil, während sie in anderen Situationen mit der Kompradorenbourgeoisie
gemeinsame Sache machte, um die treibenden Kräfte der Revolution
zu bekämpfen und die Revolution zu verraten (wie ihre Haltung zur
Madiun-Affäre und zum Round-Table-Conference-Abkommen zeigt). Ausgehend
von diesem schwankenden Charakter der nationalen Bourgeoisie, formulierte
die PKI ihre Haltung folgendermaßen: beständig Anstrengungen unternehmen,
um die nationale Bourgeoisie auf die Seite der Revolution zu
ziehen und sich gegen die Möglichkeit ihres Verrats an der Revolution wappnen.
Die PKI müsse der nationalen Bourgeoisie gegenüber die Politik der
Einheit und des Kampfes verfolgen.
Aber da die ideologischen Schwächen des Subjektivismus in der Partei, besonders
in der Parteiführung, nicht ausgemerzt worden waren, wurde unsere Partei
zu immer größeren Fehlern verleitet, so daß die Partei schließlich ihre
Unabhängigkeit in der Einheitsfront mit der nationalen Bourgeoisie verlor.
Dieser Fehler bewirkte, daß die Partei und das Proletariat zu einem Anhängsel
der nationalen Bourgeoisie wurden.
Der Prozeß, durch den sich die Fehler bei der Durchführung der nationalen
Einheitsfront entwickelten, kann kurz wie folgt skizziert werden:

Parallel zum Wiederaufbau der Partei 1951 wurden Anstrengungen unternommen,
die nationale Bourgeoisie wieder für die Seite des Volkes zu gewinnen.
Indem die Partei die Widersprüche zwischen der nationalen Bourgeoisie und
der Kompradorenbourgeoisie ausnutzte, gelang es ihr, die nationale Bourgeoisie
auf die Seite des Volkes zu ziehen. Das begann während des Kampfes
gegen die von der Sukiman-Regierung angezettelte" August-Razzia" und für
den Sturz dieser Regierung und endete erfolgreich mit ihrem Sturz und der
Bildung des Wilopo-Kabinettes. Zu jener Zeit und in den darauffolgenden
Jahren war die Partei noch schwach und noch war die Allianz der Arbeiter
Bauern nicht hergestellt. Daher konnte die Einheitsfront mit der nationalen
Bourgeoisie nicht auf festen Grundlagen aufgebaut und entwickelt werden,
vor allem nicht die Allianz der Arbeiterklasse und der Bauern unter Führung
der Arbeiterklasse.

Die Parteiführung wertete die Bildung der Einheitsfront mit der nationalen
Bourgeoisie als Weg, der Möglichkeiten eröffnet für die Entwicklung und den
Aufbau der Partei, für die Verwirklichung der unmittelbaren Aufgaben der
Partei, nämlich Errichtung der Allianz zwischen Arbeiterklasse und Bauernschaft
gegen den Feudalismus. (26)

Aus dieser Einschätzung leitete sich die Schlußfolgerung ab, daß die Förderung
der nationalen Einheitsfront die erste und wichtigste Aufgabe der PKI
sei. Dies implizierte, daß die Parteiführung unter der nationalen Einheitsfront
in erster Linie die Einheitsfront mit der nationalen Bourgeoisie verstand.
In einer Situation, in der es noch keine starke Allianz zwischen Arbeiterklasse
und Bauernschaft gab, konnte die Einheitsfront mit der nationalen Bourgeoisie
aus zwei Gründen aufrechterhalten werden. Erstens, weil die nationale
Bourgeoisie in ihrem Widerspruch zur Kompradorenbourgeoisie die Unterstützung
der Arbeiterklasse brauchte. Zweitens, weil die Partei die benötigte Unterstützung
gab, ohne die Besorgnis der nationalen Bourgeoisie zu erwecken,daß ihre Position gefährdet sei.

Die Bildung der Einheitsfront mit der nationalen Bourgeoisie resultierte in
jenen Regierungsbildungen, die bis zu einem gewissen Grade eine antiimperialistische
Politik verfolgten und der PKI und den revolutionären Massenorganisationen
ein wenig Bewegungsfreiheit verschafften. Tatsächlich war diese Situation
für die Arbeit zur Ausdehnung der Partei, vor allem auf dem Lande,
mit dem Ziel, die Arbeiter-Bauern-Allianz zu errichten, ziemlich günstig.
Außerdem gab es bereits die politische Vorbedingung für die Schmiedung der
Allianz zwischen Arbeiterklasse und Bauernschaft in Form eines revolutionären
Agrarprogramms.
Im Verlauf der Kooperation mit der nationalen Bourgeoisie jedoch vertieften
sich die ideologischen Schwächen in der Partei, besonders in der Parteiführung,
und durch diese Kooperation wurden sie durch die bürgerliche Ideologie
beeinflußt. Das Wachsen der ideologischen Schwächen in der Partei ließ die
Partei allmählich ihre Unabhängigkeit in der Einheitsfront mit der nationalen
Bourgeoisie verlieren. Die Partei machte der nationalen Bourgeoisie zu viele
Konzessionen, so daß sie ihre unabhängige Führungsrolle verlor.

Dieser Verlust der Unabhängigkeit in der Einheitsfront mit der nationalen
Bourgeoisie zeigte sich u.a. in der Haltung und der Einschätzung der Parteiführung
zu Bung Karno. Die Parteiführung nahm Bung Karno gegenüber keine
unabhängige Sellung ein und vermied stets jeden Konflikt mit ihm; im Gegenteil
überbetonte sie die Gemeinsamkeit oder die Einheit zwischen der Partei
und Bung Karno. Die Öffentlichkeit sah, daß Bung Karno keine politische
Maßnahme ergriff, die nicht von der PKI unterstützt wurde. Die Parteiführung
ging so weit, ohne jeden Kampf Bung Karno als den Großen Führer der
Revolution, als den Führer des "Volksaspekts" in der Staatsmacht der Republik
Indonesien anzuerkennen. In Artikeln und Reden der Parteiführung wurde
häufig hervorgehoben, daß der Kampf der PKI sich nicht nur auf den
Marxismus-Leninismus gründete, sondern auch auf die "Lehren Bung Karnos",
und daß die PKI deshalb schnelle Fortschritte mache, weil sie Bung
Karnos Idee der Nasakom-Einheit verwirkliche. Es wurde sogar gesagt, daß
das volksdemokratische System in Indonesien mit Bung Karnos Hauptideen
übereinstimme, wie er sie in seiner Rede "Die Geburt von Pantja Sila" vom 1.
Juni 1945 zum Ausdruck gebracht hatte. (Pantja Sila=die von Sukarno 1945
verkündeten fünf Prinzipien: Glaube an Gott, Nationalismus, Humanismus,
Soziale Gerechtigkeit, Volkssouveränität. Sie wurden als die ideologische Basis des
Bürgerlichen Staatswesens der Republik Indonesien verkündet.) (27)

So erzog die Parteiführung die Arbeiterklasse und die übrige werktätige Bevölkerung
nicht zur Einsicht in die Notwendigkeit, die Führung der Revolution
in die Hände des Proletariats und seiner Partei, der PKI, zu legen.
Die Parteiführung brüstete sich, die Verkündung des Politischen Manifests
bedeute, daß der von der PKI geführte hartnäckige Kampf des indonesischen
Volkes erfolgreich die breiten Massen zur Anerkennung der Korrektheit des
PKI-Programms gebracht habe. Und deshalb sei die konsequente Durchführung
des Politischen Manifestes dasselbe wie die Durchführung des Programms
der PKI. (28)

In der Tat ist die Erarbeitung eines gemeinsamen Programms für die Einheitsfront
eine gute Sache und in diesem Sinn war auch die Proklamierung des
"Politischen Manifestes" eine gute Sache, weil es in gewissem Maße die Auffassungen
der verschiedenen antiimperialistischen Klassen und Gruppen in
Hinsicht auf gewisse Aspekte des Problems der indonesischen Revolution einte.
Es ist jedoch nicht richtig, daß die Proklamierung des Politischen Manifestes
und seine weitere Ausarbeitung die Anerkennung der Korrektheit des
PKI-Programms durch die breiten Massen bedeutete. Denn nur einige Teile
des Parteiprogramms stimmten mit dem Politischen Manifestüberein.

Kommunisten dürfen nicht naiv sein und glauben, daß andere Klassen, die
nicht zu den treibenden Kräften der Revolution gehören, so einfach das Pro-
gramm der PKI akzeptieren können. Sie akzeptierten diejenigen Teile des
taktischen Parteiprogramms, die wirklich mit ihren eigenen Interessen übereinstimmten,
während die Teile, die ihren Interessen zuwiderliefen, wie z. B.
die Teile zur führenden Rolle der Arbeiterklasse oder das revolutionäre Agrarprogramm
etc., von ihnen zurückgewiesen wurden. Selbst bei den Teilen, die
sie akzeptierten, gab es keine Garantie, daß sie in die Tat umgesetzt werden
würden. Unterdessen akzeptierten die Reaktionäre, die immer noch eine dominierende
Stellung in der Staatsmacht innehatten, heuchlerisch das Politische
Manifest, um sich der vorherrschenden Strömung anzupassen. Deshalb
konnte das Politische Manifest, egal wie korrekt es verwirklicht wurde, niemals
dasselbe sein wie das Programm der PKI. Folglich zu behaupten, daß die
konsequente Verwirklichung des Politischen Manifestes dasselbe wäre wie die
Verwirklichung des Programms der PKI, hieß, daß es nicht das Programm der
PKI war, das von der Bourgeoisie akzeptiert worden war, sondern daß es eher
das Programm der nationalen Bourgeoisie war, das von der PKI akzeptiert
worden und zum Ersatz des Programms der PKI gemacht worden war.
Die Aufgabe der Prinzipien in der Einheitsfront mit der nationalen Bourgeoisie
wurde durch die Aufnahme der sogenannten "Generallinie der Indonesischen
Revolution" in die Parteidokumente noch weiter vorangetrieben. Sie
lautete: "Mit der nationalen Einheitsfront, deren Stützen die Arbeiter und
Bauern sind, deren Kern die Nasakom und deren ideologische Basis die Pantja
Sila ist, die nationaldemokratische Revolution, die zum indonesischen Sozialismus führen
wird, vollenden." (29)

Diese sogenannte "Generallinie der Indonesischen Revolution" roch nicht im
Entferntesten nach Revolution. Denn von den drei Voraussetzungen, um die
Revolution zu gewinnen, nämlich einer starken marxistisch-leninistischen Partei,
dem bewaffneten Volkskrieg unter Führung der Partei und der nationalen
Einheitsfront, war nur noch die nationale Einheitsfront übrig geblieben. Aber
selbst diese war keine revolutionäre Einheitsfront, da sie nicht von der Arbeiterklasse
geführt wurde, auch nicht auf der Allianz der Arbeiterklasse und der
Bauernschaft unter Führung der Arbeiterklasse aufbaute, sondern auf der
Nasakom. Es wurde behauptet, daß die nationale Einheitsfront ohne Nasakom
als Kernstück wie ein Rad ohne Achse wäre und sich nicht drehen
könnte. (30)

Die Parteiführung sagte, daß "die Parole für die nationale Zusammenarbeit
mit Nasakom als Kern in keiner Weise den Klasseninhalt der nationalen Einheitsfront
verwischen wird." (31)
Diese Feststellung ist nicht korrekt, weil außer der Partei der Arbeiterklasse
die anderen politischen Parteien, in der Hauptsache die nationale Bourgeoisie,
die Kompradoren, die kapitalistischen Bürokraten und die Großgrundbesitzer
repräsentieren. Da die Parteien der Kompradoren, wie die Masjumi und die
PSI (32) verboten worden waren, schlichen sich die Kompradoren und Grundbesitzer
ihren Weg in andere politische Parteien und Organisationen mit nationalistischen
und religiösen Tendenzen.

Folglich war der Klasseninhalt der Nasakom die Arbeiterklasse, die nationale
Bourgeoisie und sogar Elemente der Kompradoren, der kapitalistischen Bürokraten
und Grundbesitzer. Es ist augenfällig: Indem die Nasakom zum Kern
gemacht wurde, wurde nicht nur der Klasseninhalt der nationalen Einheitsfront
vertuscht, sondern auch der Inhalt der revolutionären Einheitsfront
radikal verändert in eine Allianz der Arbeiterklasse mit allen anderen Klassen,
inklusive den reaktionären Klassen, also in Klassen-Kollaboration.

Dieser Fehler mußte korrigiert werden. Die Partei muß die falsche "Generallinie
der indonesischen Revolution" verwerfen und zu der korrekten Konzeption
einer revolutionären Einheitsfront zurückkehren, die sich auf die Allianz
der Arbeiter und Bauern unter Führung der Arbeiterklasse stützt.

Die Aufgabe der Prinzipien in der Einheitsfront mit der nationalen Bourgeoisie
erfolgte auch deswegen, weil die Partei keine korrekte und konkrete Analyse
der konkreten Situation leistete. In dem Artikel "Die indonesische Gesellschaft
und die indonesische Revolution" (angenommen von der 5. Plenartagung
des ZK der PKI im Juli 1957, als Text zum Gebrauch in Parteischulen)
wurde gesagt, daß der Sturz des Imperialismus die primäre der zwei dringlichsten
Aufgaben wäre, nämlich des Sturzes des Imperialismus und der Liquidierung
der Überreste des Feudalismus. Verschiedene Varianten dieser Linie
konnte man auch in anderen Parteidokumenten finden, wo es z.B. hieß, "die
Speerspitzemuß heute gegen den Hauptfeind, nämlich den Imperialismus
gerichtet sein" (32a), und daß "der Hauptwiderspruch in Indonesien heute
der Widerspruch zwischen dem indonesischen Volk auf der einen Seite und
dem Imperialismus auf der anderen Seite (ist)." (33)

Aus diesen falschen Anschauungen über eine konkrete Situation entstand die
Parole "Das Klasseninteresse hinter das nationale Interesse stellen", die dogmatisch
von einer korrekten Parole der chinesischen Kommunistischen Partei
während der Mobilisierung des Widerstandes gegen die Aggression der japanischen
Imperialisten übernommen wurde. (34)

Dieser Irrtum machte es der Partei - trotz des ausgedehnten Einflusses der
Partei in den ländlichen Gebieten - unmöglich, eine starke und gefestigte
Allianz zwischen Arbeitern und Bauern herzustellen. Denn durch die falsche
Parole "Der Sturz des Imperialismus ist die wichtigste Aufgabe" wurden alle
Widersprüche zwischen Grundbesitzern und Bauern dem "Hauptwiderspruch
Zwischen dem indonesischen Volk und den Imperialisten" untergeordnet.
Seit dem Scheitern der Augustrevolution von 1945 übten die Imperialisten,
außer in West-Irian, in Indonesien niemals die direkte politische Macht aus. In
Indonesien lag die politische Macht in den Händen der Kompradoren und
Grundbesitzer, die die Interessen des Imperialismus und der Überreste des
Feudalismus repräsentierten. Außerdem fand keine imperialistische Aggression
in Indonesien statt. In einer solchen Situation müssen sich, vorausgesetzt
die PKI begeht keine politischen Fehler, die Widersprüche zwischen den herrschenden
reaktionären Klassen und dem Volk entwickeln und verschärfen
und den Hauptwiderspruch in Indonesien darstellen. Die Hauptaufgabe der
indonesischen Revolution ist der Sturz der reaktionären Klassen im Lande
selbst, die natürlich auch die Interessen der Imperialisten, besonders der US-Imperialisten
wahrnehmen. Nur indem diese Aufgabe erfüllt wird, kann die
vollständige Liquidierung des Imperialismus und der Überreste des Feudalismus
verwirklicht werden.
Die Korrektur der von der Partei in der Einheitsfront mit der nationalen
Bourgeoisie gemachtenFehler bedeutet nicht, daß es für die Partei nunmehr
nicht notwendig wäre, sich mit dieser Klasse zu einigen. Solange die ökonomische
Struktur Indonesiens noch kolonialen und halbkolonialen Charakters ist,
wird es immer eine Schicht der bürgerlichen Klasse geben, die unter der
Unterdrückung durch den Imperialismus und den Fesseln der Überreste des
Feudalismus zu leiden hat. Diese Schicht der bürgerlichen Klasse ist die nationale
Bourgeoisie, die bis zu einem gewissen Grade gegen den Imperialismus
und die Überreste des Feudalismus ist. Auf der Basis der Arbeiter-Bauern-Allianz
unter Führung der Arbeiterklasse muß die Partei daran arbeiten, die nationale
Bourgeoisie für die Revolution zu gewinnen.

* * * * *

Dies waren die hauptsächlichsten Fehler des Rechtsopportunismus auf politi-
scher Ebene, die von der PKI begangen wurden, die sich zum Revisionismus
fortentwickelt hatten und ihren Höhepunkt in der "Bewegung vom 30. September"
erreichten. Als die Rechtsabweichung allumfassend und vollständig
war, machte sich eine andere Tendenz, die entgegengesetzte, bemerkbar,
nämlich eine "Links"-Abweichung. Diese "Links"-Abweichung kam in einer
Überschätzung der Stärke der Partei, der Arbeiterklasse und der übrigen werktätigen
Bevölkerung, der Übertreibung der Ergebnisse des Kampfes des Volkes
und der Unterschätzung der Stärke der reaktionären Kräfte zum Ausdruck.

Zu jener Zeit begann die politische Situation im Land wirklich das Vorhandensein
von Spannungen zu enthüllen. Die vom Volk initiierten Aktionen
wurden von politischen Siegen gekrönt, z. B. der Boykott amerikanischer
Filme, die Vertreibung des Amerikanischen 'Peace Corps', die Aktionen gegen
die American Motion Picture Association in Indonesien und ihren Direktor,
Bill Palmer, das Verbot des reaktionären Kultur-Manifestes, die Übernahme
britischer Unternehmen, die Auflösung der sogenannten "Gesellschaft zur
Förderung des Sukarnoismus" und der Murba-Partei(= eine sehr kleine reaktionäre
Partei mit trotzkistischen Tendenzen) und die Aktionen gegen die
US-Aggression in Vietnam erhielten immer breitere Unterstützung. In verschiedenen
Distrikten unternahmen die Bauern von sich aus Aktionen, um
ihre Forderungen nach Reduzierung der Pacht durchzudrücken. Aber als
Reaktion auf die Siege der Volkskämpfe intensivierten die einheimischen
Reaktionäre in Zusammenarbeit mit den US-Imperialisten ebenfalls ihre Aktivitäten,
schufen Provokationen gegenüber Arbeitern und Bauern, verbreiteten
gefälschte Dokumente etc.

Die Thesis zum 45. Jahrestag der PKI betont einerseits, daß "die kapitalistischen
Bürokraten nicht nur die gegenwärtige ökonomische Situation in Indonesien
verschlechtern, sondern auch versuchen, die politische Macht durch
einen Putsch an sich zu reißen." Sie hob andererseits hervor, daß "der wachsende
Widerstand des indonesischen Volkes gegen Imperialismus, Feudalismus
und die Kräfte der Konterrevolution in unserem Lande zeigt, daß heute eine
ständig wachsende und heranreifende revolutionäre Situation in unserem
Land herrscht."
Nach Lenin ist eine revolutionäre Situation oder revolutionäre Periode eine
Periode, " . . .da der alte 'Oberbau' in allen Fugen kracht, da die offene
politische Aktion der Klassen und Massen, die sich einen neuen Oberbau
schaffen, zur Tatsache geworden ist."(35)

Im Vergleich zu dem, was Lenin sagte, war die politische Situation in Indonesien
zu jener Zeit trotz der Übernahme britischer Unternehmen und antiimperialistischer
und gegen kapitalistische Bürokraten gerichteten Demonstrationen,
die unaufhörlich in der Hauptstadt und in anderen großen Städten stattfanden,
in keiner Weise in das Stadium einer revolutionären Situation getreten,
von "einer ständig wachsenden und heranreifenden revolutionären Situation"
ganz zu schweigen. Die Forderungen, die in Aktionen erhoben worden
waren, deren Höhepunkte Demonstrationen waren, hielten sich im wesentlichem
im Rahmen von Teilforderungen oder Reformen. Zur gleichen Zeit
hatten die Aktionen der Bauern, der Hauptkraft der indonesischen Revolution,
noch nicht ihr höchstes Stadium erreicht und waren nicht weit verbreitet.
Die Rede von den tausenden Aktionen täglich auf dem Lande war irreführend,
weil Aktivitäten, wie die Überreichung von Petitionen oder Reparatur
eines Bewässerungsdeiches etc. gleichfalls zu diesen Aktionen gerechnet wurden.
Aktionen aber, die sich direkt gegen die einheimischen Grundbesitzer
richteten, waren weder zahlreich noch weit verbreitet.

Die Schlußfolgerung von der "ständig wachsenden und heranreifenden revolutionären
Situation" war nichts anderes als das Ergebnis einer Denkmethode,
die subjektive Wünsche, Gefühle und Vorstellungen als Wirklichkeit ansah. Die
Parteiführung fürchtete sich, Realitäten ins Auge zu schauen, die von ihren
subjektiven Wünschen abwichen. Die Parteiführung war ungehalten, wenn die
regionalen Komitees oder andere Parteiorganisationen die Tatsache mitteilten,
daß der Entwicklungsgrad der Massenaktionen noch nicht den gemachten
Schlußfolgerungenentsprach.
Das Ergebnis war, daß übertriebene Einschätzungen von den Massenaktionen,
besonders der Bauern-Aktionen, gegeben wurden, um den subjektiven
Wünschen der Führung entgegenzukommen.
Die Parteiführung versuchte, die "heranreifende revolutionäre Situation" zu
einer "Revolution" weiterzuentwickeln. Das brachte die Erklärung des Politbüros
des Zentralkomitees der PKI vom 17. August 1965 zum Ausdruck. Die
Erklärung rief die Kommunisten dazu auf, noch härter zu arbeiten, "um die
gegenwärtige revolutionäre Situation zu ihrem Höhepunkt weiterzuentwickeln",
so daß das Volk "nicht nur noch größere Siege, sondern auch
fundamentale Siege erringen kann." Dies war der Gipfel jenes anderen Fehlers,
des "linken" Fehlers, der die Parteiführung zum Abenteurertum verleitete,
wodurch der Partei und der revolutionären Bewegung im allgemeinen
großer Schaden zugefügt wurde.

DIE HAUPTFEHLER AUF ORGANISATORISCHER EBENE

Aus der falschen politischen Linie, die die Partei beherrschte, folgte unweigerlich
eine gleichermaßen falsche organisatorische Linie. Je länger und intensiver
die falsche politische Linie die Partei beherrschte, desto größer waren die
Fehler auf organisatorischer Ebene und umso größere Verluste entstanden
dadurch. Der Rechtsopportunismus, der der falschen politischen Linie der
Partei in der Periode nach 1951 zugrunde lag, zog auch eine Rechtsabweichung
auf organisatorischer Ebene nach sich, nämlich Liberalismus und
Legalismus.

Die Linie des Liberalismus auf organisatorischem Gebiet zeigte sich in der
Tendenz, die PKI zu einer Partei mit größtmöglicher Mitgliederzahl zu
machen, zu einer losen Organisation, die dann eine Massenpartei genannt
wurde. Die Frage, ob eine Kommunistische Partei unbedingt die größtmögliche
Mitgliederzahl(als Massenpartei) haben muß oder eine geringere Mitgliederzahl
von hoher Qualität (als Kaderpartei) stellt sich für alle kommunistischen
Parteien in verschiedenen Ländern. Anfänglich verfolgte die PKI durch
den Plan, die Mitgliederzahl und Organisation auszudehnen, die Linie, eine
Massenpartei zu werden. Aber in den letzten Jahren wurde behauptet, daß die
PKI sowohl eine Massenpartei als auch eine Kaderpartei sei. Unter Massenpartei
verstand man eine Partei mit großer Mitgliederzahl und starkem Einfluß
unter den Massen. Unter einer Kaderpartei verstand man eine Partei, deren
Mitglieder mit dem Marxismus-Leninismus bewaffnet waren und die aktivsten
und führenden Elemente unter den Massen darstellten.

Wie eine marxistisch-leninistische Partei organisiert sein sollte und welches die
Charakteristika einer solchen marxistisch-leninistischen Partei sein sollten, ist
klar und deutlich von sowohl Lenin als auch Stalin dargelegt worden. Der
Kern der Charakteristika einer solchen marxistisch-leninistischen Partei wurde
von der PKI in ihr Statut übernommen, und zwar: "Die PKI ist der Vortrupp
und die höchste Form der Klassenorganisation des Indonesischen Proletariats."
In Wirklichkeit braucht es keine Streitfrage zu sein, ob eine kommunistische
(marxistisch-lenininistische) Partei eine Massenpartei oder eine Kaderpartei
werden soll. Beides liegt im Charakter der Partei, dessen Kern ja auch im
Statut der PKI festgehalten wurde. Die Rolle der Partei als Vorhut der Arbeiterklasse
kann nur erfüllt werden, wenn sie einerseits den Vortrupp der gesamten
Arbeiterklasse bildet und andererseits nicht von der Gesamtheit der Arbeiterklasse
getrennt ist.
Stalin hat die Bedeutung der Rolle der Partei als der Vorhut mit den folgenden
Worten erklärt: "Die Partei muß die besten Elemente der Arbeiterklasse
mit ihrer Erfahrung, mit ihrem revolutionären Geist, ihrer grenzenlosen Ergebenheit
für die Sache des Proletariats in sich aufnehmen. Um aber wirklich
der Vortrupp zu sein, muß die Partei mit einer revolutionären Theorie, mit
der Kenntnis der Gesetze der Bewegung, mit der Kenntnis der Gesetze der
Revolution gewappnet sein. Sonst ist sie nicht imstande, den Kampf des
Proletariats zu leiten, das Proletariat zu führen. . . Die Partei muß der Arbeiterklasse
voraus sein, sie muß weiter sehen als die Arbeiterklasse, sie muß das
Proletariat führen und darf nicht hinter der spontanen Bewegung einhertrotten."(36)

Diese Worte Stalins heben mit aller Deutlichkeit die Bedingungen hervor, die
von einer marxistisch-leninistischen Partei erfüllt sein müssen, um ihre Rolle als
Vorhut der Arbeiterklasse verwirklichen zu können. Außerdem machen diese
Bedingungen deutlich, daß ein Parteimitglied nicht irgendwer aus der Arbeiterklasse
ist, nicht ein gewöhnlicher Revolutionär, sondern einer der besten
Vertreter der Arbeiterklasse, der mit der Theorie des Marxismus-Leninismus
gewappnet ist. Nicht jedermann aus der Arbeiterklasse erfüllt die Erfordernisse,
die an ein Parteimitglied gestellt werden. In diesem Sinne ist eine marxistisch-
leninistische Partei eine Kaderpartei.

Aber Stalin erklärte auch, daß "die Partei nicht nur Vortrupp sein (kann). Sie
muß gleichzeitig ein Trupp der K l a s s e , ein Teil der Klasse sein, der durch
sein ganzes Sein mit ihr fest verwurzelt ist.
Der Unterschied zwischen dem Vortrupp und der übrigen Masse der Arbeiterklasse,
zwischen Parteimitgliedern und Parteilosen kann nicht verschwinden,
solange die Klassen nicht verschwunden sind. . . Aber die Partei würde aufhören,
Partei zu sein, wenn aus diesem Unterschied ein Bruch würde, wenn sie
sich abkapselte und von den parteilosen Massen losrisse. Die Partei kann die
Klasse nicht führen, wenn sie nicht mit den parteilosen Massen verbunden ist,
wenn es keine enge Verbindung zwischen Partei und parteilosen Massen gibt,
wenn diese Massen ihre Führung nicht anerkennen. . ." (37)

Stalins Erklärung hebt die Notwendigkeit für eine marxistisch-leninistische
Partei hervor, einen Massencharakter zu besitzen. Denn die Rolle der Partei
als einer Vorhut kann nur verwirklicht werden, wenn die Partei in der Lage
ist, sich fest mit den parteilosen Massen zu verbinden und ihre Unterstützung
zu erlangen. Und die Partei kann die Unterstützung der Massen nur erlangen,
wenn sie fähig ist, dem Volk gegenüber eine korrekte Haltung einzunehmen,
das Volk auf korrekte Weise zu führen und die Interessen des Volkes auf allen
Gebieten, vor allem dem politischen Gebiet, zu verteidigen.
Es ist klar, daß der Massencharakter der Partei oder das Kennzeichen einer
Massenpartei nicht in erster Linie bestimmt ist durch eine große Mitgliederzahl,
sondern vor allem durch die enge Verbindung der Partei mit den Massen,
durch die politische Linie der Partei, die die Volksmassen verteidigt, oder in
anderen Worten: durch die Verwirklichung der Massenlinie der Partei. Und
die Massenlinie kann nur aufrechterhalten werden, wenn an den Voraussetzungen
der Rolle der Partei als einer Vorhut eisern festgehalten wird, wenn
sich die Parteimitglieder aus den besten Elementen der Arbeiterklasse zusammensetzen
und wenn diese mit dem Marxismus-Leninismus gewappnet sind.
Folglich ist es unmöglich, eine marxistisch-leninistische Partei mit Massencharakter
aufzubauen, ohne der marxistisch-leninistischen Erziehung vorrangige
Bedeutung beizumessen.

In den letzten Jahren hatte die PKI eine Linie des Parteiaufbaus verfolgt, die
von den Prinzipien des Marxismus-Leninismus auf organisatorischer Ebene
abwich. Nach der durch kurzfristige Pläne erfolgreichen Ausdehnung der Organisation
und der Mitgliederzahl hatte die Partei aufeinanderfolgend den
ersten Dreijahresplan (Organisation und Erziehung) und den zweiten Dreijahresplan
(Erziehung und Organisation) durchgeführt und nahm einen Vierjahresplan
in Angriff (Kultur, Ideologie und Organisation). Durch die Erfüllung
der kurzfristigen Pläne und des ersten und zweiten Dreijahresplans hatte sich
die PKI in allen Teilen des Landes verbreitet, auf allen Inseln und in allen
Nationalitäten ganz Indonesiens, mit einer Mitgliederzahl von mehr als drei
Millionen. Dies war eine große Leistung.

Aber gleichzeitig verstärkte sich unaufhörlich der Liberalismus in der Partei.
Obwohl gesagt wurde, daß der zweite Dreijahresplan die Betonung auf die
ideologische Erziehung gelegt hätte, stand die Ausweitung der Organisation
und der Mitgliederzahl in der Praxis jedoch immer im Vordergrund. Der Plan
zur Ausweitung der Mitgliederzahl wurde ohne Rücksicht auf die Kapazität
der Organisation, sich um neue Mitglieder zu kümmern und sie zu erziehen,
durchgeführt. Da die Anstrengungen auf die Erreichung der festgesetzten
Planziffern konzentriert waren, wurde die Ausweitung der Mitgliederzahl unter
Verletzung der Bestimmungen in der Parteisatzung durchgeführt. Die Organisation
der PKI war so lose geworden, daß jedermann, der sein Einverständnis
mit dem Programm der PKI bekundete, als Mitglied aufgenommen
wurde. Man konnte ein Parteimitglied nicht mehr so recht von einem Mitglied
einer Massenorganisation, die von der Partei geführt wird, unterscheiden. Die
Anforderungen auf Mitgliedschaft in der Vorhut der Arbeiterklasse wurden
allesamt fallengelassen.
Diese liberale Ausdehnung der Parteimitgliedschaft kann nicht getrennt werden
von der politischen Linie des "friedlichen Weges". Die große Mitgliederzahl
sollte dazu dienen, den Einfluß der Partei in der Einheitsfront mit der
nationalen Bourgeoisie zu stärken. Mit einer Partei, die größer und größer
wurde und die sich weiterhin mit der nationalen Bourgeoisie vereinigen
würde, könnte ein Kräfteverhältnis geschaffen werden, das es ermöglichen
würde, die Reaktionäre vollständig zu schlagen. Die Interessen des "friedli-
chen Weges" spiegelten sich auf organisatorischer Ebene bei der Durchführung
des Vierjahresplans der Partei noch plastischer wider.
Bei diesem Plan lag das Gewicht nicht mehr auf der Erziehung und dem
Training der marxistisch-leninistischen Kader, um sie vorzubereiten auf die
Revolution, auf die Arbeit unter den Bauern, um revolutionäre Basisgebiete
zu errichten, sondern auf der intellektuellen Erziehung, um den Bedürfnissen
der Arbeit in der Einheitsfront mit der nationalen Bourgeoisie zu genügen und
die verschiedenen Posten in den staatlichen Institutionen besetzen zu können,
die man dank der Kooperation mit der nationalen Bourgeoisie erhalten hat.
Die Parole der "vollständigen Integration mit den Bauern" war zu einer leeren
Phrase geworden. Statt die besten Kader zur Arbeit in die ländlichen Gebiete
zu entsenden, wurden praktisch die Kader vom Land in die Städte gezogen,
von den Regionen in das Zentrum.
Um das Prestige der PKI in den Augen der Bourgeoisie zu heben, damit sie als
eine Partei der Intellektuellen respektiert würde, legte der Vierjahresplan fest,
daß von allen Spitzenkadern verlangt würde, ein akademisches Studium zu
absolvieren. Die mittleren Kader sollten eine höhere Schule und die unteren
Kader eine Mittelschule absolvieren. Zu diesem Zweck wurde eine große Zahl
von Universitäten, Schulen und Kursen eingerichtet. Der Intellektualismus,
von dem die Parteiführung ergriffen war, wurzelte so tief, daß von allen
prominenten Leuten der Partei und der Volksbewegungen gefordert wurde,
daß sie vier wissenschaftliche Arbeiten schreiben, um den Titel "Marxistischer
Wissenschaftler" zu erhalten.

Je tiefer die Partei im Sumpf des Rechtsopportunismus und Revisionismus
versank, umso mehr verlor sie ihre organisatorische Wachsamkeit und umso
mehr entfaltete sich in der Organisation der Legalismus. Die Parteiführung
hatte ihre Klassenwachsamkeit vor der Unaufrichtigkeit der bürgerlichen Demokratie
aufgegeben. Alle Aktivitäten der Partei erweckten den Anschein als
ob der "friedliche Weg" ganz gewiß wäre. Die Parteiführung weckte nicht die
Wachsamkeit der Masse der Parteimitglieder gegenüber der Gefahr von Angriffen
der Reaktionäre, die stets nach einer Chance suchten, zuzuschlagen. Diesem
Legalismusauf organisatorischer Ebene ist es zu verdanken, daß die
Konterrevolution innerhalb kürzester Zeit die PKI erfolgreich organisatorisch
lähmen konnte.

Der organisatorische Liberalismus hatte das Prinzip der innerparteilichen Demokratie
zerstört, sowie das Prinzip der kollektiven Führung, und hatte per
sönliche Führerschaft und persönliche Herrschaft hervorgebracht, einen Autonomismus
der das Entstehen des Personenkults förderte. Was damals praktiziert
wurde, war nicht mehr der demokratische Zentralismus, eine zentralisierte
Demokratie, die auf der Basis der Massenlinie durchgeführt werden sollte
und die Führung mit den Massen verbinden sollte, sondern eine Kommandoform,
die sich auf subjektive Wünsche und subjektive Interessen der Führung
gründete. Formell wurden die Prinzipien der innerparteilichen Demokratie
und kollektiven Führung nicht völlig aufgegeben und formell wurden auch alle
Entscheidungen der Führung einstimmig getroffen. Aber gleichzeitig war es
nicht selten, daß Entscheidungen außerhalb der zuständigen führenden Parteigremien
getroffen wurden. Diese falsche Methode, die den marxistisch-leninistischen
Prinzipien zuwiderlief, hatte sich u.a. aufgrund folgender Faktoren
herausgebildet:

Erstens. Die Fehler auf organisatorischer Ebene, besonders was den Arbeitsstil
anbetrifft, gaben der Parteiführung die Möglichkeit, sich separate Kanäle
außerhalb der Kontrolle von Politbüro und Zentralkomitee zu schaffen. Das
Ergebnis war, daß die zuständigen Führungsgremien der Partei wie das Politbüro
nicht ihren angemessenen Platz innehatten noch als angemessener Ort
betrachtet wurden, wo alle Angelegenheiten der Partei und der Revolution gelöst
werden sollten. Diese separaten Kanäle ermöglichten es der Parteiführung,
politische und organisatorische Maßnahmen zu ergreifen, einschließlich der
Verfügung über Kader; und es kam nicht selten vor, daß das Politbüro diese
Schritte der Führung lediglich gutzuheißen hatte oder bestimmte Probleme
behandeln mußte, von denen es nur eine unvollständige und oberflächliche
Kenntnis hatte.

Zweitens. Es fehlte an kritischer Haltung gegenüber der Führung sowohl im
Politbüro als auch im Zentralkomitee und anderen Parteiorganisationen. Es
hatte sich eingebürgert, daß alles, was die Führung sagte, als richtig angesehen
und ohne vorausgehende Diskussionen und gründliche Überlegungen durchgeführt
wurde. Und diese fehlende kritische Haltung war u.a. auf die theoretischen
Schwächen zurückzuführen, wodurch die feste Grundlage fehlte, von
der aus Ansichten der Führer hätten zurückgewiesen werden können, falls sie
als falsch empfunden wurden. In den letzten paar Jahren, nachdem die Partei
Gruppen theoretischer Arbeiter eingerichtet hatte, hatten sich die Parteiführer
im allgemeinen immer mehr von theoretischen Problemen ferngehalten. Wenn
es zu Diskussionen kam, durch die theoretische Probleme berührt wurden,
nahmen praktisch nur diese theoretischen Arbeiter aktiv daran teil. Außerdem
fehlte es an Mut, einen Standpunkt zu vertreten, der nicht mit der von der
Parteiführung befolgten Linie übereinstimmte.

Drittens. In der Partei wurde die übertriebene Vorstellung von einer monolithischen
Einheit genährt. Es war, als gäbe es prinzipielle Meinungsverschiedenheiten
überhaupt nicht mehr. Schließlich wurde es als Abnormität angesehen,
wenn es über Prinzipien mit der Führung zu einer Meinungsverschiedenheit
kam. In solch einer Atmosphäre fühlten sich die Parteikader abgeneigt,
ihre Ansichten und Gefühle bezüglich der Linie, die von der Parteiführung
verfolgt wurde und die sie als unkorrekt betrachteten, frei und offen zu sagen.
Es gab tatsächlich eine ganze Reihe von Kadern, die nicht mit den opportunistischen
oder revisionistischen politischen und organisatorischen Linien der
Parteiführung übereinstimmten, obwohl sie ihre Ansichten nicht offen und
frei in den Parteikollektiven zum Ausdruck brachten. Diese Ansichten und
Gefühle dieser Kader wurden nämlich seitens der Parteiführung nicht gut
aufgenommen. Die fehlende Freiheit der Kader, ihre Ansichten und Gefühle
frei auszudrücken, war außerdem beeinflußt durch die Politik der Verfügung
über Kader, die durch "Günstlingswirtschaft" gekennzeichnet war und zum
andern bis zu einem gewissen Grad dadurch, daß bestimmte Kader isoliert
wurden.
In einer Lage, wo die organisatorische Linie der Partei vom Liberalismus
beherrscht war, gab es keine Möglichkeit, in der Partei einen korrekten Arbeitsstil
zu verwirklichen, nämlich "die Theorie mit der Praxis verbinden, enge
Bindungen mit den Massen herstellen und Selbstkritik üben." Genauso unmöglich
war es, die Methoden der Führerschaft zu verwirklichen, deren Kern
die Verbindung der Führung mit den Massen ist; was von der Führung verwirklicht
werden muß, indem sie ein Beispiel für jeden gibt.

In Wirklichkeit geschah folgendes: es gab keine Verbindung der allgemeinen
Wahrheit des Marxismus-Leninismus mit der konkreten Praxis der indonesischen
Revolution, sondern eine Anpassung der marxistisch-leninistischen Lehren
an die Gedanken der Bourgeoisie, eine Systematisierung und Entwicklung
der Gedanken und Theorien der Bourgeoisie und, unter der Parole "Indonesierung
des Marxismus-Leninismus", "schöpferische Entwicklung des Marxis
mus-Leninismus", eine Revision des Marxismus-Leninismus.
Die Linie enger Beziehungen mit den Massen und der Integration der Führung
mit den Massen kann nur dann aufrichtig verwirklicht werden, wenn sich die
Partei in konsequentester Weise mit den Volksmassen, besonders den Arbeitern,
Landarbeitern und armen Bauern verbindet. Und bei der Durchführung
dieser Linie muß die Führung jedem einzelnen Mitglied ein Beispiel geben.
Aber das war nicht der Fall. Viele Parteikader, vor allem Parteikader der
höheren Ränge und besonders diejenigen mit gewissen Fähigkeiten, die bei
der Arbeit auf verschiedenen Gebieten der halbamtlichen und Regierungsinstitutionen
erforderlich waren, hatten einen Lebensstandard erreicht, der sich
ganz erheblich von dem Lebensstandard der Arbeiter und der übrigen werktätigen
Bevölkerung unterschied. Sie kamen in den Genuß der gleichen Privilegien
wie alle anderen hohen Regierungsbeamten.
Es hatte sich in der Partei sogar die Tradition eingebürgert, nach der die
Führer von zentralen und regionalen Parteiorganisationen und der revolutionären
Massenorganisationen gleichfalls amtliche Funktionen in der Regierung
bekleiden sollten, um zusätzliche Autorität zu gewinnen, um nicht nur in der
Partei sondern auch in der Öffentlichkeit, auf nationaler oder regionaler Ebene,
prominent zu sein. Durch Einbürgerung dieser Tradition widmeten viele
Führer der Partei und der Massenorganisationen den größeren Teil ihrer Aktivitäten
der Arbeit in den halbamtlichen und Regierungsinstitutionen. Dies
führte zur Vernachlässigung des Parteilebens auf ideologischem wie organisatorischem
Gebiet.

In den Regionen und besonders im Zentrum entsprach der Lebensstil, den ein
Teil der Parteiführer pflegte, nicht mehr dem Lebensstil der Massen, die immer
noch Not litten, sondern dem Lebensstil der Bourgeoisie. Dies alles spielte
sich unter dem Aushängeschild ab "in Übereinstimmung mit dem Ruhm
der Partei handeln", "das Prestige der Partei heben", "alles Althergebrachte
hinter sich lassen" etc. Es gab unter den Parteiführern sogar einige, die zur
dekadenten bürgerlichen Moral hinabglitten und die kommunistische Moral
beschmutzten.
In solch einer Atmosphäre konnte die Integrierung mit den im tiefen Elend
lebenden Volksmassen wahrhaftig nicht verwirklicht werden. Die Aufrufe wie
"Bekämpft die Selbstzufriedenheit!", "Sei ein guter, ein noch besserer Kommunist",
"Führe ein kommunistisches Familienleben" etc. waren nichts als
ein Rauchschleier, um die Heuchelei und den moralischen Abstieg der Parteiführung
zu verbergen. In der Tat galten diese Aufrufe auch nicht der Parteiführung.
Es war so, als hätten lediglich die Kader außerhalb der Führung
Missetaten begangen, die sich nicht mit kommunistischer Moral in Einklang
bringen ließen. Während diese Aufrufe herausgegeben wurden, nahm der
"bürgerliche Lebensstil" in der Parteiführung seinen Fortgang.
Wenn die Kader aus den Regionen zum Zentrum emporschauten, fanden sie
statt Beispiele kommunistischer Einfachheit Beispiele von "Luxus", "Moderne"
und kommunistischer "Grandeur" im Parteileben wie im Privatleben. Die
Parteiführung stellte sich gegenüber der ehrlichen Kritik einiger Genossen taub
und brandmarkte solche Kritik als "Zurückgebliebenheit", "Widerwille, die
vorhandenen Möglichkeiten voll und ganz im Interesse der Partei und des
Volkes auszunutzen", "Unvermögen, das Prestige der Partei zu heben" etc.
Allgemein läßt sich sagen, daß die in der Partei vorherrschende falsche politische
Linie eine falsche Linie auf organisatorischer Ebene nach sich zog, durch
die die Prinzipien einer marxistisch-leninistischen Partei verletzt wurden, die
organisatorischen Grundlagen der Partei zerstört, vor allem der demokratische
Zentralismus und der Arbeitsstil und die Führungsmethode der Partei geschädigt
wurden.
Um die PKI als marxistisch-leninistische Partei aufzubauen, muß der Liberalismus
auf organisatorischer Ebene und die ideologische Quelle, aus der er gespeist
wurde, restlos beseitigt werden. Die PKI muß als eine Partei vom leninistischen
Typ wieder aufgebaut werden, als eine Partei, die in der Lage sein
wird, ihre Rolle als Vorhut und höchste Form der Klassenorganisation des
indonesischen Proletariats zu erfüllen, als eine Partei mit der historischen
Mission, die Massen des indonesischen Volkes zu führen, den Sieg in der
antiimperialistischen, antifeudalen und anti-bürokratisch-kapitalistischen Revolution
zu gewinnen und zum Sozialismus vorwärtszuschreiten. Eine solche
Partei muß die folgenden Bedingungen erfüllen: Ideologisch ist sie mit der
Theorie des Marxismus-Leninismus gewappnet und frei von Subjektivismus,
Opportunismus und modernem Revisionismus; politisch hat sie ein korrektes
Programm, unter Einschluß eines revolutionären Agrarprogramms, beherrscht
sie die Probleme der Strategie und Taktik der indonesischen Revolution und
die hauptsächlichen Formen des Kampfes, nämlich den bewaffneten Kampf
der Bauern unter Führung des Proletariats, als auch andere Kampfformen, ist
sie fähig, eine revolutionäre Einheitsfront aller antiimperialistischen und antifeudalen
Klassen und Gruppen herzustellen auf der Basis der Arbeiter-Bauern-
Allianz unter Führung der Arbeiterklasse; organisatorisch ist sie stark und tief
in den Volksmassen verankert, besteht aus den vertrauenswürdigsten, erfahrensten
und abgehärtetsten Parteimitgliedern, die bei der Durchführung der
nationalen Aufgaben beispielhaft sind.

Wir bauen heute unsere Partei unter den Bedingungen des zügellosesten und
grausamsten Weißen Terrors der Konterrevolution von neuem auf. Der Legalität
der Partei und der menschlichen Grundrechte sind die Kommunisten vollständig
beraubt worden. Die Partei muß daher in vollständiger Illegalität organisiert
werden und arbeiten. Aber auch wenn sie in vollständiger Illegalität
arbeitet, muß die Partei es so einrichten, daß sie alle denkbaren Gelegenheiten
weitestgehend benutzt, um je nach den Umständen legale Aktivitäten durchzuführen
und sie muß Mittel und Wege finden, die von den Massen akzeptiert
werden können, mit dem Ziel, die Massen für den Kampf zu mobilisieren und
diesen Kampf Schritt für Schritt in ein höheres Stadium überzuleiten.
Natürlich kann in einer Situation, in der die Partei in vollständiger Illegalität
arbeiten muß, der demokratische Zentralismus, besonders die innerparteiliche
Demokratie, nicht in vollem Umfange angewandt werden. Unter solchen Bedingungen
muß jedes führende Parteigremium seine ganze Energie daran setzen,
Kenntnis von allen Ansichten und Gefühlen der Parteimitglieder zu bekommen
und sie korrekt zu behandeln. Zu diesem Zweck muß der marxistisch-leninistische
Arbeitsstil der Partei, müssen die Führungsmethoden und
das Prinzip der kollektiven Führung konsequent durchgeführt werden.
Beim Wiederaufbau der PKI nach marxistisch-leninistischen Grundsätzen muß
dem Aufbau von Parteiorganisationen in den ländlichen Gebieten und der
Errichtung revolutionärer Basen größte Aufmerksamkeit gewidmet werden.

Die Aufgabe des Aufbaus einer marxistisch-leninistischen Partei, wie oben
geschildert, ist eine mühsame und langwierige Arbeit, voller Gefahren, und
muß infolgedessen mit Mut, Ausdauer , Sorgfalt, Geduld und Beharrlichkeit
durchgeführt werden.

DER AUSWEG

Wenn wir erst einmal die Schwächen und Fehler der Partei in der Periode
nach 1951, wie sie oben erklärt wurden, kennen, Schwächen und Fehler, die
der PKI und der revolutionären Bewegung des indonesischen Volkes großen
Schaden zugefügt haben, ist es für uns selbstverständlich, daß die dringendste
Aufgabe, die sich gegenwärtig den indonesischen Marxisten-Leninisten stellt,
der Wiederaufbau der PKI als einer marxistisch-leninistischen Partei ist, die
frei von Subjektivismus, Opportunismus und modernem Revisionismus ist.

Um die PKI als eine marxistisch-leninistische Partei neu aufzubauen, müssen
die Parteikader aller Ebenen und dann auch alle Parteimitglieder eine einheitliche
Meinung hinsichtlich der in der Vergangenheit begangenen Fehler als
auch hinsichtlich des einzuschlagenden neuen Weges erzielen.
Als Ergebnis des dritten Weißen Terrors hat die Partei viele Kader verloren,
die in der Parteiarbeit und der Arbeit in der revolutionären Massenbewegung
langjährige Erfahrung besaßen. Wenn jedoch eine einheitliche Meinung hinsichtlich
der von der Partei in der Vergangenheit begangenen Hauptfehler und
hinsichtlich des neu einzuschlagenden Weges erreicht sein wird, dann wird
auch Schritt um Schritt auf allen Ebenen eine gefestigte Führung mit den
überlebenden Kadern errichtet werden können. Diese wird in der Lage sein,
ihre Aufgaben in der Führung der Partei und des indonesischen Volkes zu
erfüllen, um nach und nach die Schwierigkeiten in dieser Periode zu überwinden,
in der die Konterrevolution herrscht und die Revolution einen Tiefpunkt
erreicht hat. Sie wird den Kampf des Volkes Schritt um Schritt vorwärts
führen und schließlich die Führung des neuen revolutionären Aufschwungs
übernehmen, der mit Sicherheit kommen wird.
Um diese einheitliche Meinung zu erzielen, muß in der gesamten Partei eine
Ausrichtungsbewegungdurchgeführt werden. Durch diese Ausrichtungsbewegung
beabsichtigen wir, die irrigen Ansichten der Vergangenheit in korrekte
Ansichten zu verwandeln. Um fähig zu sein, auf dem neuen Weg voranzuschreiten,
ist es absolut notwendig, den falschen Weg zu verlassen. Es wird
unmöglich sein, entlang dem richtigen Weg vorwärtszukommen, ohne zuvor
den falschen Weg vollständig verlassen zu haben.

In der gegenwärtigen Situation wird es nicht einfach sein, zu einer Einheit der
Meinung betreffs der begangenen Fehler bis in ihre kleinsten Details zu kommen.
Aber es ist unbedingt notwendig, eine Einheit der Meinung in den
fundamentalen Fragen herzustellen, mit denen sich diese Selbstkritik beschäftigt
hat. Ohne dieses fundamentale Problem zu verstehen, wird ein Genosse
nie in der Lage sein, bei der Verwirklichung dieser schweren, großen und
edlen Aufgabe teilzunehmen, in Indonesien eine marxistisch-leninistische Partei
aufzubauen, als sichere Garantie für die Existenz einer vertrauenswürdigen
Führung der Volksdemokratischen Revolution in Indonesien. Wie weiter oben
analysiert wurde, waren die von unserer Partei begangenen opportunistischen
und revisionistischen Fehler auf politischer und organisatorischer Ebene,
die hier einer Kritik unterworfen wurden, nicht nur eine Folge
der sozialen und historischen Bedingungen des letzten
Jahrzehntes, sondern ihre Wurzeln lassen sich noch weiter zurückverfolgen bis
zu den sozialen und historischen Bedingungen seit der Gründung unserer Partei.
Daher ist es völlig falsch anzunehmen, daß alles in Ordnung sei, sobald
erst die gegenwärtige Kritik und Selbstkritik erfolgt ist. Solange die Ideologie
des Subjektivismus nicht vollständig aus unserer Partei beseitigt ist, oder
schlimmer noch: solange sie noch in der Parteiführung anzutreffen ist, wird
die Partei nicht in der Lage sein, rechts- oder "links"-opportunistische Fehler
zu vermeiden, weil unsere Partei nicht fähig sein wird, die politische Situation
korrekt zu analysieren und folglich nicht fähig sein wird, korrekte Direktiven
zu erteilen. Es ist vor allem die Aufgabe der Führung und der führenden
Kader sowie der regionalen Führung und der Kader aller Ebenen, den Subjektivismus
konsequent und mit ganzem Herzen zu bekämpfen.

Wirklich effektiv kann der Subjektivismus nur bekämpft und liquidiert werden,
wenn die Fähigkeit der gesamten Partei gehoben wird, die proletarische
von der kleinbürgerlichen Ideologie zu unterscheiden und wenn zur Kritik
und Selbstkritik ermutigt wird. Die Fähigkeit der gesamten Partei, die proletarische
von der kleinbürgerlichen Ideologie zu unterscheiden, kann nur erhöht
werden, indem die Erziehung im Marxismus-Leninismus intensiviert wird. Die
Partei muß ihre Mitglieder darin erziehen, die marxistisch-leninistische Methode
bei der Analyse politischer Situationen und bei der Einschätzung der
Kräfte der bestehenden Klassen anzuwenden, damit die subjektivistische Analyse
und Einschätzung vermieden werden kann. Die Partei muß die Aufmerksamkeit
der Mitglieder auf Untersuchungen und das Studium sozialer und
ökonomischer Bedingungen lenken, um sie zu befähigen, die Taktik des Kampfes
und entsprechende Arbeitsmethoden zu bestimmen. Die Partei muß ihren
Mitgliedern helfen, zu verstehen, daß sie ohne Untersuchung der aktuellen
Bedingungen in Phantastereien versinken werden. Die Bewußtwerdung der
von der Partei in der Vergangenheit begangenen Fehler ist eine sehr günstige
Bedingung, den revolutionären Geist des Marxismus-Leninismus zu meistern.
Daher dürfen die indonesischen Marxisten-Leninisten weder Mühen noch
Energie scheuen, um die Schwierigkeiten zu überwinden, die durch den herrschenden
Weißen Terror dem Streben, den Marxismus-Leninismus zu studieren,
in den Weg gelegt werden.

Die Erfahrungen aus dem von der Partei in der Vergangenheit geführten
Kampf haben gezeigt, wie unumgänglich es für die indonesischen Marxisten-Leninisten
ist, die entschlossen sind, den Marxismus-Leninismus zu verteidigen
und den modernen Revisionismus zu schlagen, nicht nur die Lehren von
Marx, Engels, Lenin und Stalin zu studieren, sondern auch und im besonderen
die Ideen MaoTse-tungs, dem es gelungen ist, den Marxismus-Leninismus sich
anzueignen, zu verteidigen und zu seinem Höhepunkt in der gegenwärtigen
Periode weiterzuentwickeln.

Die PKI wird das Banner des Marxismus-Leninismus nur hochhalten können,
wenn sie dem modernen Revisionismus gegenüber eine entschlossene Haltung
einnehmen wird, der heutzutage sein Zentrum in der Führungsgruppe der
KPdSU hat. Dem modernen Revisionismus entgegenzutreten und gleichzeitig
die Freundschaft mit den modernen Revisionisten aufrechtzuerhalten, ist unmöglich.
Die PKI muß diese falsche Haltung hinsichtlich der Frage der Beziehungen
zu den modernen Revisionisten, die sie in der Vergangenheit einnahm,
aufgeben. Die Loyalität zum proletarischen Internationalismus kann
sich nur in einer unbeugsamen Haltung im Kampf gegen den modernen Revisionismus
zeigen, weil der moderne Revisionismus den proletarischen Internationalismus
zerstört hat und den Kampf des Proletariats und der unterdrückten
Völker in der ganzen Welt verraten hat.

Beim Wiederaufbau der Partei müssen die indonesischen Marxisten-Leninisten
ihre Aufmerksamkeit der Schaffung von Bedingungen widmen, die zur bewaffneten
Agrarrevolution der Bauern führen, die die Hauptform des Kampfes
sein wird, um den Sieg in der Volksdemokratischen Revolution in Indonesien
zu gewinnen. Das bedeutet, daß dem Wiederaufbau der Parteiorganisation
in den ländlichen Gebieten die größte Aufmerksamkeit gewidmet
werden muß. Die größte Aufmerksamkeit gilt der Lösung des Problems
der Aufrüttelung, Organisierung und Mobilisierung der Bauern in einer antifeudalen
Agrarrevolution. Die Integrierung der Partei mit den Bauern, besonders
mit den Landarbeitern und armen Bauern, muß ganz bewußt vorangetrieben
werden. Denn nur durch solch eine Integrierung wird die Partei in der
Lage sein, die Bauernschaft zu führen, und die Bauernschaft wird ihrerseits
fähig sein, das unbesiegbare Bollwerk der Volksdemokratischen Revolution zu
werden.
Die Angriffe des dritten Weißen Terrors haben den Parteiorganisationen auf
dem Lande im allgemeinen größeren Schaden zugefügt, was die Arbeit auf
dem Lande schwieriger und mühsamer macht. Aber dies kann in keiner Weise
etwas an dem unerschütterlichen Gesetz ändern, daß die Hauptkraft der
Volksdemokratischen Revolution in Indonesien die Bauernschaft ist und ihr
Basisgebiet das Land. Mit der festen Entschlossenheit, daß alles für die Volksmassen
ist, werden die indonesischen Marxisten-Leninisten bestimmt fähig
sein, die ernsten Schwierigkeiten zu überwinden. Wenn sie den Massen mit
ganzem Herzen vertrauen und sich auf die Massen stützen werden, dann wird es
den indonesischen Marxisten-Leninisten gelingen, die zurückgebliebenen indonesischen Dörfer
in große und konsolidierte militärische, politische und kulturelle
Bastionen der Revolution zu verwandeln.
Die indonesischen Bauern sind am allermeisten an der volksdemokratischen
Revolution interessiert. Weil nur eine solche Revolution sie von einem Leben
der Zurückgebliebenheit und Ungleichheit durch feudale Unterdrückung befreien
wird. Nur eine solche Revolution wird ihnen das geben, wovon sie ihr
ganzes Leben lang geträumt haben und was ihnen erst leben verheißt: Land.
Das ist es, weshalb die Bauern gewiß den Weg der Revolution für Land und
Freiheit beschreiten werden, egal wie schwierig und voller Biegungen und
Windungen dieserWeg auch sein wird.

Offensichtlich ist die zweite Aufgabe der indonesischen Marxisten-Leninisten
in der Gegenwart die Schaffung der notwendigen Bedingungen für die bewaffnete
Agrarrevolution der Bauern unter Führung des Proletariats. Vorausgesetzt,
daß es den indonesischen Marxisten-Leninisten gelingt, die Bauern aufzurütteln,
zu organisieren und zu mobilisieren, um die antifeudale Agrarrevolution
durchzuführen, dann ist die Führung der Arbeiterklasse in der volksdemokratischen
Revolution und der Sieg dieser Revolution gesichert.
Die Partei muß jedoch mit ihren Anstrengungen fortfahren, eine revolutionäre
Einheitsfront mit anderen antiimperialistischen und antifeudalen Klassen und
Gruppen herzustellen. Auf der Basis der Allianz der Arbeiterklasse mit der
Bauernschaft unter Führung der Arbeiterklasse muß die Partei daran arbeiten,
die städtische Kleinbourgeoisie und andere demokratische Kräfte auf ihre
Seite zu ziehen und die nationale Bourgeoisie als zusätzlichen Bündnispartner
in der volksdemokratischen Revolution zu gewinnen. Die gegenwärtigen objektiven
Bedingungen bieten die Möglichkeit zur Errichtung einer breiten revolutionären
Einheitsfront.
Die Militärdiktatur der rechten Armeegeneräle Suharto und Nasution ist
nichts anderes als die Manifestation der Herrschaft der reaktionären Klassen
des Landes, nämlich der Kompradorenbourgeoisie, der bürokratischen Kapitalisten
und der Grundbesitzer. Die einheimischen reaktionären Klassen unter
Führung der Clique rechter Armeegeneräle üben die Diktatur über das indonesische
Volk aus und fungieren als Kettenhunde zur Bewachung der Interessen
des Imperialismus in Indonesien, vor allem des US-Imperialismus. Folglich
wird die Machtausübung der rechten Armeegeneräle mit Sicherheit nichts
anderes bewirken, als die Unterdrückung und Ausbeutung des indonesischen
Volkes durch Imperialismus und Feudalismus noch zu intensivieren.
Die Militärdiktatur der rechten Armeegeneräle repräsentiert lediglich die Interessen
einer sehr kleinen Minderheit, die die überwältigende Mehrheit des
indonesischen Volkes unterdrückt. Gerade deshalb wird die Militärdiktatur
der rechts gerichteten Armeegeneräle mit Sicherheit auf den Widerstand der
breiten Volksmassen stoßen. Die Militärdiktatur der rechts gerichteten Armeegenerals-
Clique repräsentiert auch nicht die Massen der Soldaten in den
bewaffneten Streitkräften von Indonesien. Daher wird der Widerstand gegen
die Militärdiktatur auch aus den Reihen der Soldaten kommen. Es ist also
ganz klar, daß es im Kampf zur Zerschlagung der Militärdiktatur die echte
Chance gibt, eine sehr breite Einheitsfront herzustellen.
Die gegenwärtige Situation unterscheidet sich von der Situation des zweiten
Weißen Terrors (Madiun-Affäre). Gegenwärtig haben sich nicht alle Kräfte der
Mitte mit der Konterrevolution zum Angriff auf die treibenden Kräfte der
Revolution verbunden. Der linke Flügel der Kräfte der Mitte leistet Widerstand
und wurde daher auch zur Zielscheibe der Angriffe der Konterrevolution.
Die Zahl dieser mittleren Kräfte, die der Militärdiktatur der rechten
Armeegeneräle Widerstand leistet, nimmt zu. Die Partei muß fortfahren, sich
mit diesen Kräften zu einer Einheitsfront zusammenzufinden.
Die dritte wichtige Aufgabe, vor der die indonesischen Marxisten-Leninisten
stehen ist folglich, mit allen antiimperialistischen und antifeudalen Klassen
und Gruppen auf der Basis der Arbeiter-Bauern-Allianz und unter der Führung
der Arbeiterklasse eine revolutionäre Einheitsfront zu schmieden.
Es ist klar geworden, daß die indonesischen Marxisten-Leninisten, um in der
volksdemokratischen Revolution den Sieg zu erringen, die "Drei Banner der
Partei'' hochhalten müssen, nämlich:

Das erste Banner ist der Aufbau einer marxistisch-leninistischen Partei, die
frei von Subjektivismus, Opportunismus und modernem Revisionismus ist.
Das zweite Banner ist der bewaffnete Volkskrieg, der dem Wesen nach der
bewaffnete Kampf der Bauern in einer antifeudalen Agrarrevolution unter
Führung der Arbeiterklasse ist.
Das dritte Banner ist die revolutionäre Einheitsfront auf der Basis der Arbeiter-
Bauern-Allianz unter Führung der Arbeiterklasse.
Das Politbüro hat mit dieser Selbstkritik eine Kritik der ernsten Schwächen
und schweren Fehler geleistet, die von der Partei in der Periode nach 1951
begangen wurden und der Partei sowie der gesamten revolutionären Bewegung
größten Schaden zugefügt haben.

Die den indonesischen Marxisten-Leninisten bevorstehenden Aufgaben sind
sehr schwierig. Sie müssen unter einem äußerst grausamen und barbarischen
Terror und unter Verfolgungen arbeiten, die in der Geschichte ohne gleichen
sind. Die indonesischen Marxisten-Leninisten haben jedoch nicht die geringsten
Zweifel, daß wenn sie die von der Partei in der Vergangenheit begangenen
Fehler korrigieren, sie jetzt auf dem korrekten Weg vorwärtsschreiten,
dem Weg der volksdemokratischen Revolution. Egal wie langwierig, mühsam
und voller Schwierigkeiten, dies ist der einzige Weg, der zu einem freien und
demokratischen neuen Indonesien führt, einem Indonesien, das wirklich dem
indonesischen Volk gehören wird. Dafür müssen wir den Mut aufbringen,
diesen langen Weg zu beschreiten.
Die indonesischen Marxisten-Leninisten und Revolutionäre haben, ausgehend
von ihren eigenen Kampferfahrungen, nicht den geringsten Zweifel an der
Korrektheit der These vom Genossen Mao Tse-tung, daß die Imperialisten und
alle Reaktionäre Papiertiger sind. Ihr Aussehen ist furchterregend, aber in
Wirklichkeit sind sie gar nicht so mächtig. Langfristig gesehen ist es das Volk,
das wirklich mächtig ist. Die Militärdiktatur der rechten Armeegeneräle ist
ebenfalls ein Papiertiger. Ihr Aussehen ist machtvoll und furchterregend. Aber
in Wirklichkeit ist sie nicht so mächtig, weil sie vom Volk nicht unterstützt wird
sondern im Gegenteil bekämpft wird, weil sie selbst von Widersprüchen
zerrissen wird, weil sie untereinander um den größten Anteil an der Beute und
um noch größere Macht zanken. Die Imperialisten, speziell die US-Imperialisten,
die Hauptstütze der Militärdiktatur der rechtsgerichteten Armeegeneräle,
sind ebenfalls Papiertiger. Auch sie sehen mächtig und furchterregend aus,
sind aber in Wirklichkeit schwach und gehen ihrem Untergang entgegen. Die
Schwäche des Imperialismus, besonders des US-Imperialismus, zeigt sich in
ihrer Unfähigkeit, das heroische vietnamesische Volk zu unterwerfen und die
Flut des antiimperialistischen Kampfes, der von den Völkern der ganzen Welt,
einschließlich des amerikanischen Volkes geführt wird und dem US-Imperialismus
empfindliche Schläge versetzt, aufzuhalten.
Strategisch gesehen sind die Imperialisten und alle Reaktionäre schwach und
folglich müssen wir sie verachten. Indem wir die Feinde strategisch verachten,
können wir den Mut gewinnen, sie zu bekämpfen und die Zuversicht, sie zu
besiegen. Gleichzeitig müssen wir sie aber ganz ernst nehmen, taktisch ihre
Stärke voll in Rechnung stellen und uns davor hüten, abenteuerliche Schritte
gegen sie zu unternehmen.
Wir befinden uns heute in einer Epoche, in der der Imperialismus seinem
totalen Untergang entgegengeht und der Sozialismus in der ganzen Welt siegreich
voranschreitet. Keine Macht der Welt kann den totalen Untergang des
Imperialismus und aller anderen Reaktionäre verhindern und keine Macht
kann den weltweiten Sieg des Sozialismus aufhalten. Die Militärdiktatur der
rechten Armeegeneräle als Wachhund für die Interessen des Imperialismus in
Indonesien, wird ebenso wenig in der Lage sein, seine Vernichtung abzuwenden.
Das grausame und verbrecherische Massaker und die Folterungen an
hunderttausenden von Kommunisten und Demokraten, die noch heute anhalten,
werden nicht bewirken können, das Volk und die Kommunisten davon
abzuhalten, sich zum Widerstand zu erheben. Im Gegenteil werden alle Brutalitäten
und Grausamkeiten mit Sicherheit zu Vergeltung und den Widerstandskampf
des Volkes nur noch mehr herausfordern. Die Kommunisten werden den Tod
ihrer Hunderttausende von Genossen rächen, mit dem Entschluß, dem Volk,
der Revolution und der Partei noch besser zu dienen.

Die indonesischen Marxisten-Leninisten, die unter den Überfällen des dritten
weißen Terrors zu leiden haben, bringen ihre tiefe Dankbarkeit für die Solidarität
der Marxisten-Leninisten in der ganzen Welt zum Ausdruck. Die Solidarität
hat die Überzeugung der indonesischen Revolutionäre gestärkt, daß ihr
Kampf um die nationale Befreiung und der Kampf des internationalen Proletariats
für den Sozialismus untrennbar miteinander verbunden sind. Die indonesischen
Marxisten-Leninisten werden weder Anstrengungen noch Mühen
scheuen, die Wünsche der Marxisten-Leninisten der ganzen Welt zu erfüllen,
indem sie den Marxismus-Leninismus entschlossen verteidigen, gegen den modernen
Revisionismus kämpfen und sich noch stärker für die Befreiung ihres
Volkes und Landes und für die proletarische Weltrevolution einsetzen.

Die indonesischen Marxisten-Leninisten, im Geiste vereint und entschlossen,
den Weg der Revolution zu gehen, dem Volk von ganzem Herzen zu vertrauen,
sich auf das Volk zu stützen, mutig, ausdauernd, bewußt, geduldig, hartnäckig
und wachsam zu arbeiten, werden sicher in der Lage sein, ihre historische
Mission zu erfüllen, die volksdemokratische Revolution zu führen, die
Militärdiktatur der rechten Armeegeneräle zu zerschlagen und eine völlig neue
Macht zu errichten, die volksdemokratische Diktatur. Mit der volksdemokratischen
Diktatur, der vereinten Macht der antiimperialistischen und antifeudalen
Klassen und Gruppen unter Führung der Arbeiterklasse wird das indonesische
Volk den Imperialismus und die Überreste des Feudalismus vollständig
liquidieren, eine freie und demokratische neue Gesellschaft aufbauen und
zum Sozialismus voranschreiten, in dem es keine Unterdrückung und Ausbeutung
des Menschen durch den Menschen mehr geben wird.

Schließen wir uns noch enger zusammen, um den Weg der Revolution zu
beschreiten, der durch die Lehren des Marxismus-Leninismus erleuchtet wird,
der Weg, der zur Befreiung des indonesischen Volkes und des Proletariats
führt, der Weg, der zum Sozialismus führt.

Zentraljava, September 1966 POLITBÜRO DES ZK DER PKI

ANMERKUNGEN

(1) Lenin, Der 'linke Radikalismus'. Die Kinderkrankheit im Kommunismus,
      1920, Dietz 1968
(2) Der Neue Weg für die Republik Indonesien (Resolution des Politbüros
     des ZK der PKI, August 1948
(3) Mao Tse-Tung, Unsere Schulung und die gegenwärtige Lage,
     Ausgewählte Werke, Bd. III, S.188, Peking 1969
(4) Lenin, Was tun? , 1901, Dietz 1968
(5) Lenin, Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus,
    1916, Dietz 1967
(6) D.N. Aidit, Sei ein guter, ein noch besserer Kommunist
(7) Lenin, Was tun?
(8) Lenin, Die Lehren der Revolution von 1905, Werke Bd. 16
(9) D.N. Aidit, Rechenschaftsbericht an die Zweite Plenartagung des
     Zentralkomitees des 6. Parteitages der PKI
(10) Mao Tse-Tung, Über die demokratische Diktatur des Volkes
     AWerke, Bd. IV
(11) D.N. Aidit, Haltet das Banner der Revolution hoch.
(12) Ibid.
(13) Lenin, Was tun?, Dietz 1968.
       Vollständig lautet der Text: ". .. daß die in einem jungen Lande
       einsetzende Bewegung nur erfolgreich sein kann, wenn sie die Erfahrungen
       der anderen Länder verarbeitet. Für ein solches Verarbeiten aber genügt die
       einfache Kenntnis dieser Erfahrungen oder das einfache Abschreiben der
       jüngsten Resolution nicht. Dazu ist notwendig, daß man es versteht, diesen
      Erfahrungen kritisch gegenüberzutreten und sie selbständig zu überprüfen."
(14) D.N. Aidit, Haltet das Banner der Revolution hoch.
(15) Mao Tse-Tung, Die chinesische Revolution und die Chinesische
       Kommunistische Partei, 1939, AWerke Bd. II, S.367
(16) Lenin, Staat und Revolution, 1917
(17) Lenin, Staat und Revolution
(18) D.N. Aidit, Haltet das Banner der Revolution hoch.
(19) Lenin, Staat und Revolution
(20) Die Führung der Kommunistischen Partei Italiens behauptet, daß die
       Diktatur des Proletariats in Italien durch graduelle Reformen in der Staatsstruktur,
       unter Ausnutzung der italienischen Verfassung und parlamentarischer
       Mittel möglich sei und nicht durch eine proletarische Revolution und
       die Zerschlagung der bürgerlichen Staatsmaschinerie.
(21) D.N. Aidit, Haltet das Banner der Revolution hoch.
(22) Ibid.
(23) Lenin, Zwei Taktiken der Sozialdemokratie in der demokratischen
       Revolution, 1905, Werke Bd. 9, Dietz 1966
(24) Lenin, Staat und Revolution
(25) Der Neue Weg für die Republik Indonesien, Resolution ...
(26) D.N. Aidit, Lehren aus der Geschichte der PKI, Rede zum
       40. Jahrestag der Gründung der PKI
(27) D.N. Aidit, Rechenschaftsbericht an die 4. Plenartagung des Zentralkomitees
       des 5. Parteitages der PKI
(28) D.N. Aidit, Haltet das Banner der Revolution hoch.
(29) D.N. Aidit, Rechenschaftsbericht an die 4. Plenartagung ...
(30) D.N. Aidit, General;Report an den 7. Kongress der PKI, 1962
(31) D.N. Aidit, Haltet das Banner der Revolution hoch.
(32) PSI=Partai Sosialis Indonesia: eine ausgesprochen antikommunistische
       Partei der Rechts-Sozialisten. Sie hatte aktiven Anteil an der Rebellion
       der PRRI/Permesta im Jahre 1958. Ihre Führer sind Kompradoren
       des britischen und US-Imperialismus
(32a) D.N. Aidit, Rede auf der Ersten Parteikonferenz über die Arbeit
        unter den Bauern
(33) D.N.Aidit, Haltet das Banner der Revolution hoch.
(34) D.N. Aidit, Rechenschaftsbericht an die 2. Plenartagung des Zentralkomitees
          des 6. Kongresses der PKI
(35) Lenin, Zwei Taktiken der Sozialdemokratie ...
(36) J.W. Stalin, Über die Grundlagen des Leninismus, 1924, Peking 1965
(37) Ibid.

Aus:
Dokumente der indonesischen Arbeiterbewegung
Reihe nationale Befreiung 3
Verlag Jürgen Sendler

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